50 Jahre DNS - entschlüsselt

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Der Wissenschaftsjournalist Werner Bartens schrieb die Biografie der Entdeckung der DNS.

Rechtzeitig zum 50. Jahrestag der Entschlüsselung der Struktur und räumlichen Anordnung der DNS (Desoxyribonukleinsäure) und der Veröffentlichung in der Fachzeitschrift Nature am 25. April 1953, hat Werner Bartens, renommierter deutscher Wissenschaftsjournalist ein Buch über diese bedeutende wissenschaftliche Entdeckung des 20. Jahrhunderts herausgegeben. Viele der durch die Zerstörung der Atombomben von Hiroshima und Nagasaki schockierten Physiker wandten sich Ende der 1940-er Jahre der scheinbar anwendungsferneren Disziplin der Molekularbiologie zu ohne zu ahnen, welche Anwendungsmöglichkeiten im Laufe der nächsten 50 Jahre entstehen würden. Die erste Hälfte des Buches beschäftigt sich mit den an der Erforschung der DNS beteiligten Wissenschaftlern in der 50-er Jahren. Im Mittelpunkt stehen die beiden Forscher James Watson und Francis Crick, die für diese Leistung gemeinsam mit Maurice Wilkins 1962 den Nobelpreis erhielten. In Exkursen werden andere Forscher und Forscherinnen gewürdigt, die an den Vorarbeiten beteiligt waren, jedoch nicht das nötige Glück hatten für ihre Leistungen entsprechende wissenschaftliche Anerkennung zu erhalten. Sehr stark hat Erwin Schrödinger, der österreichische Physiknobelpreisträger von 1933, mit seinem Buch "Was ist Leben" junge Naturwissenschaftler für die Forschung im Bereich der Molekularbiologie begeistert. Die herausragende Leistung der beiden Forscher Watson und Crick war nicht die mühselige Laborarbeit, sondern die geniale Synthese von wissenschaftlichen Ergebnissen anderer befreundeter oder konkurrierender Wissenschaftler. Durch die Schilderung der Umfeldbedingungen erhält der Leser einen guten Einblick in den Wissenschaftsbetrieb der 50-er Jahre des 20. Jahrhunderts, der noch stark geprägt war von Einzel- und Kleingruppenforschung, während sich heute der Wissenschaftsbetrieb in privaten und öffentlichen Forschungseinrichtungen zumeist in größeren Teams abspielt. Ersatzorgane auf Bestellung, gentechnisch veränderte Lebensmittel, geklonte Tiere bis hin zu den aktuellen Meldungen über angebliche oder tatsächliche Klon-Babys sind heute bereits Realität oder im Bereich der technischen Möglichkeiten. Mit diesen Entwicklungen beschäftigt sich der zweite Teil des Buches. Auch hier stehen die Forscher im Mittelpunkt: von Fred Sager, dem zweimaligen Nobelpreisträger, über Craig Venter, dem Star der Mikrobiologie, der sich mit der vollständigen Entschlüsselung oder "fast vollständigen Entschlüsselung" publikumswirksam einen Namen machen konnte, bis hin zu Dr. Antinori, dem italienischen Arzt, der sich mit dem Klonen von Menschen beschäftigt, und den obskuren Vertretern der Klonsekte, die Ende 2002 behaupteten, tatsächlich ein Baby geklont zu haben, ohne bisher wissenschaftlich den Beweis dafür erbringen zu können. Wer sich eine historisch fundierte, chronologische Geschichte der Mikrobiologie und Genforschung der letzten 50 Jahre erwartet, wird von dem Buch leider enttäuscht werden, sind doch die Beiträge zum Teil bereits in Zeitschriften veröffentlicht worden (wodurch es auch oft zu inhaltlichen Wiederholungen kommt) und werfen in Essayform überwiegend nur Streiflichter auf besonders ausgewählte Aspekte dieser Thematik. Die Wissenschaftler werden zwar mit ihren liebenswerten Schrullen und Besonderheiten treffend und amüsant charakterisiert, Forschungsergebnisse und -methoden hingegen eher oberflächlich behandelt, Chancen und Risken der Gentechnologie beinahe völlig ausgespart und nur in einigen wenigen exemplarischen Kapiteln gestreift, ohne auf die weltweiten Diskussionen zu diesem Thema einzugehen, was in einer historischen Abhandlung aber auch möglich ist.

Dem Leben auf der Spur.

Biografie einer Entdeckung.

Von Werner Bartens.

Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 2003. 222 Seiten, geb., e 20,50

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