"Von unten Arbeitsplätze schaffen"
Vom Start-up-Paket der Regierung erhofft sich NEOS-Wirtschaftssprecher Niko Alm eine Aufwertung des Wirtschaftsstandortes Österreich. Er ist selbst Gründer und Investor.
Vom Start-up-Paket der Regierung erhofft sich NEOS-Wirtschaftssprecher Niko Alm eine Aufwertung des Wirtschaftsstandortes Österreich. Er ist selbst Gründer und Investor.
Möglichst viele Unternehmen sollten in den Start-up-Fördertopf fallen, meint NEOS-Wirtschaftssprecher Niko Alm. Er hält Start-ups für essentiell für eine Wirtschaft, die "organisch, von unten und nachhaltig Arbeitsplätze schafft".
DIE FURCHE: Ist das Start-up-Förderpaket der Bundesregierung ein Schritt in die richtige Richtung?
Niko Alm: Ja. Vor allem zwei Dinge halte ich für äußerst wichtig: Die Lohnnebenkostenförderung in der Frühphase, von der ich mir wünsche, dass sie auf alle Unternehmen -zumindest auf alle Neugründungen - umgelegt wird. Das ist auch eine der großen Forderungen in unserem Wirtschaftsprogramm, weil man hier mit einer substanziellen Reduktion sehr stark in Richtung Beschäftigung gehen kann. Der zweite wichtige Punkt ist die Risikokapitalprämie, die wir "Realinvestitionsfreibetrag" nennen. Das Modell von Wirtschafts-Staatssekretär Mahrer, dass Unternehmen und Private bei einer Investition eine tatsächliche Prämie erhalten, finde ich gut. Auch hier wäre es interessant, das auf alle Unternehmen auszudehnen und für den Bereich "Privat an Privat" ebenfalls aufzumachen. Privates Kapital ist vorhanden und sollte besser in der Realwirtschaft landen.
DIE FURCHE: Viele kritisieren, dass der Förderkatalog nicht für alle Neugründungen gilt. Sind Start-ups wirklich besonders wichtig für Österreichs Wirtschaft, oder erliegen wir da einem Hype?
Alm: Selbstverständlich haben auch andere Begehrlichkeiten, doch man kann nicht alles auf einmal schaffen. Meiner Meinung nach ist es wichtig, dieses Schlagwort zu verwenden. Natürlich ist noch niemandem geholfen, wenn Bundeskanzler Kern "Start-Up" sagt. Doch wenn nun alle die Start-ups in den Fokus stellen, ändert sich die Mentalität im Land. Das Paket ist volkswirtschaftlich ohnehin lächerlich klein. Da kenne ich einzelne Projektfinanzierungen von Bauern im Marchfeld, die höher sind. Doch es ist wichtig, Bewusstsein zu schaffen, weil wir eine innovative Wirtschaft brauchen, die organisch, von unten und nachhaltig Arbeitsplätze schafft. Und wir glauben, dass das mit einem verstärkten Fokus auf Start-ups möglich ist. Selbst unter Berücksichtigung dessen, dass natürlich nicht alle überleben, schaffen Start-ups Studien zufolge dreimal so viele Arbeitsplätze wie andere Neugründungen. Wir sagen nicht, dass es der einzige heilmachende Ansatz ist, aber wichtig ist er allemal.
DIE FURCHE: Laut Start-Up-Paket geht man von förderbaren 1000 Neugründungen pro Jahr aus. Noch gibt es aber keine Definition von "Start-up". Wie sieht Ihre Definition davon aus?
Alm: Dem ganzen Paket ist vorangestellt, dass eine Definition von "Start-up" notwendig ist. Wir haben bereits einen Antrag diesbezüglich eingereicht. Wir haben uns einen Katalog von sechs Kriterien überlegt. Diese beinhalten Mitarbeiterzahl -Einzelunternehmer bringen ja keine Beschäftigung -Umsatz, Bestandsdauer bis zu fünf Jahren; aber auch weiche Kriterien wie Innovation, Skalierbarkeit und gewisse Merkmale in der Eigentümerstruktur. Ich glaube aber, dass man einiges der Eigenverantwortung den Unternehmen überlassen und Kulanz üben sollte, damit möglichst viele in den Topf fallen.
DIE FURCHE: Ende 2015 haben Sie in einer Studie Maßnahmen zur Erleichterung für Österreichs Gründer präsentiert. Darunter war auch die Möglichkeit, eine Start-up-AG mit nur 20.000 Euro Grundkapital ins Leben zu rufen. Fehlen diese Maßnahmen im Förderpaket?
Alm: Ja, die Unternehmensformen an sich anzuschauen und Partizipationsmöglichkeiten zu erleichtern, halte ich für sehr wichtig. Ich weiß von vielen Start-ups, wie schwer es in der Anfangsphase fällt, Mitarbeiter zu beteiligen oder Investoren zu gewinnen. Dafür sind Notariatsakte notwendig, die sich in Form einer GmbH nur mühsam umsetzen lassen. Da wäre es sinnvoll, ein neues rechtliches Vehikel wie eine kleine Start-up-AG mit nur 20.000 Euro Grundkapital zu schaffen, mit der man in der Frühphase Kapital ins Unternehmen holen kann. Genau diese Phase ist der Knackpunkt bei Start-ups. Da ist es wichtig, ihnen Erleichterung zu verschaffen, damit sie ihr Geschäftsmodell marktreif machen können. Wenn das nicht einfach machbar ist, geht man eben ins Ausland. Deshalb wäre so eine neue Unternehmensform für den Standort Österreich so wichtig.
DIE FURCHE: Sie investieren selbst in Startups, die nicht nur dem üblichen HighTech-Charakter entsprechen. Was macht für Sie ein förderbares Start-up aus?
Alm: Ich mache das ja im kleinen Stil und investiere in keine typischen Start-ups. So kann etwa ein Friseur durchaus einen innovativen Vertrieb aufbauen und dementsprechend unter den Begriff Start-up fallen. Die Definition sollte viel Spielraum lassen. Wichtig ist mir nur, dass sie Corporate Ventures, Ausgründungen oder klassische Unternehmensmodelle ausschließt. Ansonsten wäre es ja langweilig.