Zukunftslabor Semmering: Bitte anpacken!

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An Konzepten mangelt es jedenfalls nicht. Solche gibt es durchaus für viele Bergorte im alpinen Süden Niederösterreichs - den Semmering mit eingeschlossen.

Mit dem Verkauf der Liftanlagen an eine ukrainische Gesellschaft hat die Politik dem Semmering die Herz-Lungenmaschine abgeschaltet. Der Schisport hat dort die Leute immer angezogen." So wird Wolfgang Kos in der FURCHE zitiert. Außerdem plädiert Kos dafür, dass der Semmering wieder zum Zukunftslabor mit jungen Schriftstellern, Musikern und bildenden Künstlern wird. Was die Bedeutung der Liftanlagen anbelangt, sind wir mit Kos ganz einer Meinung: Ein reibungsloser Betrieb ist Voraussetzung für viele andere im Tourismus tätige Unternehmen in der Region.

Genau aus diesem Grund hat das Land Niederösterreich bereits 2013 mit den damaligen Haupteigentümern, drei regional verankerten Unternehmern, eine strategische Beteiligung an der Liftgesellschaft ausverhandelt sowie ein Investitionspaket akkordiert. Dieser unterschriftreife Vertrag ist jedoch nicht zustande gekommen, weil die Vorbesitzer an die Panhans-Gruppe der ukrainischen Investoren verkauft haben. Das Land Niederösterreich war jedenfalls an der Liftgesellschaft niemals beteiligt. Ein langfristiges Pachtangebot vor der Wintersaison wurde von den Eigentümern abgelehnt.

Dass Transformationsprozesse im alpinen Süden Niederösterreichs gelingen können, zeigt das Beispiel St. Corona am Wechsel. Hier wurde erst nach dem Einstieg des Landes bei der Liftgesellschaft klar, dass ein konventionelles Erneuerungsprojekt mit Ersatz des damals für Winter-und Sommerbetrieb verwendeten Einersesselliftes durch eine leistungsfähigere Aufstiegshilfe nicht durchführbar war. Daraufhin wurde 2014 das Skigebiet in der bisherigen Form rückund eine Familienarena St. Corona am Wechsel mit ganzjährigem Betrieb neu aufgebaut.

Seit Ende 2015 werden sämtliche Anlagen von einer Gruppe regionaler Unternehmer gepachtet, die zudem mit der Entwicklung von Mountainbike-Strecken, den Wexl Trails, reüssiert. Im Vergleich zu manchem Mitbewerber im Westen Österreichs bietet die für moderne Flowtrails bestens geeignete sanfte Topographie sowie die witterungsbedingt relativ lange Bikesaison echte Wettbewerbsvorteile. Hier ist eine dynamische Entwicklung in Gang gekommen, die noch lange nicht abgeschlossen ist. An Konzepten mangelt es jedenfalls nicht. Solche gibt es durchaus auch für andere Bergorte im alpinen Süden Niederösterreichs -den Semmering mit eingeschlossen.

Wobei trotz ähnlicher Rahmenbedingungen sich die ganz speziellen, nicht zuletzt auch historischen Voraussetzungen der einzelnen Bergerlebniszentren stark unterscheiden, sodass es also nicht das eine Erfolgsrezept geben kann. Klar ist, dass der als touristisches Massenphänomen noch relativ junge Skilauf unheimlich erfolgreich und prägend war. Jetzt geht es im Sinne einer Klimawandelanpassungsstrategie darum, Skigebiete in einer touristisch sinnvollen und wirtschaftlich vertretbaren Weise weiterzuentwickeln und als ganzjährig nutzbare Rückzugs-und Erholungsorte zu kultivieren.

Klar ist auch, dass es in aller Regel nicht ein einzelner Großinvestor oder Mäzen richten kann. Angesichts des allgegenwärtigen Leerstandes und der im internationalen Vergleich vorherrschenden Kleinstrukturiertheit der Tourismusbetriebe braucht es neue Zugänge bei der Revitalisierung von Immobilien und deren anschließender Nutzung.

Zwei Unternehmer aus Wien, Andreas Wessely und Michael Niederer, haben am Semmering eine ehemalige Jausenstation hochwertig renoviert und betreiben das Chalet Villa Antoinette seit 2014 sehr erfolgreich. Derzeit wird der Alpengasthof Fernblick in St. Corona am Wechsel, ein typischer Gasthof aus den 1970er-Jahren, in eine Hochzeits-Location samt Designshop umgebaut. Vor kurzem haben Wessely und Niederer ein seit Jahren leerstehendes Personalhaus am Semmering erworben, woraus ein Hotel entstehen soll: "Wir sind uns sicher, dass die große historische Vorgabe, die Nähe zu Wien sowie ein Vier-Saisonentourismus auch Chancen für viele weitere Jungunternehmer bieten würde."

Das Land Niederösterreich unterstützt im Rahmen des Programms "Bergerlebnis in Niederösterreich" die touristische Entwicklung von neun Gemeinden, zu denen auch Semmering zählt. Für ein "Zukunftslabor Semmering" muss die ganze Region an einem Strang ziehen: Packen wir es an!

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