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Wege zur forstlichen Prodüktionssteigerung

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Die Pflichten des ökonomischen Handelns in der Forstwirtschaft richten sich nicht nur nach dem reinen Rohstoffpotential des Waldes, da man ja auch vom Walde gewisse Wohlfahrtsaufgaben in bezug auf die Aesthetik in der Natur fordert. Alle diese Aufgaben, welche an eine gesunde Waldwirtschaft herangetragen werden, beziehen sich auf die Erhaltung des Waldes und in der Volkswirtschaft auf eine nachhaltige Bewirtschaftung der Forste.

Wie steht es nun mit der Sicherung der Nachhaltigkeit unter gleichzeitiger Zielsetzung der forstlichen Produktionssteigerung, wie wir sie heute nach dem Ergebnis der eben durchgeführten Waldbestandsaufnahme aus volkswirtschaftlichen Gesichtspunkten durchführen müssen?

Das Ergebnis der Waldbestandsaufnahme hat aufgezeigt, daß die nachhaltige Forstnutzung mit rund 8,5 Millionen Festmeter vorsichtigerweise beurteilt werden muß, d. h. daß beim Prinzip der Nachhaltigkeit eine sehr fühlbare Restriktion-bis zu einem Drittel in der Holz- ‘ erzeugung vorgenömmen werden müßte, um dem sogenannten guten Haushalt das erforderliche Gleichgewicht zu geben. Eine Beibehaltung des in den letzten 25 Jahren herrschenden Trends würde für den österreichischen Wald in den nächsten 20 Jahren einen beachtlichen Verlust seines Bestandes bedeuten. Es tritt daher an die österreichische Forstwirtschaft die Aufgabe heran: Wie kann die dem österreichischen Wald geschlagene Wunde wieder verheilen bei Sicherstellung der volkswirtschaftlichen Aufgaben, die an den Wald als Rohstoffversorger für die heimische Industrie und als Devisenbringer gestellt werden?

Ich greife hier auf das Ergebnis der Waldbestandsaufnahme zurück, die an verlorenem ehemaligem Waldboden 220.000 Hektar aufweist und 140.000 Hektar an Weiden, Oedland, Windschutzgürteln, Uferregionen usw., welche durch Neuaufforstungen der österreichischen Forstwirtschaft wieder zugeführt werden müßten. Insgesamt könnten so 360.000 Hektar kurzfristig in Ertrag gebracht werden, so daß aus ihnen schon nach 25 Jahren die ersten Vornutzungen entnommen werden könnten. Mit einem Wort, ein eroßes, außerordentliches Auf-

forstungsprograrnm! Ich gebrauche hier das Wort „außerordentlich”, weil diese Aufforstungen der Vermehrung der Bestandsmasse und ihrer Ertragskraft dienen soll, also eine echte Nettoinvestition darstellen. Nach dem Urteil der Fachleute schwankt der hierzu notwendige Aufwand zwischen 2 und 2,5 Milliarden Schilling, wobei die praktische Realisation einen Kostenaufwand von rund 7000 S pro Hektar kalkuliert.

Zur Steigerung der forstlichen Produktion möchte ich folgende einzuschlagende Wege erwähnen:

1. Das vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft auf gestellte Long-Term- Programm für die österreichische Forstwirtschaft sieht eine 30jährige Laufzeit vor. Eine Verkürzung dieses Termines wird wohl kaum in Frage kommen; erstens wegen der naturbedingten Umstände und wegen des Arbeitskräftepotentials. In bezug auf die Ueberwindung des derzeitigen „Fehls” sind daher zwei Maßnahmen von ganz, besonderer Bedeutung, die eitle sehr rasche Besserung der Rohbilänz hervorrufen würden, ohne dabei das Prinzip der Nachhaltigkeit zu verletzen. Im Gegenteil, sie beinhalten noch eine zuwachsvermehrende Eigenschaft.

Dies ist vor allem die Aufschließung: Sie ist die Voraussetzung für alle pfleglichen Maßnahmen und für die rationelle Nutzung solcher Waldflächen, die bisher nicht aufgeschlossen waren und wo wertvoller Rohstoff dem Verderb preisgegeben war. Es ist unleugbar, daß auf diesem Gebiete in den letzten zehn Jahren sehr viel geleistet wurde; es läßt sich aber ebensowenig ableugnen, daß hier noch ein Vielfaches zu leisten ist. In der früher erwähnten Zeitperiode wurden rund 6000 km mit Motorfahrzeugen befahrbare Waldaufschließungswege gebaut, das heißt, daß bei Zugrundelegung von 2,7 Millionen Hektar Wirtschaftswald, wir Ende 195 5 ein Bringungswegenetz von 8,65 laufende Meter per Hektar aufzuweisen haben. Zufolge des Aufgebens der Kahlschlagwirtschaft und dem zu 70 Prozent gebirgigen Charakter unserer Wälder bezeichnen die Fachleute eine Wegenetzdichte von 20 laufenden Meter je Hektar als unbedingt notwendig. (Die Schweiz rechnet im Mittelland mit rund 50 laufenden Meter je Hektar.) Dies ergibt bei einem 30jährigen Programm zirka 1000 km per anno. Je beschleunigter dieses Aufschließungsprogramm betrieben werden kann, desto rascher kann die Lücke in unserer Holzbilanz geschlossen werden.

Ich habe kürzlich einen Betrieb besichtigt, der bisher in puncto Aufschließung sehr rückständig war, weil die Durchführung solcher Maßnahmen sehr kostspielig ist und der Erlös nicht kostendeckend erschien. Seit einigen Jahren wird nun dort eine systematische Aufschließung geübt und siehe da. die pflegliche und vorsichtige Durchforstung dieser Bestände kann bei Fortsetzung dieser Maßnahmen bald den halben Jahreshiebsatz dieses Betriebes bestreiten. Die Voraussetzung für die Erschließung ist natürlich ein entsprechender und stabiler Holzpreis.

2. Auf geeigneten Standorten ist in weit größerem Ausmaße wie bisher der Anbau schnellwachsender Holzarten zu betreiben, damit durch solche Kulturen in verhältnismäßig sehr kurzer Zeit eine Massenproduktion entstehen kann, die etwa in einem Viertel der sonstigen Ilmtriebszeit für die technische Verarbeitung geeignete Holzmassen liefert.

3. Bodenmeliorationen durch Kalkung und Düngung müssen, wie sie schon in der Landwirtschaft durch Jahrzehnte mit bestem Erfolg betrieben werden, auch auf die Forstwirtschaft ausgedehnt werden. Schließlich muß der Bauernwald, der ein besonderes Sorgenkind darstellt, einer besonderen Betreuung zugeführt werden und er darf nicht mehr die alleinige Kreditbasis für den Bauern bilden. Hierzu gehört die Verwirklichung eines Landwirtschaftsgesetzes, um dem Bauern erfolgreichere und stabilere Einnahmequellen aus der Landwirtschaft zu sichern.

4. Ist der Kampf gegen die Fehlverwendung von Holz und sein erzielbarer Erfolg nicht zu unterschätzen. In erster Linie kommt hier wohl die Eindämmung der Verwendung von Holz für Heizzwecke in Frage, Weidezäune und Bedachungen, aber auch die holzverarbeitende Industrie kann nach dem Muster des Auslandes noch eine weit höhere Ausbeute, z. B. aus den Sägeabfällen bzw. aus Schwach- und Laubholz, erzielen.

In Anbetracht der geschilderten Sachlage ergibt sich, daß es nur einen Weg nach vorwärts gibt und daß jeder Stillstand oder die Belassung des gegenwärtigen Zustandes allein schon zu einęsę ka trophąĮettRückschlag. fijhijen müßte. Wenn .wir nun die Frage aufwerfen wollen, wie dieses nationale Anliegen gesteuert werden soll, so ergibt sich offensichtlich die Forderung nach der Bereitstellung von finanziellen Mitteln. Es ist hierbei zu berücksichtigen, daß aus Haushaltsmitteln des Bundes hierzu nur Bruchteile gewonnen werden können und daß auch bei sachlicher Analyse der Waldbesitzer selbst, trotz gegenwärtiger guter Holzpreise, infolge der Steigerung seiner Produktionskosten nicht allein das notwendige Investitionsvolumen tragen kann. Es kommen daher nur folgende Finanzierungsquellen in Betracht:

1. Anleihen aus dem österreichischen Kapitalmarkt,

2. Anleihen ausländischer Herkunft,

3. ehemalige Counterpartmittel.

Abgesehen von der schwachen Existenz und durch die volle Ausnützung des österreichischen Kapitalmarktes durch die Industrie sowie den schlechten Voraussetzungen für Investitionen aus dem ausländischen Kapitalmarkt, kommen praktisch nur ehemalige Counterpartmittel für ein langfristiges forstwirtschaftliches Investitionsprogramm in Betracht; ja man kann sagen, daß diese hierzu gerade prädestiniert sind.

Betrachtet man, daß die holzverarbeitende Wirtschaft zum Zweck ihrer Reorganisation rund 1,5 Milliarden Schilling erhalten hat, so ist es keine unbillige Forderung und Feststellung, daß ein Teil dieser nun jährlich rückfließenden Counterpartmittel, welche im ersten Lauf jene Aktion zum Tragen brachte, die ich als „Rechnung ohne den Wirt” bezeichne, nun dafür verwendet wird, jene Quellen zu erschließen und zu begründen, die als Fehler dieser Maßnahmen, nämlich durch den allzu raschen und starken Aufbau der holzverarbeitenden Industrie, aufscheinen.

Ich darf hierbei sagen, daß die holzverarbeitende Wirtschaft genau das gleiche und eminente Interesse für eine gesunde Waldwirtschaft aufbringen müßte wie die Forstwirtschaft, und glaube deshalb, daß meine Gedanken zum Ausgleich der österreichischen Holzbilanz auch hier ein günstiges Echo finden werden. Die Wichtigkeit einer Sanierung des österreichischen Waldes geht auch aus den aktiven Arbeiten des zuständigen Ministeriums hervor, welche im sogenannten „Longterm- Programm” zur Gesundung des Waldes ihren Niederschlag fanden. Auch hier ist der entscheidende Punkt die Kapitalaufbringung, welche im Aufforstungsprogramm mit 2530 Millionen Schilling aufgezeigt ist, wozu noch etwa 1850 Millionen Schilling kommen, die für Wohlfahrtsaufforstungen verwendet werden müßten; im Gesamtbetrag also auch eine Summe von über fünf Milliarden Schilling aufzeigen.

Produktionssteigerung und Sanierung des österreichischen Waldes können aber nur dann erfolgen, wenn auch die übrigen Wirtschaftszweige, und vor allen Dingen hier die Agrarwirtschaft, mit diesen Maßnahmen Hand in Hand gehen. Verständnisvolles Entgegenkommen und Rücksicht der gewerblichen Industrie zu den berechtigten Forderungen der Forstwirtschaft sichern nicht nur den Rohstoff und die Wohlfahrtswirkungen des Waldes, sondern letztlich auch den Arbeitsplatz und damit die Produktion für die übrigen Sparten der Wirtschaft.

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