"Weg vom Lauten und Schrillen"

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Der Tiroler Tourismus-Experte Lukas Krösslhuber über Corona-Tests, die Zukunft des Tourismus nach der Krise und die Marke Ischgl.

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Der Tiroler Tourismus-Experte Lukas Krösslhuber über Corona-Tests, die Zukunft des Tourismus nach der Krise und die Marke Ischgl.

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Die Region Wilder Kaiser gehört zu den fünf Pilotregionen, in denen vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus Corona-Tests für Mitarbeiter in Tourismusbetrieben gestartet wurden. Der dortige Tourismusverband-Geschäftsführer Lukas Krösslhuber erklärt, wie diese Tests im großen Stil ablaufen und welche Chancen der Nach-Corona-Tourismus eröffnet.


DIE FURCHE: Herr Krösslhuber, hat sich die Tourismusregion Wilder Kaiser als Pilotregion für Corona-Tests beworben oder warum wurde unter anderem dieser Teil Österreichs ausgewählt ?

Lukas Krösslhuber: Man wollte seitens des Ministeriums mit diesen Pilotregionen unterschiedliche Szenarien abbilden: Deshalb wurden sowohl Regionen, die sehr weitläufig sind, mit wenig touristischer Intensität, als auch Orte wie wir, mit enger räumlicher Dichte und hoher touristischer Intensität, ausgewählt. Andere Faktoren wie Erreichbarkeit, Zahl der Betriebe und Mitarbeiter spielten bei der Auswahl ebenfalls eine Rolle.


DIE FURCHE: Haben Sie diese Anfrage sofort positiv beantwortet oder eher gezögert?

Krösslhuber: Bei diesem Pilotprozess dabei zu sein, ist natürlich mit großem Aufwand verbunden. Wir stehen im täglichen Austausch mit dem Ministerium, den Bezirkshauptmannschaften, den Labors und Rettungsorganisationen, die die Abstriche machen. Aber wir sehen das als Chance, den Prozess so mitzugestalten, dass er einerseits für die Beherbergungsbetriebe praxistauglich ist, und andererseits für die Tourismus-Mitarbeiter, die Gäste und in weiterem Sinne für die Einwohner einer touristischen Region die größtmögliche Sicherheit bietet.


DIE FURCHE: Wie wird das Test-Angebot angenommen?

Krösslhuber: Die Betriebe sind durch die Bank sehr kooperativ und dankbar, dass der Bund diese Tests zu hundert Prozent finanziert und somit die Möglichkeit bietet, Sicherheit und Gewissheit für Mitarbeiter und Gäste zu schaffen. Nach Mitarbeiter-Tests in einzelnen Hotels haben wir vorige Woche das erste Mal eine Screening-Straße auf einem Parkplatz in Ellmau aufgebaut. Die Mitarbeiter der Tourismusbetriebe konnten mit dem Auto kommen, mussten gar nicht aussteigen, sondern wurden bei einem kurzen Stopp durch die offene Autoscheibe getestet.


DIE FURCHE: Wie geht es nach diesen Rachenabstrichen logistisch weiter?

Krösslhuber: Die Tests werden ins Labor gebracht, und die Ergebnisse liegen in der Regel bis Mittag des nächsten Tages vor. Bei positiven Testergebnissen werden die Betroffenen und die Behörden informiert und die weiteren Schritte zur Isolierung der Person und der Nachverfolgung ihrer Kontakte in die Wege geleitet. Diese präventiven Tests werden auf unbestimmte Zeit wöchentlich wiederholt, um immer auf dem aktuellen Stand zu sein. Ausgehend von den fünf Pilotregionen sollen die Testungen dann ab Juli schrittweise auf ganz Österreich ausgedehnt werden.


DIE FURCHE: Bekommen die Betriebe, die an den Tests teilnehmen, eine Art Gesundheits-Gütesiegel?

Krösslhuber: Es ist angedacht, dass man den Betrieben ein zeitlich befristetes Zertifikat übermittelt. Das hat aber für uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht oberste Priorität. Jetzt geht es darum, die Prozesse zu optimieren und die Ressourcen auszubauen. Dafür braucht es sehr viele Reagenzien, Laborgeräte, eine ausgeklügelte Logistik und ausreichend Personal, damit die Proben über den Tag verteilt in die Labors kommen und vieles mehr. Wie zum Beispiel ein Datenmanagement, damit die Mitarbeiter zur richtigen Zeit, an die richtige Stelle und mit den richtigen Codes zum Testen kommen. Das sind die Aufgaben, denen wir uns jetzt einmal vorrangig stellen.


DIE FURCHE: Wie schaut es mit den Testergebnissen aus – gab es schon Corona-Fälle?

Krösslhuber: Ein Mitarbeiter wurde bislang positiv getestet. Die Behörden sind sofort aktiv geworden. Im betroffenen Hotel wurden alle Gäste und Mitarbeiter getestet – glücklicherweise alle negativ. Der Fall zeigt, was wir mit diesen Tests schaffen können: Es geht darum, Covid-19-Fälle so früh wie möglich zu erkennen und anschließend sofort die nötigen Schutzmechanismen einzuleiten, um den Lockdown einzelner Betriebe oder gar von Orten zu verhindern.

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