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Wo sind all die Tannen hin, was ist gescheh'n?

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Einmal im Jahr holen sich die Menschen fast überall auf der Welt ein Stück Wald ins Wohnzimmer. Was der leuchtende Weihnachtsbaum tatsächlich mit der Geburt von Jesus Christus zu tun hat, weiß eigentlich kaum jemand so genau. Es soll ein keltischer Brauch gewesen sein, der irgendwann auch vom Christentum übernommen worden ist. Heute findet sich am 24. Dezember wohl kaum ein Wohnzimmer in Österreich, welches nicht von einem Nadelbaum geziert wird.

Rund zwei Millionen Bäume dürften so jedes Jahr Österreichs Haushalte schmücken. Die Hälfte davon stammt vom eigentlichen Christbäummarkt, der Rest kommt direkt vom Forstbetrieb oder von kleinen Waldbesitzern. Eine Dunkelziffer macht der sogenannte „graue Markt“ aus, darunter versteht man all jene Bäume, die kurz vor Weihnachten „unter mysteriösen Umständen“ aus dem Wald verschwinden. Im Hauptverband der Land- und Forstwirtschaftsbetriebe Österreichs werden die ..Christ materiellen Schadens gefürchtet, den sie anrichten. Sie bringen auch den Waldbewuchs durcheinander. Denn nur mehr knapp die Hälfte der Christbäume wird in eigenen „Christbaumkulturen“ hochgezogen, der Großteil wird im Rahmen der Naturverjüngung dem Wald entnommen. Das Problem: Der Baumdieb weiß halt im Normalfall nicht, welchen Baum er nehmen darf und welchen nicht.

WALD: KEINE ENTWARNUNG

Daß 30 Prozent aller Christbäume vor allem aus Dänemark importiert werden und auf ihrem Weg nach Österreich Tausende Transportkilometer zurücklegen müssen, erscheint aber auch unsinnig. Denn es sind die Abgase aus dem Straßenverkehr und nicht die Entnahme von Christbäumen, die für das Waldsterben verantwortlich gemacht werden können. Deshalb kann auch ein Christ-baumersatz aus umweltschädlichen Kunststoffen wie PVC nur als schlechter Scherz gedacht sein.

Tatsächlich geht die Frage nach der Gesundheit unseres Waldes zimmeridylle unter. Solange die Wälder noch grün sind, wird es um sie nicht so schlecht bestellt sein, dürfte die landläufige Meinung sein. In Wirklichkeit ist der Zustand des Waldes schon seit einigen Jahren äußerst triste. Dies bestätigt auch die vor kurzem veröffentlichte Waldzu- standserhebung der Forstlichen Bundesversuchsanstalt. Diese wurde zwar von den Medien dahingehend interpretiert, daß unser Wald auf dem Weg zur Besserung sei, doch ganz so einfach ist die Sache nicht. Felix Montecuccoli vom Hauptverband meint, daß durch die festgestellten Änderungen im Kommabereich so ein Schluß nicht zulässig sei. „So exakt sind die Erfassungsmethoden nicht.“ Deshalb sei alles andere als Entwarnung angesagt.

Fest steht, daß vor allem Luftschadstoffe aus dem Autoverkehr dem Wald nach wie vor kräftig zu- setzen. Auch die Förster selbst sehen darin den Hauptverursacher der Waldschäden. In einer ISMA-Um- frage aus dem Jahre 1993 nannten 94 Prozent der Befragten Luftschadstoffe wie Ozon als Waldkiller Nummer eins. Trotz zahlreicher nnlitidie Schadstoffsituation in Österreich in den letzten Jahren nicht wirklich verbessert. Jeden Sommer erreicht die Belastung mit bodennahem Ozon europäische Spitzenwerte. Schuld daran ist vor allem der Straßenverkehr.

Ein gesunder Wald muß aber auch gepflegt werden. Viele Waldbesitzer können sich heute die arbeitsintensiven Durchforstungstätigkeiten kaum mehr leisten. Abhilfe schaffen könnte eine ökologische Steuerreform, die den Weg für erneuerbare Energieträger wie Holz freimacht. Das deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) berechnete im Auftrag von Greenpeace Österreich, daß durch Ökosteuem zahlreiche zusätzliche Beschäftigungsmöglichkeiten geschaffen werden könnten. Für den Forstbereich trifft dies jedenfalls zu. Felix Montecuccoli glaubt etwa, daß so viele Ar-beitsplätze im Forstbereich gesichert werden könnten. Auch bei der Grünen Umweltsprecherin Monika Langthaler steht die Öko-Steuerre-, form auf der Wunschliste ans Christkind ganz oben: „Noch länger abzu- wartpn wärp iirnwpltnnli tisch ornh

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