Skifahren - © Foto: APA / Georg Hochmuth

Volle Lifte, leere Kassen, viel Frust

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In Schladming verschafft der „Ski-Lockdown“ der Regierung den Liftbetreibern ordentlich Geld. Der Rest der Tourismusindustrie – vor allem die arbeitsplatzreichen Hotels und Gaststätten – ist geschlossen, ihre Betreiber zunehmend ernüchtert. Ein Besuch.

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In Schladming verschafft der „Ski-Lockdown“ der Regierung den Liftbetreibern ordentlich Geld. Der Rest der Tourismusindustrie – vor allem die arbeitsplatzreichen Hotels und Gaststätten – ist geschlossen, ihre Betreiber zunehmend ernüchtert. Ein Besuch.

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Geschäftiges Treiben an der Talstation. In Schladming ist die Skisaison wenige Tage alt. Ein strahlend blauer Tag. Ordner achten darauf, dass sich keine Menschenansammlungen bilden und auch alle eine FFP-2-Maske tragen; draußen auf der Straße leiten Leute in gelben Warnwesten den Verkehr – Autos mit Wiener, Linzer, Grazer Kennzeichen; in der Talstation ärgert sich der Sporthändler über das, was da an Umsatz an ihm vorbeimarschiert, während er nur verleihen darf; auf der Straße vor der Talstation ärgert sich der Wirt von der Bar gegenüber über die schlechten Take-away-Zeiten; und die Tagesgäste sind schweigsam, als hätten sie etwas angestellt.

Zwei Gassen weiter aber: Stille. Last Christmas tönt über den zentralen Platz des Ortes – als wäre es das allerletzte gewesen. Geschlossene Läden, geschlossene Lokale, geschlossene Hotels. Tagesgäste verirren sich hier nicht her. Und wäre da nicht dieser einsam und alleine stehende Klapptisch vor dem Café Landgraf, man könnte meinen, die Stadt wäre ausgestorben. Säckchen mit Zuckerwerk stehen darauf. Und erst auf den zweiten Blick fällt auf, dass da Licht brennt in den hinteren Räumen des Lokals. Auf der Theke, über die normalerweise Cremeschnitten und Krapfen gereicht werden, liegen Schlüssel, Brillen und Taschen, die Vitrine ist leer. An einem der Tische sitzt ein Kind und tippt auf einem Telefon herum, irgendwo in den Innereien des Konditorbetriebes läuft ein Radio. Und dann sitzen da Brunhilde Graf und ihre Schwiegertochter Mara an einem Fenster in einer der hinteren Ecken des Lokals.

Die Saison abschreiben?

„Da überlegt man sich, wie das weitergeht“, sagt Brunhilde. „Das ist das dritte Mal jetzt.“ Die Dame um die 60 mit lockigem Haar meint den dritten Lockdown, in dem sich ihr kleines Imperium derzeit befindet. Ein Gästehaus hat die Familie oben am Berg, ein Hotel, ein Restaurant und eben das Café hier am Hauptplatz. Und wenn Brunhilde Graf die Frage in den Raum stellt, wie es denn weitergehen soll, so klingt Resignation durch: Mit Ende des Lockdowns werden die Ausfallsentschädigungen für Gastronomie und Hotellerie wieder wegfallen. Und damit stellt sich dann die Frage: Aufsperren mit all den verbundenen Kosten und auf den Februar spekulieren – oder die Saison gleich ganz abschreiben?

Genau das ist die Frage, die sich viele in der Region stellen: Da sind die geltenden Reisewarnungen aus dem Ausland und die zugleich für Urlauber praktisch unerfüllbaren Quarantäne-Regelungen. Damit fallen die ausländischen Gäste praktisch weg. Die machten im Betrieb der Grafs – sowie in der gesamten Region – in den vergangenen Jahren aber rund 70 Prozent der Gäste aus. Und wenn die Dame mit der SchaffellWeste dann so vor sich hin rechnet, gibt sie sich praktisch selbst eine Antwort: Mit einer schwarzen Null steigt der Betrieb der Familie Graf bei einer Auslastung von rund 60 Prozent aus.

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