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Antioxidantien-Cocktail gefällig?

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Mehr Lebensqualität, Gesundheit, Fitneß, vielleicht sogar ein längeres Leben verspricht der amerikanische Arzt Kenneth H. Cooper allen, die sich an sein neues Vier-Punkte-Programm halten.

Ausgangspunkt seiner Überlegungen: Sogenannte freie Radikale oder instabile Sauerstoffmoleküle sind verschiedenen wissenschaftlichen Studien nach an der Entstehung von mehr als 50 Krankheiten beteiligt, etwa verschiedenen Formen von Krebs, Herz-und Gefäßerkrankungen, Grauem Star, AIDS und vorzeitigem Altern.

In sehr leicht verständlicher Weise erklärt der Autor die schädlichen Wirkungen der freien Radikale und widmet ihrer Entstehung breiten Raum. UV-Strahlung, Luftverschmutzung, Zigarettenrauch, Streß, Schadstoffe in der Nahrung und nicht zuletzt ein Zuviel an sportlichen Aktivitäten führen zu einer Überproduktion. (In geringen Mengen sind sie allerdings lebensnotwendig, beispielsweise für die Heilung entzündlicher Prozesse oder für die Bakterienbekämpfung.)

Coopers Lösung des Problems: Aufbau und Erhaltung eines Schutzwalles aus sogenannten Antioxidantien -Substanzen, die Jagd auf freie Radikale machen. Zwar produziert der Mensch körpereigene Antioxidantien in Form bestimmter Enzyme, die als „Radikalenfänger” wirken. Doch reiche dies nicht aus. Über die Nahrung müßten, so Cooper, zusätzliche Mengen zugeführt werden, sogar entsprechende Zusatzpräparate sind notwendig. Als Antioxidantien wirken die Vitamine C und E sowie das Provitamin A, Beta-Carotin. Auch das Spurenelement Selen ist hilfreich.

Einen großen Teil des Buches

nimmt der Antioxidantien-vier-Punkte-Plan ein, Coopers neues Gesundheitsprogramm zur Vorbeugung zahlreicher Erkrankungen:

1. Regelmäßiges Gesundheitstraining mit geringer Intensität. Eine große Zahl individueller Trainingspläne (Gehen, Laufen, Radfahren, Schwimmen) soll für Steigerung und Aufrechterhaltung der Ausdauer sorgen, ohne daß es zu einer Überproduktion an freien Radikalen kommt (Cooper, der „Vater der Aerobic-Be-wegung”, revidiert frühere Ansichten und betont den großen Nutzen eines moderaten Trainings).

2. Planmäßige Einnahme speziell zusammengestellter „Antioxidanti-en-Cocktails” (Vitamin-Präparate) als Ergänzung zur normalen Ernährung, abgestimmt auf Alter, Geschlecht und Sport. So hätten Menschen über 50 einen höheren Bedarf an bestimmten antioxidativen Zusatzpräparaten (Männer besonders), sportlich Aktive ebenso.

3. Schonende Aufbewahrung und Zubereitung von (antioxidantienrei-chen) Nahrungsmitteln wie etwa Süßkartoffeln, Erdbeeren oder Wei-zenkeimöl, um den Verlust an Wirkstoffen gering zu halten.

4. Minimierung der negativen Umwelteinflüsse durch Veränderung der Lebensgewohnheiten. So sollte man verrauchte Restaurants meiden, Au-toabgasen ausweichen, sich nicht übermäßig der Sonne aussetzen und emotionalen Streß klein halten.

Wie sieht nun ein Musterspeiseplan im Rahmen des Antioxidantien-Programms aus? Etwa so: zum Frühstück Orangensaft, Hafergrütze mit Weizenkeimen und Rosinen, fettarmes Joghurt und frische Erdbeeren; zu Mittag Preiselbeersaft, Weizenvollkorn-Brot, gefüllt mit gedämpftem Brokkoli-Karfiol und fettarmem Mozzarella, gekühlter Nudelsalat mit Kirschtomaten als Abschluß; frische Kiwis als Nachmittags-Imbiß; zum Abendessen frischer Spinat- und Tomaten-Salat mit Sonnenblumenkernen, gebratene Hähnchenbrust mit Paprikaschote, gedünstete Karotten und Naturreis, sowie als Abend-Imbiß Orangensaft und Hefeteiggebäck mit Margarine.

Wer viermal pro Woche 3,2 Kilometer in weniger als 20 Minuten läuft oder fünfmal pro Woche 4,8 Kilometer in weniger als 45 Minuten geht, oder viermal pro Woche 45 Minuten Aerobic-Tanz betreibt oder ähnliches tut, der zieht den optimalen Nutzen aus seiner sportlichen Aktivität: Verbesserung des Blutfettprofils, Senkung des Blutdrucks, Schutz vor Osteoporose und so fort.

Der Anhang ist umfangreich und gibt beispielsweise Auskunft über An-tioxidantien-Lieferanten, empfehlenswerte Tagesdosen, schonende Zubereitungsmethoden sowie mögliche Nebenwirkungen.

Die Beziehung zwischen freien Radikalen und Antioxidantien wird seit 30 bis 40 Jahren systematisch erforscht. Mittlerweile gibt es zahlreiche Untersuchungen, Publikationen, Workshops, Kongresse und Symposien. Positive Effekte auf die Gesundheit darf man von Coopers Methode sicherlich erwarten, ein Allheilmittel wird aber auch sie nicht sein können.

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