Australiens neuer Anfang

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Der fünfte Kontinent hat radikale Brüche hinter sich: die Umorientierung vom weißen Australien zur Anerkennung der Aborigines; die massive Teilnahme am Vietnam-Krieg mit etwa 50.000 Soldaten und den Ausstieg unter der Labor-Regierung 1972; die Orientierung am BBC-Englisch, abgelöst durch die Erkenntnis, ein multikulturelles Einwanderungsland zu sein, dem seine Nähe zu Asien immer wichtiger wurde. Ein Regierungswechsel bedeutete oft eine dramatische Wende. Der elf Jahre amtierende konservative Premier John Howard hat mit seiner harten Haltung gegenüber Aborigines und Flüchtlingen sowie einschneidenden Verschlechterungen der Arbeits- und Sozialgesetze die australische Gesellschaft nachhaltig verändert.

Nun hat Labor mit dem 50-jährigen Diplomaten Kevin Rudd einen Erdrutschsieg von 53 Prozent eingefahren. Als studierter Asienexperte, der fließend Mandarin spricht, steht er für ein neues Verhältnis zu China, dem mittlerweile wichtigsten Abnehmer australischer Bodenschätze und immer zu stärkeren Investor. Hat sich Howard als Vasall der USA hartnäckig geweigert, das Kyoto-Protokoll zu unterzeichnen, wird Rudd das demnächst tun; Australien ist vom Klimawandel besonders betroffen. Zu seinen Wahlversprechen gehört auch, die 580 australischen Soldaten aus dem Irak abzuziehen; dass Rudd inzwischen gegenüber Präsident Bush erklärt hat, das Bündnis mit den USA stehe nach wie vor im Zentrum der australischen Außenpolitik, ließ freilich aufhorchen.

Gratwanderungen wird der neue Premier noch einige machen (müssen). Vor allem bei seinem zentralen Anliegen: die alten Auseinandersetzungen zwischen Unternehmen und Gewerkschaften, die Widersprüche zwischen Wachstum und Umwelt zu beenden. Es wird sich lohnen, Australien genauer in den Blick zu nehmen.

cornelius.hell@furche.at

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