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Wüstenbildung bedroht das Leben von mehr als einer Milliarde Menschen. Die UNO erklärte 2006 zum Jahr der Wüsten.

W o früher Leben war, ist jetzt totes Land: Die Bewohner eines Dorfes in Senegal mussten fliehen: Vor Armut und vor Hunger. Der Boden ihrer Heimat ist nicht mehr nutzbar, das Land ist tot.

Das ist kein Einzelschicksal: Die Existenzgrundlage von einem Fünftel der Weltbevölkerung ist durch Wüsten- und Steppenbildung gefährdet. Ein Drittel der Landfläche der Erde ist zurzeit von Landverödung betroffen, schätzt die unccd, das in Bonn ansässige Konventionsprojekt der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung. Jedes Jahr gehen laut unccd 25 Millionen Tonnen wertvoller Bodenkrume verloren.

Die so genannte Desertifikation ist kein Phänomen, beim dem sich riesige Sanddünen unaufhaltsam vorwärts schieben: Sie bezeichnet vielmehr die - vom Menschen verursachte - Entstehung völlig neuer Steppen- und Wüstenlandschaften. "Zu den betroffenen Gebieten zählen längst auch Süditalien, Spanien, Südfrankreich und Griechenland", sagt Jurrin Westerhof, bei Greenpeace für Klima, Energie und Verkehr zuständig, gegenüber der Furche.

Zwei Teufelskreise

Der Greenpeace-Experte sieht die Ursachen für Desertifikation in "Klimawandel, Abholzung der Wälder und Übernutzung der Böden". Wüstenbildung ist zugleich Folge und Auslöser der Klimaerwärmung - ein Teufelskreis. Die Gründe für die Übernutzung der Böden liegen für Westerhof in "Exportlandwirtschaft und Bevölkerungswachstum". Auch die Versalzung der Böden durch falsche Bewässerung sei ein Faktor. "Außerdem werden die brachen Flächen größer und größer, womit die Erosion eine immer größere Angriffsfläche hat", erklärt der Klima-Experte. Ein weiterer Teufelskreis schließt sich.

Ein "irreversibeler Rückkoppelungseffekt" stehe der Erde durch eine weite Klimaerwärmung bevor, sagt Herbert Formayer, Klimatologe an der Universität für Bodenkultur (boku). "In den vergangenen 30 Jahren ist die Temperatur weltweit um ein Grad angestiegen." Desertifikation selbst sei in Österreich derzeit "kein brennendes Problem". Anders verhält es sich mit den Auswirkungen der Klimaerwärmung. Formayer: "In Regionen wie dem Seewinkel oder dem Weinviertel macht es sich bereits bemerkbar, dass die Verdunstung höher als der Jahresniederschlag ist." Die Klimaänderung zeitigt auch negative Folgen für Landwirtschaft und Biovielfalt: "Die Vegetation wird sich aufs Frühjahr verlagern. Baumgrenze und Pflanzen wandern immer weiter nach oben, die Wälder verschwinden", beschreibt der Klimatologe gegenüber der Furche das künftige Österreich.

Wenig Wasser, wenig Frieden

"Wasser wird an Bedeutung gewinnen", fügt Formayer hinzu. "Darin liegt ein hohes Konfliktpotenzial." Seit ihrem Entstehen 1996 warnt auch die unccd vor den Folgen der Desertifikation: soziale und wirtschaftliche Spannungen sowie politische Destabilisierung durch Flüchtlingsströme. Für uno-Generalsekretär Kofi Annan sind vor allem Frauen die Opfern der Landverödung: In den Entwicklungsländern leisten sie nämlich 70 Prozent der landwirtschaftlichen Arbeit.

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