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Urlauber, die nicht klagen

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Die Fremdenverikehrswirtschiaft stellt in Österreich eine der tragenden Säulen der gesamten volkswirtschaftlichen Entwicklung dar. Seit einer Reihe von Jahren wird die Lücke in der österreichischen Außenhandelsbilanz mit den Erträgnissen an Hartdevisen, die aus der Fremdenverkehrswirtschaft stammen, nahezu ausgeglichen. Es war daher nur selbstverständlich, das das steirische Fremdenverkehrsreferat ebenfalls mit allen Kräften trachtete, aus diesem wertvollen Wirtschaftszweig gleich den anderen Bundesländern das Bestmögliche herauszuholen. Hiebei macht allerdings dem steirischen Fremdenverkehr — wie natürlich auch anderen Wirtschaftszweigen — die geographische Randlage unseres Landes sehr zu schaffen. Diese Schwierigkeit konnte aber in den letzten Jahren immer mehr durch eine solide Werbung, durch Verbesserung der Verkehrsverhältnisse und der erhöhten Ausgestaltung der Frem-denverkehrseinrichtungen und Betriebe überwunden werden. So verzeichnet die Steiermark im abgelaufenen Fremdenverkehrsjahr gegen 6 Millionen Nächtigungen von in- und ausländischen Gästen, wobei die Zuwachsrate ausländischer Fremdennächtigungen über dem österreichischen Durchschnitt liegt.

Desungeachtet ist die Steiermark nach wie vor das ideale Erholungsgebiet für den österreichischen Feriengast mit der kleineren Brieftasche oder der größeren Familie, weil die Betriebe die Forderung der steirischen Fremdenverkehrspolitik nach Preistreue und Preisdisziplin weitestgehend erfüllen. Man wird aus der Steiermark kaum Klagen über Preisexzesse vernommen haben, obgleich auch hier die Lebensmittelpreise und Personallasten wie überall etwas angestiegen sind. Eine der Ursachen der Preistreue ist die Tatsache, daß im offiziellen steirischen Gaststättenverzeichnis bei den Tagespensionspreisen Inklusivpreise verzeichnet sind, in denen also die Trinkgeldablöse und sonstige Abgaben inbegriffen sind. Damit wird jegliche Manipulation bei der Verrechnung von Zuschlägen, etwa nach dem Aussehen des Gastes, verhindert. Der Inklusivpreis im Gaststättenverzeichnis sieht naturgemäß zunächst wie eine Preiserhöhung aus, ist es aber nicht. Der Nachteil dieser Optik ist jedoch bei weitem ausgewogen durch die größere Verläßlichkeit der Preisauszeichnung, die von zahlreichen Fremdenverkehrsfachleuten und vor allem von den betroffenen Gästen auf das wärmste begrüßt wurde. Aber auch der Gastwirt weiß heute, daß er der wachsenden in- und ausländischen Konkurrenz nur durch höhere Leistungen bei gleichbleibenden stabilen und angemessenen Preisen begegnen kann.

Aber auch das Fremdenverkehrsreferat der steiermärkischen Landesregierung tat das Seinige, um die Situation der Gast- und Be-herbungsbetriebe zu entlasten. Im letzten Jähr wurden gegen 17 Millionen Schilling begünstigter Kredite an kleinere und mittlere Betriebe abgegeben, was zur Folge hatte, daß die damit getätigten Investitionen nicht sofort ihren Niederschlag in einem erhöhten Preis fanden. Durch namhafte Zuschüsse des Fremdenverkehrsreferates wurden weiter die steirischen Fremdenverkehrsgemeinden beziehungsweise die Fremdenverkehrsvereine in die Lage versetzt, Prospekte aufzulegen und für die Ortsverschönerung zu sorgen.

Aber es folgten noch andere Maßnahmen. Die an warmen Badeseen nicht allzu gesegnete Steiermark verzeichnete im Jahr 1952 als Ersatz hiefür 58 Schwimmbäder. Im Jahr 1964 waren es bereits über 150, wobei weitere 30 Anlagen derzeit im Bau sind. Der allgemeine Trend zum geruhsamen Bergwandern veranlaßte das Fremdenverkehrsreferat, dafür zu sorgen, daß eine Reihe von Schutzhäusern neu ausgebaut und ein Netz von gepflegten Wanderwegen angelegt wurde. Fast jeder Fremden verkehrsort verfügt bereits über eine Kleingolfanlage, über Tennisplätze und andere dem Fremdenverkehr dienliche Sportanlagen.

Auch in der Verkehrssituation wurde innerhalb der letzten zehn Jahre gewaltiger Wandel geschaffen. Die Ennstal-Bundesstraße ist zusammen mit dem Ausbau des Pötschenpas-ses zu einer der modernsten und schönsten Straßenverbindungen der Ostalpen geworden. Die Verbindungen von Graz nach Wien sind bequemer und rascher geworden durch den Ausbau der Triester Bundesstraße und gleichermaßen der Wechsel-Bundesstraße.

Besonders liegt dem Land Steiermark die Erschließung der Bergwelt durch Höhenstraßen am Herzen. Hier wurden in den letzten Jahren einige großzügige Straßenbauten vollzogen, die zu einer richtigen Sehenswürdigkeit wurden. Es ist dies vor allem die Hochwur-zenstraße bei Schladming, die Dachstein-Türl-wandstraße in der steirischen Ramsau, die Straße auf den Stoderzinken bei Gröbming, die Tauplitzalm-Bergstraße von Mitterndorf aus, die Sölkpaßstraße und die Planneralmstraße bei Donnersbach, um nur einige zu nennen.

Die Elektrifizierung der österreichischen Bundesbahnen auf dem steirischen Gebiet steht vor ihrem Abschluß. Mit der Eröffnung des Teilstückes St. Michael-^Selzthal ist einer der bedeutendsten Verkehrswünsche der Steiermark erfüllt. Nun bleibt nur noch das Stück Bruck a. d. Mur—Graz übrig, und auch die Verwirklichung dieses Ausbauwunsches ist in greifbare Nähe gerückt. Die Einführung des innerösterreichischen Luftverkehrs, gerade von der Steiermark nachdrücklichst gefördert, brachte schon während des ersten Sommerflugplanes eine erfreuliche Auslastung. Wenn es gelingt, das derzeitige Maschinenmaterial durch modernes Gerät zu ersetzen, wird auch dieses aktuelle Verkehrsmittel zur Belebung des steirischen Fremdenverkehrs beitragen, denn es darf nicht übersehen werden, daß mit der innerösterreichischen Linienführung auch zahlreiche internationale Anschlüsse in Wien erreicht werden können.

Man sieht also, daß auf allen Teilgebieten des Fremdenverkehrs gearbeitet und geplant wird. Dies gilt auch vor allem für die Wintersaison, die sogenannte zweite Saison, die wir in der Steiermark zur. Auslastung der Bettenkapazität so notwendig benötigen. Der Ausbau der Steiermark zu einem vortrefflichen Wintersportland vollzieht sich dank der hervorragenden landschaftlichen Gegebenheiten und einem wohlüberlegten Plan überaus zügig. Heute verfügt die Steiermark über 230 Skischlepplifte, wodurch sie an die zweite Stelle hinter Tirol in ganz Österreich gerückt ist. Daneben werden auch die anderen Wintersporteinrichtungen gepflegt und weiter ausgebaut. Wir denken hier an gesicherte Skiabfahrten, Eislaufplätze und Rodelbahnen.

Das Bild des steirischen Fremdenverkehr wäre nicht abgerundet, wenn man nicht den Blütenreichtum im Frühling und die im Herbst in Farbenpracht erglühende Landschaft mit Kastanien und edelstem Wein erwähnen würde. Diese beiden Jahreszeiten eignen sich ganz besonders zu einem geruhsamen Urlaub. Viele schätzen vor allem die Traubenkuren in steirischen Weinland, und Zehntausende bevölkern zu allen Jahreszeiten die Gesundbrunnen unseres Landes wie Bad Gleichenberg, Aussee, .Wörschach und Einöd sowie die zahlreichen Luftkurorte.

Das eben wiedergegebene Bild des steirischen Fremdenverkehrs zeigt die Größe der Aufgabe, die den verantwortlichen Stellen im Land gestellt ist. Was wären aber all diese materiellen Leistungen, wenn nicht hinter ihnen der Mensch mit Fachkenntnis und Unternehmergeist stünde. Durch unzählige Referate und Hinweise ist die Fremdenverkehrsgesinnung im Land Steiermark erheblich gestiegen. Heute weiß die Bevölkerung unseres Landes von der Bedeutung des Fremdenverkehrs. Dieses Wissen, verbunden mit einer fröhlichen und der Welt zugewandten Art, schafft jenen Menschenschlag, der berufen ist, mehr Gastfreund als Unternehmer zu sein.

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