Nach einer annähernd zweijährigen Phase historisch niedriger Zinsen hat der EZB-Rat am 7. April 2011 beschlossen, die geldpolitischen Leitzinsen erstmals wieder um 25 Basispunkte anzuheben. Der Zinssatz, mit dem sich Banken beim Eurosystem ab dem nächsten abzuwickelnden Geschäft refinanzieren können, liegt somit bei 1,25 Prozent.
Diese Entscheidung wurde vor dem Hintergrund steigender Inflationsgefahren getroffen. Zu Beginn des heurigen Jahres kletterte die Inflationsrate im Euroraum von 2,3 Prozent im Jänner auf voraussichtlich 2,6 Prozent im März, und sie wird auch im weiteren Verlauf des Jahres etwa auf diesem erhöhten Niveau bleiben.
Der Grund für die gegenwärtig relativ hohen Inflationsraten liegt in den dramatischen Preisanstiegen bei Rohstoffen, wie Öl und Lebensmittel. So haben zum Beispiel die anhaltenden Spannungen im Norden Afrikas sowie im Nahen Osten zu einem weiteren Anstieg der Rohölpreise auf über 120 US-Dollar pro Barrel in den letzten Wochen geführt. Neben den bereits sichtbaren Auswirkungen auf die aktuellen Inflationsraten beobachtet man auch deutliche Preisanstiege in frühen Produktionsstufen, die Anlass zur Sorge geben, dass weitere Inflationseffekte in der Pipeline sind.
Angesichts der Aufwärtsrisiken für die Preisstabilität hob der EZB-Rat die Leitzinsen für das Eurosystem Anfang April 2011 erstmals seit fast zwei Jahren um 25 Basispunkte an. Dieser Beschluss soll dazu beitragen, dass die Gefahr von Zweitrundeneffekten nicht zum Tragen kommt. Die jüngste Bandbreiten-Prognose der EZB vom März 2011 erwartet, dass die Inflationsrate im Euroraum im Jahr 2012 im Mittel (prognostizierte Bandbreite 1,0 bis 2,4 Prozent) wieder unter zwei Prozent sinkt.
* Der Autor ist Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank
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