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Der Verkauf der Bank Austria an die bayrische Hypo-Vereinsbank hat massive symbolische Bedeutung. Österreich gibt seine größte Bank auf, die auf dem osteuropäischen Markt gut etabliert war, und verzichtet freiwillig darauf, in seinen Nachbarländern eine finanz- und wirtschaftspolitische Rolle zu spielen. Dass nicht nur über Arbeitsplätze, sondern auch über österreichische Exportförderung in München entschieden wird, ist noch gar nicht ins öffenliche Bewusstsein eingedrungen.

Wer erinnert sich noch an die Argumente von 1997, als die Bank Austria die CA handstreichartig übernahm? Die Bank Austria, so hieß es, werde das "nationale Flaggschiff" sein, groß genug, um im europäischen Spiel mitzuspielen, um Österreich im Rahmen der EU finanzielle Eigenständigkeit zu sichern. Dieselben Herrschaften, die die nationale Fusion predigten, haben jetzt den nationalen Ausverkauf vollzogen; so schnell, dass der Verdacht nahe liegt, hier werden Fehlentscheidungen, Milliardenverluste und mögliche Pleiten kaschiert.

Selbstverständlich kann ein starker Partner auf einem neuen Markt helfen. Nur hier wurde keine Partnerschaft eingegangen, sondern einer Totalübernahme zugestimmt. War es schon eine kapitale Niederlage, dass in der Ära Vranitzky die Europäische Bank für den Wiederaufbau Osteuropas in London errichtet wurde und nicht in Wien (was Bruno Kreisky nicht passiert wäre), so ist der Verkauf der Bank Austria eine weitere verspielte Chance.

Österreich macht sich in Ost- und Südosteuropa zum verlängerten Arm Deutschlands. Statt sich von deutscher Außenpolitik abzukoppeln, entzieht sich Östereich den finanziellen Boden für einen eigenständigen Kurs innerhalb der EU. Die historische Verantwortung für diese verspielte Chance trägt die Sozialdemokratie und ihre Vertreter in der Bank, denen kurzfristiges Profitdenken wichtiger war als langfristige europapolitische Perspektiven.

Trautl Brandstaller ist ORF-Journalistin und Dokumentarfilmerin.

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