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Unrentables ausgeschieden

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Der vor kurzem veröffentlichte Geschäftsbericht der Mobil Oü Austria weist für das vergangene Jahr einen Umsatz von rund 1,37 Müldarden Schilling auf (ohne Mineralölsteuer). Dies bedeutet eine Steigerung von acht Prozent gegenüber 1967. Der bereits seit mehreren Jahren vorherrschende Trend einer jeweils stärkeren Steigerung des Mengenabsatzes im Vergleich zum Wertabsatz konnte 1968 unterbrochen werden; der mengenmäßige Gesamtabsatz verzeichnete eine Zunahme um fünf Prozent (der Marktbedarf an Mineralölprodukten stieg insgesamt um 14,4 Prozent) auf rund 1,28 Milliarden Tonnen. Der Umsatz pro Beschäftigten hat sich bei einem um 30 auf 858 verringerten Personalstand von 1,43 auf 1,6 Millionen Schilling erhöht.

Generaldirektor Doktor Herbert Lewinsky betonte in einem Pressegespräch, daß der für diese günstige Entwicklung zu bezahlende Preis sehr hoch gewesen sei, da der Marktanteil der Mobil Oil Austria durch das Ausscheiden unrentabler Geschäfte von 15 Prozent auf 14 Prozent zurückgegangen ist. Erhöhte Selektivität und vielschichtige Rationalisierungsbemühungen, unter denen vor allem die Verringerung der Kundenaußenstände, die Reduktion des Lagerbestandes, die weitere Verbesserung des Vertriebssystems sowie neue technische Anlagen zu erwähnen sind, resultierten in einem Bilanzgewinn von 16,9 Millionen Schilling. Die Hauptversammlung hat die Ausschüttung einer Dividende in der Höhe von 7,2 Prozent auf das Grundkapital von 250, Millionen Schilling beschlossen.

Die Umsatzrentabilität ist von 0,74 in 1967 auf 1,28 in 1968 gestiegen, das heißt, auf je 1000 Schilling Umsatz entfiel ein Reingewinn von 12,80 Schilling. Die Rentabilität des Eigenkapitals stieg von 2,7 Prozent auf 5 Prozent. Der Rohgewinn betrug 6,5 Prozent des Gesamtkapitals (4,8 Prozent in 1967). Generaldirektor Lewinsky betonte, das dies zwar eine sehr erfreuliche Entwicklung sei, jedoch muß diese erzielte Rendite für einen anlage-und kapitalintensiven Wirtschaftszweig gemessen an internationalen Maßtäben als nicht besonders attraktiv bezeichnet werden. Ein hohes Investitionsniveau zwinge aber ein Unternehmen der Rentabilitätsrate im Sinne der Kapital- und Ertragswerterhaltung hohe Aufmerksamkeit zu widmen. Eine entsprechende Verzinsung für den Aktionär sei die unbedingte Voraussetzung, um bei Festlegung der Investitionspolitik in Konkurrenz mit Schwestergesellschaften anderer Länder bestehen zu können. Bedauerlich sei daher, daß die Bundesregierung zu dem Preisantrag des Mineralölhandels auf eine Erhöhung der Pumpenabgabepreise für Treibstoffe selbst bei anerkannten Kostenerhöhungen mit dem Hinweis auf mangelnde Existenzgefährdung der betroffenen Unternehmen eine ablehnende Haltung eingenommen hat.

Als ein weiteres noch offenes Problem wird die noch immer auf Ofenöl lastende, bedarfshemmende Mineralölsteuer bezeichnet. Der österreichische Pro-Kopf-Verbrauch beträgt derzeit ein Füpfundzwanzig-stel dessen unserer Nachbarländer. Durch eine weitere Reduktion der Mineralölsteuer könnten die gesamtwirtschaftlich nachteiligen Überschüsse abgebaut werden, wobei der unmittelbare Einnahmeentfall des Staates mittelbar durch bedeutende Umsatzsteigerungen, wie die Vergangenheit zum Teil schon bewiesen hat (der Bedarf hat sich seit der ersten Steuerreduktion verdreifacht), wieder wettgemacht werden kann.

Die Mineralöleinfuhr Österreichs (Rohöl, Produkte, Rückstände) erhöhte sich im abgelaufenen Jahr auf rund 5 Millionen Tonnen. Damit ist der Importanteil an der österreichischen Gesamtversorgung weiter kräftig gestiegen. Die Wichtigkeit der bereits 1967 von der heimischen Mineralölwirtschaft getroffenen Vereinbarungen zur Errichtung der Adria—Wien-Pipeline (AWP) sowie für den Bau einer Raffinerie bei Graz (Lannach) kommt dadurch deutlich zum Ausdruck. Das Investitionsvolumen war mit 105 Millionen Schilling um rund 17 Prozent höher als im Vorjahr. Der Schwerpunkt der Investitionen lag im Ve rtriebsbe reich bei der weiteren Realisierung des langfristigen Tankstellen- und Servicestationenbaupro-grammes. 33 Neuinbetriebnahmen standen 8 Schließungen gegenüber, so daß per Ende 1968 den Kraftfahrern insgesamt 663 Mobil-Stationen zur Verfügung standen. Mobil weist einen der höchsten Durchschnittsumsätze pro Tankstelle unter allen Mineralölgesellschaften in Österreich auf; obwohl der Marktanteil bei Treibstoffen 17 Prozent beträgt, hält der Anteil am gesamtösterreichischen Tankstellennetz (Ende 1968: 5502 Stationen) bei rund 12 Prozent. Die Bilanzsumme stieg von 885 Millionen Schilling auf 843 Mülionen Schilling. Das Sachanlagevermögen ist zu 124 Prozent durch Eigenkapital gedeckt. Der Verschuldungsgrad (Fremdkapital : Eigenkapital) beträgt 1,3:1 (Vorjahr: 1:4,1). Seit Juli 1968 ist die Mobil Oil Austria mit einem der europäischen Computer-Center der Mobil Oil Corporation und quor. mit einer in Hamburg installierten Großcomputeranlage (IBM 360/40) im Datenfernverkehr über das Fernsprechnetz verbunden; es ist dies das erstemal, daß ein derartiges System in Österreich zur Anwendung kam. Abschließend erklärte Generaldirektor Dr. Lewinsky, daß der vorgelegte Geschäftsbericht für 1968, der in anschaulicher Form auch Interessantes über die Entwicklung der internationalen und österreichischen Mineralwirtschaft bietet, als Beitrag der Mobil Oil Austria zu einem besseren Verständnis zwischen Wirtschaft und Öffentlichkeit zu werten sei.

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