"Wir sind auch Ersatzfamilie"

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Verena Buxbaum, Leiterin der Jobfabrik, über "ihre" Jugendlichen.

Die Furche: Warum ist es wichtig, dass es die Volkshilfe Jobfabrik gibt?

Verena Buxbaum: Mit der Volkshilfe Jobfabrik bekommen Jugendliche mit Lernschwächen und Integrationsproblemen eine Chance auf einen Arbeitsplatz im ersten Arbeitsmarkt. Arbeit zu haben bedeutet nicht nur Geld zu verdienen und selbst für sein Leben zu sorgen, was für unsere Jugendlichen auch schon ein hoher Motivationsfaktor ist. Arbeit gibt den Jungendlichen vor allem auch ein Selbstwertgefühl, das für sie nach einer "Karriere" in der Sonderschule eine neue und tolle Erfahrung ist.

Die Furche: Sind Sonderschulen demnach schlecht?

Buxbaum: Nein, durchaus nicht. Man darf aber doch einem Menschen nicht das Leben verbauen, nur weil er schlechte Noten hat. Und es darf nach der Sonderschule nicht Schluss sein. Eine Arbeit zu haben ist ein so wichtiger Bestandteil des Lebens, der darf Menschen mit Lernschwächen nicht verwehrt bleiben. Und damit die Integration in den Arbeitsmarkt funktioniert, brauchen die Jugendlichen Unterstützung und Begleitung.

Die Furche: Mit welchen Schwierigkeiten kämpfen die Jugendlichen, die eine Ausbildung in der Volkshilfe Jobfabrik beginnen?

Buxbaum: Mangelnde Selbstsicherheit und Schwierigkeiten im Erlernen der Arbeitsabläufe sind die primären Probleme unserer jugendlichen Teilnehmer. In einer Situation wie heute, in der schon Schulabgängern mit Bestnoten keine Lehrstelle oder keinen Arbeitsplatz finden, sind diese Jugendlichen natürlich noch mehr ins Eck gedrängt. Zu unrecht, denn mit ein wenig Geduld werden sie die loyalsten und engagiertesten Mitarbeiter, die man sich wünschen kann.

Die Furche: Welche Rolle spielt das soziale Umfeld?

Buxbaum: Die Jugendlichen kommen aus den verschiedensten sozialen Schichten. Teilweise fehlen Vorbilder zu Hause, das heißt, dass wir in der Jobfabrik Rollenbilder vorleben und ein bisschen zu einer Ersatzfamilie werden. Manche unserer Kids haben traumatische Erlebnisse wie eine Delogierung hinter sich oder erhalten ihre Familie durch das Geld, das sie verdienen. Diese Kinder kämpfen an mehreren Fronten.

Das Gespräch führte Thomas Meickl.

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