Was tun, wenn der Job weg ist?

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"Ist ein Arbeitnehmer einmal an die 60 Jahre alt ist, sinken die Chancen auf dem Arbeitsmarkt rapide.

Wenn Menschen 20 oder 30 Jahre lang gearbeitet haben, müssen sie oft wieder das Lernen lernen. Deshalb wird von einer Umschulung des Öfteren abgesehen."

Mit 50 plus die Arbeit zu verlieren, ist für die meisten Menschen eine absolute Horrorvorstellung. Schließlich weiß jeder, dass es mit fortschreitendem Alter immer schwieriger wird, einen Job zu finden. Die Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt ist groß, ausgeschriebene Stellen sind meist hart umkämpft. Im Februar 2018 waren laut dem Arbeitsmarktservice (AMS) 444.426 Österreicherinnen und Österreicher als arbeitslos gemeldet. 112.342 davon waren 50 Jahre oder älter. 79.776 Personen befanden sich in Schulung, 6.647 davon mit 50 Jahren oder mehr. Sich mit 50 plus mit jungen Arbeitssuchenden messen zu müssen, kann frustrierend sein. Denn obwohl viele der älteren Arbeitslosen jahrelang in einer Branche tätig waren und viel Arbeitserfahrung mitbringen, wird den jüngeren meist der Vorzug gegeben. Was also tun, wenn man seine Arbeit im Alter von 50 Jahren oder mehr verliert?

Lücken im Lebenslauf

"Am wichtigsten ist es, so bald wie möglich wieder mit der Arbeitssuche zu beginnen", sagt Martin Kainz, Abteilungsleiter der Landesgeschäftsstelle des AMS Wien. "Der größte Fehler, den Leute oft machen, ist zu sagen: Ich will nach 30 Jahren Arbeit ein paar Monate meine Ruhe haben und erst danach zu suchen beginnen. Die Erfahrung hat nämlich gezeigt, dass es mit jedem Monat der Arbeitslosigkeit schwieriger wird, wieder in einen Job hineinzufinden." Lücken im Lebenslauf würden Arbeitgebern durchaus auffallen, so Kainz. Mit den beim AMS gemeldeten Personen führe man daher als erstes ein ausführliches Beratungsgespräch. "Entgegen der landläufigen Meinung macht es sicher Sinn, Menschen über 50 auch noch zu schulen. Es reicht ja oft schon, gewisse Skills aufzufrischen oder zu erlernen, etwa im Umgang mit Computern." Umschulungen auf einen völlig neuen Beruf seien auch bei Menschen ab 50 nicht auszuschließen. Ab 55 Jahren werde davon aber eher abgesehen, denn, so der Experte: "Wenn Menschen 20 oder 30 Jahre lang gearbeitet haben, müssen sie oft wieder das Lernen lernen. Außerdem dauert eine neue Berufsausbildung eine gewisse Zeit, in der man vom Arbeitslosengeld leben können muss."

Gute und schlechte Chancen

Generell müsse man laut Martin Kainz zwischen Arbeitssuchenden Anfang 50 und Arbeitssuchenden Ende 50 unterscheiden. Erstere hätten bei entsprechender Qualifikation gute Chancen, einen neuen Job zu finden. Besonders schwierig sei es allerdings, wenn jemand, unabhängig vom Alter, keinen Beruf erlernt habe. Vor allem der Arbeitsmarkt in Wien sei in solchen Fällen sehr hart. "Abstriche muss man aber fast immer machen", gibt Kainz ehrlich zu. "Man kann nicht sofort mit einem Job mit derselben Bezahlung wie zuvor rechnen." Das AMS versuche, Arbeitslosen ab 50 Jahren durch bestimmte Projekte zu helfen, etwa durch die Beschäftigungsinitiative "50 plus". Dabei erhalten Firmen, die Personen ab 50 einstellen, die schon länger als ein halbes Jahr arbeitslos sind, innerhalb der ersten paar Monate Lohnsubventionen vom Arbeitsmarktservice. "Das funktioniert ganz gut und wird auch am meisten genutzt", erzählt der Abteilungsleiter der Wiener Landesgeschäftsstelle des AMS.

Menschen, die schon länger arbeitslos sind, würden hingegen meist von sozialökonomischen Betrieben wie der Caritas und der Volkshilfe eingestellt werden. "Das Ziel dabei ist es, die Arbeitssuchenden über diesen sogenannten 'zweiten Arbeitsmarkt' wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu führen", so Kainz. Das Ende der "Aktion 20.000" sieht er nicht allzu negativ. "Es war zwar eine Chance für viele, eine Beschäftigung zu bekommen, allerdings waren diese Arbeitsplätze sehr teuer finanziert und zeitlich befristet."

Gemeinsame Lösungen

Beim AMS wolle man weiterhin versuchen, gemeinsam mit den Arbeitssuchenden eine Lösung zu finden. Hat ein Arbeitssuchender bereits eine Ausbildung in einer Branche, in der es viele Jobs gibt, wird das AMS keine Umschulung zahlen. Gerade in diesem Punkt könne man daher die Wünsche der Arbeitssuchenden nicht immer erfüllen. Auf die Gesundheit der Menschen gehe das AMS Martin Kainz zufolge aber ein. "Gerade ab 50 sind gesundheitliche Probleme immerhin oft Begleiterscheinungen. Da schauen wir schon, ob der Beruf noch ausgeübt werden kann.

Wenn jemand um die 60 Jahre alt ist und zudem kaum Chancen auf eine Umschulung bestehen, wird es schwierig. Hier versuchen wir es meistens über die sozialökonomischen Betriebe." Derzeit, so berichtet Martin Kainz, lägen die Schwerpunkte des AMS auf Älteren, Langzeitarbeitslosen und Frauen. Von Änderungen innerhalb des Arbeitsmarktservices sei unter der neuen Regierung auszugehen. "In welche Richtung es ganz genau gehen wird, wissen wir aber noch nicht", sagt der Experte. "Es wird eine Kommission geben, die darüber entscheidet."

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