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Digital In Arbeit

Vertrauen zu sich selbst

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Die Arbeitslosigkeit steigt und steigt. Eine der Ursachen: viele Menschen wagen nicht den Schritt in neue Arbeitsformen.

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Die Arbeitslosigkeit steigt und steigt. Eine der Ursachen: viele Menschen wagen nicht den Schritt in neue Arbeitsformen.

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Die Trendmeldungen aus der österreichischen Industrielandschaft sind alles andere als rosig. Arbeitsplätze werden hier zu einem immer knapperen Gut. Die Produktions- landschaft wird immer stärker automatisiert, und der Bedarf an repeti- tiven Arbeitskräften sinkt. Außerdem sind Mitarbeiter in diesem Bereichen aus dem Ausland viel preiswerter. Und auf die Preise müssen Österreichs Industrieunternehmen stark schauen, um international überhaupt überlebensfähig zu sein.

Aber auch die klassische Finanzdienstleistungsszene macht sich auf deutlich spürbare „Erdbewegungen“ gefaßt. Der Overhead in Management und Verwaltung unserer Banken und Versicherungen steht vor gründlichen Strukturveränderungen, ähnlich denen im industriellen Sektor. Das zieht ebenfalls eine Verminderung der Verwaltungskosten und eine Optimierung der Preisgestaltung zum Beispiel in Form von Zinsen und Prämien nach sich. Ebenso steht die Gestaltung der Gewinnbeteiligungen zur Diskussion; mehr für den Kunden, weniger für die eigene Administration. So ist zu erwarten, daß dieser Markt eine ähnliche Entwicklung durchmachen wird, wie die Industrie sie hoffentlich bald hinter sich hat.

Damit sind die mächtigsten Säu-

len unseres Wohlstandes - Industrie und Finanzmarkt - enorm in Bewegung geraten. Doch wie sieht es mit dem Fundament aus? Das Fundament sind wir, jedes einzelne Mitglied unserer Volkswirtschaft. So stark und beweglich wir alle sind, so tragfähig ist auch unser Wirtschaftssystem.

Doch leichter gesagt als getan. In Zeiten des wirtschaftlichen Aufschwunges waren die meisten von uns Arbeitnehmern in manchmal starr anmutenden Arbeitsabläufen einbetoniert, um den Wohlstand realisieren zu helfen. Denken? Das war Sache des Chefs. Für Flexibilität war da keine Zeit, denn der Wohlstandszug war in Höchstgeschwindigkeit geradlinig auf dem Weg nach oben unterwegs. Die meisten Menschen haben die vielfältigen Annehmlichkeiten dieser Reise in das Wirtschaftswunderland ausgiebig genossen: kontinuierlich steigende Einkommen, Essen und Trinken im Überfluß, regelmäßiger Urlaub, Autos, Luxus, soziale Sicherheit und so weiter und so fort.

GIPFEL DES WOHLSTANDES

Doch seit ungefähr Anfang der neunziger Jahre müssen wir alle erstaunt und unvorbereitet zur Kenntnis nehmen, daß unser quantitatives Wachstum plötzlich auf einer hügeligen Ebene eingebremst wurde.

Was tun? Die neue Wirtschaftslandschaft erfordert Gleichgewicht,

Flexibilität und Anpassungsbereitschaft, heißt es, damit wir die nächste Stufe zu einem weiteren Aufschwung in Richtung Wohlstandsgipfel erreichen. Das zeigt schon eine simple Tatsache: Im Juni 1993 berichtete das Nachrichtenmagazin „Newsweek“ von einem Rückgang der Industriearbeitsplätze um 30 Prozent und einer Zunahme der Arbeitsplätze im Dienstleistungsbereich um 100 Prozent.

Die Zukunft hat hier auch bereits begonnen. Während auf der einen Seite die Arbeitslosenzahlen steigen, ringen auf der anderen Seite Dienstleistungsmärkte um qualifizierte Ar

beitskräfte und Nachwuchs.

Bereiche wie Handwerk, moderne Finanzdienstleister, Schulungsunternehmen, Beratung, Coaching und Verkauf im weitesten Sinne sind solche Beispiele für offene Arbeitsmärkte (siehe untenstehenden Beitrag). Gerade hier ist es nicht einfach, Mitarbeiter auf dem Arbeitsmarkt zu finden.

Doch was schreckt eigentlich viele ab, den Schritt in diese Dienstleistungsszene zu wagen?

Was abschreckt, den Schritt in neue Arbeitsformen zu wagen, ist die fehlende Garantie von außen, daß sie auch wirklich funktionieren. Das ge-

ringe oder gar fehlende Fixeinkommen wirkt auf viele offensichtlich wie der erste Sprung in das kalte Wasser.

Einkommen über dem Durchschnitt sind eng gekoppelt an Freiheit und Flexibilität. Freiheit heißt eigentlich Selbstbestimmung anstatt Fremdbestimmung, Ausleben der Qualifikation, endlich eigene Vorstellungen realisieren können, Unternehmer anstatt Empfänger von Anweisungen sein. Freiheit bedeutet auch, weniger Subventionen von außen durch Unternehmen oder Staat. Die eigene Leistung steht im Vordergrund, und sie wird gut belohnt.

Moderne Unternehmenskonzepte schaffen bereits den Unternehmer im Unternehmen. Das heißt, erfolgreiche Mitarbeiter nehmen bereits zirka 80 Prozent ihrer Aufgaben in Eigenverantwortung wahr. Selbstkontrolle ist stärker als Fremdkontrolle. Der Erfolg ist das, was zählt.

Das Bildungsziel der Gegenwart und Zukunft muß daher Stärkung des Selbstvertrauens heißen. Vertrauen gewinnen in das eigene Erfolgspotential und die eigene Kraft.

Hochwissend sind wir schon, doch der Schritt zur Hochbildung steht uns noch bevor. Hochbildung bedeutet unter anderem, unser Wissen in positives Verhalten umzusetzen.

Der Autor ist

Geschäftsführer der Chairman Individual Training GesmbH.

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