Atomkraftwerk Gorleben Atommüll - © Foto: Getty Images / Ulrich Baumgarten

Atomkraft: Deponie für die Ewigkeit

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Energie ist die Schlüsselfrage in der Bekämpfung der Klimakrise. Die EU-Kommission setzt nun auf Kernkraft als Brückentechnologie. Doch dabei hat sie die Rechnung ohne die Endlagerung gemacht. Eine Analyse.

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Energie ist die Schlüsselfrage in der Bekämpfung der Klimakrise. Die EU-Kommission setzt nun auf Kernkraft als Brückentechnologie. Doch dabei hat sie die Rechnung ohne die Endlagerung gemacht. Eine Analyse.

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Bei Beschädigung eines Atomkraftwerks in der Ukraine wären derzeit ebenso Belarus und Moldawien gefährdet. Bei manchen Wetterlagen aber auch Osteuropa, das östliche Mitteleuropa und Teile Skandinaviens, warnen die „Scientists for Future“ angesichts des Ukraine-Kriegs. Der Krieg wirft nun nochmals ein anderes Licht auf die Atomkraft, die in Europa als „Brückentechnologie“ für den Klimaschutz debattiert wird. Stein des Anstoßes war die neue Taxonomie-Verordnung der EU-Kommission, die festschreibt, welche Technologien in Europa als grün gelten sollen. Zur Verwunderung oder Verärgerung auch auf der Liste: Erdgas und Kernkraft. Kritische Stimmen sehen das als deutsch-französisches Tauschgeschäft, denn Deutschland wollte damals – vor der Ukraine-Krise – weiterhin russisches Gas importieren und Frankreich produziert 60 Prozent seines Stroms in Atomkraftwerken (AKWs).

Doch das Problem, das die EU-Kommission anspricht, ist real. Die europäische Energieversorgung ist auf Erdgas und in geringerem Ausmaß auf Kernkraft angewiesen. Erneuerbare Energieformen können heute noch nicht flächendeckend eingesetzt werden. Während Österreich in der glücklichen Lage ist, sich auf seine Wasserkraft verlassen können, sind Sonne und Wind viel unzuverlässigere Energiequellen. Möglichkeiten, den nachhaltig produzierten Strom zu speichern, fehlen bislang. Daher, so die EU-Kommission, benötigt es Erdgas und Kernenergie. Doch gerade gegen Kernkraft gibt es massive Bedenken: Die Technologie sei teuer, nicht nachhaltig – und gefährlich.

Erinnerung an Reaktorunfälle

Die Kommission stützt ihre Taxonomie auf ein Expertenpapier, aus dem hervorgeht, dass die Treibhausgasemissionen von Kernkraft etwa im Bereich von Wind- und Wasserkraft und sogar deutlich unter denen von Photovoltaik liegen. Dabei haben die Forscher und Forscherinnen nicht nur den Betrieb berücksichtigt, sondern den gesamten Lebenszyklus: vom Uran-Abbau über die Anreicherung bis zur Lagerung. Atomkraft sei also nicht erneuerbar, immerhin wird ja Uran verbraucht, aber jedenfalls klimaschonend. Doch es ist nicht unbedingt die Nachhaltigkeit, bei der viele Menschen Bedenken haben. Allzu deutlich ist die Erinnerung an die Reaktorunfälle von Tschernobyl 1986 und Fukushima 2011, bei denen große Mengen Radioaktivität freigesetzt wurden. Sie haben ganze Landstriche verstrahlt und zur Sperrzone gemacht.

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