Zukunftsfrage Fleischkonsum

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Die Chinesen, Vietnamesen, Thailänder und Ghanaer lieben es: Hundefleisch! Mit seinem Geschmack, der an Rind und Wildbret erinnert, begeistert das zarte Fleisch Millionen von Menschen in Asien wie Afrika und bereitet ihnen unvergessliche Gaumenfreuden, vor allem wenn der Hund mit Sesam zubereitet wird – dann soll er besonders gut munden.

Was dem einen ein Leckerbissen ist, findet der andere schlicht anstößig und eklig. „Wie kann man denn einen Hund essen?“, klagen wir hier im Westen und echauffieren uns über die aus unserer Sicht barbarischen Essgewohnheiten der anderen.

Dass wir uns dabei nur über die getroffene Wahl des Fleisches aufregen, nicht aber über den Fleischkonsum per se versteht sich von selbst. Denn auch bei uns landen tote Tiere regelmäßig auf dem Teller. Nur eben der Hund nicht!

Verdrängtes Leid

Doch warum essen wir jene Lebewesen, die unter dem Begriff „Nutztiere“ firmieren so gerne, und jene die wir „Haustiere“ nennen überhaupt nicht? Ein Hauptgrund ist mit Sicherheit Verdrängung. Das Schweinefleisch in der Vitrine des Fleischers erinnert uns nicht mehr an die Massentierhaltung und daran, dass eine Sau ihr Leben lang in einem Stall eingesperrt ist, in dem es kein Tageslicht gibt und sich das Tier nicht bewegen kann, von Auslauf ganz zu schweigen. Das wissen zwar fast alle und doch lässt es eine Vielzahl von Konsumenten scheinbar kalt. Ihnen und all jenen, die über die Zustände in der Massentierhaltung noch immer keine Kenntnis haben, sei Jonathan Safran Foers Buch „Tiere Essen“ ans Herz gelegt – nach drei Jahren Recherche berichtet er über alle Facetten der Fleischproduktion und hinterfragt kritisch und schonungslos den Fleischkonsum.

Nun kann man diskutieren, ob es aus ethischer Sicht vertretbar ist, Tiere zum Zwecke der Fleischgewinnung zu töten. Viele sehen in der derzeit durch alle Medien laufenden Diskussion über Vegetarismus auch nur einen von vielen Hypes und eine weitere Variante zur Stopfung des Sommerlochs.

Doch damit liegen sie fundamental falsch: Bei den Befürwortern einer fleischlosen Ernährung handelt es sich schon die längste Zeit nicht mehr nur um Öko-Spinner, die mit ihren Ansichten maßlos übertreiben, sondern um Visionäre, die sich den Fragen der Zukunft offen stellen.

Essgewohnheiten überdenken

„Die Wurst des Reichen ist das Brot des Armen“, soll Nikita Chruschtschow einst gesagt haben. Das Zitat ist noch heute gültig: Durch die Fleischproduktion wird Getreide an Tiere verfüttert, das anderswo dringend für Brot gebraucht wird. Um ein Rind ein Jahr lang zu mästen, benötigt man 0,5 Hektar Land – auf derselben Fläche hätte man in der derselben Zeit 2000 Kilogramm Getreide oder 15.000 Kilogramm Kartoffeln anbauen können. Alle Zahlen belegen, dass es einen Zusammenhang zwischen übermäßiger Fleischproduktion und dem stetig wachsenden Welthunger gibt. Ein Horrorszenario angesichts der Tatsache, dass die Zahl der Weltbevölkerung in den kommenden Jahrzehnten auf zehn Milliarden hochschnellen wird. Dabei gäbe es heute genügend Getreide, um alle Menschen ausreichend zu ernähren, doch wird fast die Hälfte davon an Nutztiere verfüttert, wie die Deutsche Welthungerhilfe feststellt. Dazu kommt, dass die Fleischproduktion bereits jetzt zu 40 Prozent zum Klimawandel beiträgt.

Wem die Nutztiere in der Massentierhaltung und ihr Leiden egal sind, sollte spätestens jetzt seine Essgewohnheiten überdenken. Denn wenn wir in Zukunft sicherstellen wollen, dass der Klimawandel aufgehalten wird und es genügend Nahrungsmittel für alle Menschen gibt, müssen wir unseren Fleischkonsum schon heute radikal runterschrauben. Im Idealfall ringen wir uns dazu durch, gänzlich auf Rind, Schwein und Co. zu verzichten!

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