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Weiter steinende Motorisierung
Ein eigenes Vehikel zu Y\ besitzen, ist ein sehr X-J hoher Wert in unserer Gesellschaft. Es ist Symbol der Ungebundenheit und verheißt dem Besitzer: Die Welt steht dir offen. Du hast Macht über Zeit und Raum. Nur so kann man verstehen, daß die seit Jahren geführten Debatten um die Zukunft des Verkehrs kaum Änderungen in der Verkehrspolitik bewirkt haben, obwohl sie eine Fülle von Bedrohungen durch die Motorisierung aufgezeigt haben.
Die Signale stehen weiterhin auf Vorfahrt für den Straßenverkehr. Obwohl mittlerweile auf 1.000 Österreicher 400 Pkw kommen, ist eine Sättigung nicht in Sicht. Schließlich liegt der entsprechende Wert in den USA ja um zwei Drittel höher.
Dementsprechend wird in den EU-Ländern auch allgemein mit einer Steigerung des Pkw-Bestandes um 30 bis 40 Prozent bis 2010 gerechnet und daher der Straßenbau forciert.
ENERGIEVERGEUDUNG
Ebenfalls stark zunehmen soll der Straßengüterverkehr (Seite 2). Dank der im Vergleich zu den Bahnverwaltungen weitaus größeren Flexibilität der privaten Transportunternehmen erweckt das Verrkehrsmittel Lkw den Eindruck, konkurrenzlos zu sein.
Daß diese Art des Transports alles andere als sparsam im Umgang mit Energie ist, vrarde immer wieder festgestellt, es fällt aber bei den derzeit (und aller Voraussicht nach weiterhin) niedrigen Energiepreisen nicht ins Gewicht.
Trotz aller Bemühungen um eine fortgesetzte Verringerung des Treibstoffverbrauchs von Seiten der Au-tohersteller (Seite 16) ist nicht zu übersehen, daß Autos Energiefresser blei- . ben: Mit der Energiemenge etwa, die für seine Herstellung erforderlich ist, könnte ein Pkw 20.000 bis 30.000 Kilometer fahren. Bezogen auf die gleiche Verkehrsleistung braucht man für Schienenfahrzeuge oder Busse 13 Mal weniger Energie in der Herstellung.
Viel unrentabler als Massenverkehrsmittel sind die Pkw auch im Betrieb -nicht zuletzt deswegen, weil sie Schätzungen zufolge im Durchschnitt nur mit 1,3 Personen besetzt sind. So schneidet der Pkw im Nahverkehr beim Energieverbrauch um den Faktor fünf schlechter ab als die Schnellbahn (bezogen auf Personen-Kilometer). Und der Lkw frißt bei gleicher Leistung um 3,5 Mal mehr Energie als die Bahn.
Außerdem läßt sich nicht daran rütteln, daß der Verbrennungsmotor Energie extrem schlecht verwertet: Die Ausbeute hegt bei nur 20 Prozent, der Rest geht als Wärme und Abgase verloren. Frederic Vester hat von einem „vorsintflutlichen Kraftwerk" unter der Motorhaube gesprochen.
All das wurde in den letzten 15 bis 20 Jahren immer wieder - fast bis zum Überdruß - aufgezeigt. Wirklich gravierende Änderungen in der Verkehrspolitik, etwa eine konsequente Forcierung des öffentlichen Verkehrs, hat es nicht gebracht und so ist wohl mit einer weiteren Zunahme der Verkehrsdichte in Europa zu rechnen - leider. CG
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