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Wer will was von der Familienministerin

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Unterschiede zwischen SPÖ und ÖVP bestehen in der Frage der sozialen Staffelung der finanziellen familienpolitischen Leistungen. So will SP-Fa-miliensprecherin Ilse Mertel vor allem die „Direktzahlungen an die sozial schwachen Familien erhöhen". Im Gegensatz zur ÖVP, die für die Familie ein Splitting im Steuerrecht will, betont die SPÖ ihre Förderungspolitik zugunsten der berufstätigen Mutter (Indivi-dualbesteuerung). Zur Finanzierung des FLAF wollen die Sozialdemokraten künftig auch Bauern und Selbständige miteinbeziehen. Eine „stille Subvention" ist für Mertel der Urnstand, daß die ÖBB aufgrund genehmer Verrechnungen jährlich 700 Millionen Schilling aus dem FLAF erhalten.

Zweites Karenzjahr, Mehrkinderstaffel bei den Kinderab-setzbeträgen, pensionsbegründende Anrechnung von Kindererziehungszeiten sowie das Pflegegeld sind für ÖVP-Familiensprecher Hans Hafner Erfolge der Familienpolitik in der zu Ende gehenden Legislaturperiode. Trotzdem warnt der Nationalratsabgeordnete vor einer drohenden Verarmung von Alleinverdiener-Familien mit mehreren Kindern. So bezahle eine Alleinverdiener-Familie mit zwei Kindern ein ganzes Bruttomonatsgehalt mehr an Steuern als eine Doppelverdiener-Familie bei einem gleichen Haus-haltseinkommen von 20.000 Schilling. Hafner fordert die Anhebung des Alleinverdiener-Absetzbetrages für Familien mit Kindern auf 8840 Schilling sowie eine Mehrkinderstaffel bei der Familienbeihilfe.

Für FPÖ-Familiensprecherin Edith Haller sind die Diskri-minieriung von Alleinverdienern im Steuerrecht, rund 1,5 Millionen Bürger am Rande der Armut, zu wenige und zu teure Wohnungen sowie die niedrige Geburtenrate Zeichen eines mangelnden Rekenntnisses der Koalition zur Lebensform der Familie. Daher seien auch familiengerechter und erschwinglicher Wohnraum, Flexibilisierung der Arbeitszeit sowie eine entsprechende Rewertung bei der finanziellen Unterstützung die Eckpfeiler freiheitlicher Familienpolitik. Steuerrechtlich müsse die Familie mit Kindern endlich mehr Anerkennung fmden. Woran es mangle, seien Visionen zur Stärkung der Famdien, kritisiert die Haider-Stellvertreterin.

Die Sicherang des Existenzminimums für alle Familienmitglieder ist die wesentliche Forderung des Katholischen Familienverbandes (KFÖ). Die mitgliedsstärkste, nicht-parteipolitische Familienorganisation wünscht sich eine Steuerfreistellung des Existenzminimums, gewichtet nach dem IFES-Sozialschichtindex. Weiters stehen das Karenzgeld für alle Mütter/Väter unabhängig von vorangegangenen Versicherungszeiten sowie die Forderung nach mehr Teilzeitarbeitsplätzen und vermehrten Wiederein-stiegshilfen nach der Karenzzeit im Forderungskatalog des KFÖ. Ebenso eine Umstrukturierung des Mutter-Kind-Passes in einen Eltern-Kind-Paß mit der Erweiterung um die Elternbildung, denn Vorbeugen sei nicht nur besser als Heilen, sondern auch billiger.

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