Welchen Wert hat Verantwortung?

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Vergangene Woche fand in Wien die 19. EBEN-Konferenz zum Thema"Ethik in und von globalen Organisationen" statt. Eine der Hauptfragen war, inwieweit Unternehmen sich moralischen Prinzipien unterordnen sollen und auch können.

Firmen in den USA müssen ihren Beitrag für die Gesellschaft immer in Zahlen ausdrücken. Laura P. Hartman und K. Kathy Dhanda von der DePaul Universität in Chicago/Illinois, haben vergangene Woche im Rahmen der 19. Konferenz des "European Business Ethics Network - EBEN" zum Thema "Ethik in und von globalen Organisationen" im Haus der Industrie in Wien eine Studie vorgestellt, die aufzeigt, dass Firmen diesseits des Atlantiks ihre CSR-Maßnahmen (Corporate Social Responsibility = verant-wortungsvolles Handeln, das über die eigentliche Geschäftstätigkeit hinausgeht, Anm.) anders kommunizieren.

Muss in den USA auch jedes noch so kleine CSR-Projekt mit Zahlen belegt werden und somit öffentlich messbar sein, umschiffen europäische Firmen die Zahlen in ihren Jahresberichten beispielsweise so: "Wir sind die Guten und setzen uns für nachhaltiges Wirtschaften ein." Investoren in den USA wollen da schon genauer wissen, wofür ihre Mittel verwendet werden, und welchen sozialen Beitrag die Firma wirklich geleistet hat - sie wollen ganz einfach Zahlen sehen. So könnte laut Hartman der Jahresberichts-Abschnitt über die vergangenen CSR-Projekte eines amerikanischen Großkonzern so eingeleitet werden: "Wir haben zehn Millionen Dollar in die CSR-Maßnahme ,Neuer Kinderspielplatz' gesteckt und schreiben trotzdem Gewinne in der Höhe von 50 Millionen Dollar."

Nicht über Geld sprechen

Dies wäre für eine europäische Firma undenkbar: "Unternehmen kommen hierzulande gar nicht auf die Idee, CSR in der Unternehmenskommunikation mit Geld in Verbindung zu bringen. Das ist wohl unmoralisch", sagt Hartman und lacht. Es ist ihrer Meinung nach in Europa - im Unterschied zu den USA - auch in erster Linie nicht wichtig, was eine CSR-Maßnahme für eine Auswirkung auf die Quartalszahlen hat. Die Professorin für Wirtschaftsethik ist überzeugt, dass große international tätige europäische Firmen eher mittel-bis langfristige Ziele im Auge haben. "Sicher könnte man den Beitrag des Unternehmens für die Errichtung des nahe gelegenen Parks in Zahlen ausdrücken und kommunizieren, wie sich dies auf das Ergebnis des letzten Quartals ausgewirkt hat, aber das tun europäische Großkonzerne nicht", sagt Hartman. Die gesellschaftlichen Ziele der Firma stehen im Vordergrund, über die wird aber nicht in Form von Kosten gesprochen. Langfristiges Denken hat in Europa eine andere Bedeutung als in den USA, ist die Professorin überzeugt: "Vielleicht weil ihr hier Bauten oder auch Firmen habt, die älter sind als unser Staat." Hartman ist der Meinung, dass sich US-amerikanische Firmen künftig in Sachen CSR ihren europäischen Kollegen annähern werden.

Sie gibt aber zu bedenken, dass jenseits des Atlantiks einige Investitions-Millionen schlummern, die europäische Firmen akquirieren könnten. In diesem Fall müssen sich die "Europäer" aber im Klaren darüber sein, dass ihr kommunizierter Beitrag in Sachen betrieblicher Verantwortung gegenüber der Gesellschaft in Zahlen messbar zu sein hat.

Generell werden europäische CSR-Projekte breiter kommuniziert als jene von US-amerikanischen Firmen. Laut Hartman spricht eine amerikanische Firma nur insoweit über ihre sozialen Maßnahmen, wie dies vom Gesetz vorgeschrieben ist. Denn erreicht ein Unternehmen seine zu hoch gesteckten Ziele nicht, kann dies zu einer Klage führen. In Europa stellt sich diese Frage nicht, da es diese direkte Verbindung der CSR-Maßnahmen mit den dadurch entstandenen Kosten in der Kommunikation nach außen nicht gibt. Schließlich ist der moralische Westen in Europa zu Hause, da reicht es zu sagen: "Wir sind verantwortungsvolle Bürger und setzen uns für die Gesellschaft ein."tom

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