6700356-1963_26_04.jpg
Digital In Arbeit

Burgenland in Zahlen

Werbung
Werbung
Werbung

Das Burgenland hatte am 21. März 1961, dem Zeitpunkt der letzten Volkszählung, eine „anwesende Bevölkerung“ von 250.501 Personen. Die Wohnbevölkerung bestand aus 130.322 Männern und 140.679 Frauen, zusammen 271.001 Personen, und ist im Vergleich zum Jahre 1869 um 7 Prozent gestiegen. Den höchsten Bevölkerungsstand hatte das Burgenland im Jahre 1934; seither sinkt die Zahl: die Einwohnerzahl des Jahres 1961 entspricht ungefähr jener des Jahres 1880. Auch der Anteil des Burgenlandes an der gesamtösterreichischen Bevölkerungszahl ist rückläufig und erreichte 1961 mit 38 von Tausend ein Minimum, während das Maximum mit 57 von Tausend im Jahre 1869 erreicht wurde. Die Gesamtveränderungen sind auf zwei Komponenten, Geburten- und Wanderungsbilanz, zurückzuführen. Zwischen 1951 und 1961 hatte das Burgenland wohl in allen Bezirken einen Geburtenüberschuß, der aber durch einen Wanderungsüberschuß teils überdeckt, teils kompensiert wurde, so daß, auf ein Jahr reduziert, das Burgenland einen Wanderungsverlust von durchschnittlich 2400 Personen verzeichnen mußte. Im einzelnen gesehen, hatten von den neun politischen Bezirken fünf Bevölkerungsabnahmen, und von vier Bezirken mit Bevölkerungszunahmen waren nur jene für Eisenstadt und Rust - prozentuell -bemerkenswert.

132.140 Berufstätige (Beschäftigte und Arbeitslose) und 34.293 Pensionisten und Rentner (unter ihnen auch eine Anzahl von Auszüglern) waren mit 94.408 erhaltenen Personen be-

lastet, deren Zahl sich aus 63.991 Kindern unter 14 Jahren und 24.944 Hausfrauen zusammensetzt. Es haben daher im Durchschnitt 100 Berufstätige für 71 Erhaltene zu sorgen. 1951 war das Verhältnis 100:59.

1951 lebten 32 Prozent, im Jahre 1961 noch 34 Prozent der burgenländi-schen Bevölkerung in Gemeinden mit mehr als 2000 Einwohnern. Bevölkerungszunahmen wurden in Gemeinden mit 2001 bis 2500 und 3001 und mehr Einwohnern verzeichnet. Von den insgesamt 319 burgenländischen Gemeinden haben 137 eine Einwohnerzahl von unter 500, 93 bis zu 1000 und 56 Gemeinden bis 2000. In allen Gemeinden wurde ein Auswanderungsüberschuß festgestellt, mit Ausnahme der Landeshauptstadt Eisenstadt, die, wie bereits 1951, einen Zuwanderungsüberschuß verzeichnete.

Die Einwohnerzahl des Burgenlandes umfaßte 269.536 Österreicher und 1465 NichtÖsterreicher (einschließlich der Staatenlosen und Fällen mit ungeklärter und unbekannter Staatsangehörigkeit). Die Reduzierung der Einwohnerzahl beschränkte sich fast ausschließlich auf die NichtÖsterreicher, deren Anteil von 2,2 Prozent im Jahre 1951 auf 0,5 Prozent im Jahre 1961 zurückging; diese Erscheinung dürfte sich durch eine Kompensation der Mehrauswanderungen von Österreichern mit den Einbürgerungszahlen erklären lassen.

Der überwiegende Teil der burgenländischen Bevölkerung, 85,3 Prozent, war römisch-katholisch, evangelisch nur 14 Prozent, sonstige Bekenntnisst gaben 0,1 Prozent an.

Rückgang der Landwirtschaft

In der Zugehörigkeit der burgenländischen Bevölkerung zu den einzelnen Wirtschaftsabteilungen hat sich im Laufe der letzten zehn Jahre ein auffallender Strukturwandel ergeben. Wohl stehen auch 1961 die in der Land- und Forstwirtschaft .Jätigen mit 48,4 Prozent..aller Berufstätigss.an erster^Steile,-aber vor zehn Jahren'ies trug ihr Anteil noch 63,1 Prozent. Das Verhältnis hat sich zugunsten der in Industrie und Gewerbe Tätigen verschoben. Hier zeigt sich die Auswirkung der Bemühungen um eine zunehmende Industrialisierung des Landes: während 1951 nur 24,6 Prozent der Berufstätigen in dieser Wirtschaftsabteilung arbeiteten, waren es 1961 bereits 34,9 Prozent aller Berufstätigen. Für die Abteilung „Pensionisten, Rentner usw.“ und die Gruppe „Ohne Berufs- und Betriebsangabe“ zusammen wurde eine Steigerung um 44 Prozent gegenüber der Volkszählung 1951 registriert, die fast ausschließlich auf das Konto der Pensionisten und Rentner zu buchen ist. In allen übrigen Wirtschaftsabteilungen, mit Ausnahme der „Haushaltung“, waren Zunahmen zu beobachten.

Zwischen 1951 und 1961 ist die Erwerbsquote (Anteil der Zahl der Berufstätigen an der gesamten Einwohnerzahl) von 55 auf 49 Prozent gesunken, die Zahl der Berufstätigen um rund 18.000 oder 12 Prozent zurückgegangen. Diese Entwicklung wurde durch die Verluste in der Landwirtschaft bestimmt.

Der Altersaufbau der burgenländischen Bevölkerung zeigt geringe Besetzungszahlen in den Altersgruppen 15 bis 20, 25 bis 30 und 40 bis 45 Jahren und spiegelt damit die Gebürten-ausfälle in den beiden Weltkriegen und in der Wirtschaftskrise der dreißiger Jahre wieder. Der Geburtenanstieg der letzten Jahre findet seinen Niederschlag im Anwachsen der Zahl der Vorschulpflichtigen um 12 Prozent. Die für die Volkswirtschaft bedeutsamen Gruppen vom vierzehnten bis zum fünfzigsten Lebensjahr zeigten 1961 eine schwächere Besetzung als vor zehn Jahren, während die Altersgruppe zwischen fünfzig bis unter sechzig zunahm. Von den rund 64.000 verheirateten Frauen lebten 98 Prozent mit dem Ehemann in gemeinsamem Haushalt. Die Verminderung der Ledi-genquoten in den unteren Altersstufen deutet auf eine stehende Heiratsintensität in jüngeren Jahren im Verlauf der letzten Jahre hin. 1951 waren von den 20- bis 25jährigen Frauen noch 62 Prozent ledig, im Jahre 1961 nur noch

48 Prozent; mehr als die Hälfte der Frauen dieser Altersgruppe haben bereits geheiratet.

Die Bevölkerung verteilte sich auf insgesamt 75.171 Haushalte. Bemerkenswert ist, daß die Ein- und Zwei-personerfhauähalte auf Kosten der übrigen Gruppen zugenommen haben. 196] entfielen auf einen Haushalt 3,6 Personen, während es in den Janren 1934 und 1951 noch 4,3 und 3,8 Personen waren. Von den in Einpersonenhaushalten lebenden Personen (8708) sind allein 5807 Pensionisten, Rentner (Auszügler).

Die Pendelwanderung

Es ist bekannt, daß das Burgenland

schon seit einer Reihe von Jahren ein großes Kontingent an Saison- und Wanderarbeitern stellt und eine nicht unbeträchtliche Zahl von Bauarbeitern, die in allen Teilen des Bundesgebietes beschäftigt sind, aus dem Burgenland stammen. Zu den Sorgen des Landes gehört das Problem der Pendler. Die Erfassung dieses Personenkreises im Rahmen der Volkszählung stellt deshalb eine sehr interessante Untersuchung dar, jedoch liegen gegenwärtig noch keine Ergebnisse hierüber vor. Jedenfalls kann man diese Ergebnisse mit einer gewissen Spannung erwarten, und es dürfte dann möglich sein, festzustellen, ob die Bemühungen, den Personenkreis derer, die gezwungen sind, sich einen Arbeitsplatz außerhalb ihres Bundeslandes zu suchen und einen großen Teil ihrer Zeit fern von

ihrer Familie zu verbringen, durch Betriebsstandortverlegungen, Schaffung neuer Arbeitsplätze in neuen Industriezweigen am Wohnort der Betreffenden, einzuschränken, bereits in den Ergebnissen dieser Volkszählung ihren Niederschlag gefunden haben.

Die Pendelwanderung, besonders über weite Entfernungen, die eine Rückkehr zum Wohnort am gleichen Tag oder in der gleichen Woche unmöglich macht, bedeutet nicht nur eine Verkürzung der Freizeit durch lange Fahrzeiten, sondern in vielen Fällen eine getrennte Haushaltführung des Mannes und der übrigen Familie, erhöhte Fahrtspesen und Lebenshaltungskosten. Zu den materiellen Mehrbelastungen tritt noch das Gefahrenmoment der Entfremdung von der Familie und dem Ehepartner sowie die

Unmöglichkeit, auf die Erziehung der Kinder entscheidenden Einfluß zu neh-men,hinzu, ganz abgesehen von der Überforderung der Frauen, die, besonders im Falle der Nebenerwerbslandwirtschaften zu ihrem Aufgabenkreis noch die Pflichten des abwesenden Mannes übernehmen müssen.

i Das Urlaubsdorado von morgen

Das Burgenland ist bis jetzt — Gott sei Dank, sagen die Erholungsuchenden, leider seufzen die am Fremdenverkehr interessierten Stellen — noch kein Reiseland, wie beispielsweise Tirol, das mit einem Anteil von 28 Prozent an sämtlichen, 6,94 Prozent an den Inländer-, und sogar 38,8 Prozent an den Ausländernächti-gungen an der Spitze aller Bundesländer steht. Dagegen nehmen sich die Anteile des Burgenlandes, 0,8 Prozent aller, 1,8 Prozent der Inländer- und 0,2 Prozent der Ausländerübernachtungen sehr bescheiden aus. Das Burgenland unternimmt aber alle Anstrengungen und ist auf dem besten Wege, ein richtiges Reiseland zu werden. Der Fremde wird mit Verwunderung die gepflegten Autostraßen betrachten, die in größeren Bundesländern manchmal vermißt werden. Das Burgenland liegt wohl abseits des großen Getriebes, dennoch haben im Verlauf des Jahres 1962 84.983 Fremde den Weg dorthin gefunden. Fast ein Viertel der Gäste waren in Privatquartieren untergebracht. Die Hauptmasse der „Fremden“ sind keine echten, sondern „nur“ Österreicher aus anderen Bundesländern, unter ihnen 23.850 Wiener, aber es kamen auch mehr als 12.000 Urlauber aus der Deutschen Bundesrepublik, mehr 8^.;80p, Schweizer, mehr als je 300 Ungarn und Amerikaner, mehr als je 20O Griechen, Engländer, liaLif-ner, knapp je 200 Schweden und Holländer zu Gast. Zusammen mit den höchstens in zweistelligen Zahlen auszudrückenden übrigen Fremden aus Polen, Rumänien, Spanien, der CSSR, Indien und Pakistan, Israel, der Türkei, Arabien, Kanada, Mexiko, Argentinien, Brasilien, Chile, dem übrigen Südamerika, Australien und Neuseeland haben im vergangenen Jalvr

15.335 Auslander das burgenland Besucht, wobei 91.300 Nächtigungen gezählt wurden. Zusammen mit den 323.396 Übernachtungen der Österreicher, ergaben sich 414.696 im Jahr, wovon 170.150 auf Privatquartiere entfielen.

Nicht mehr Stiefkind

Das Burgenland war — bis vor wenigen Jahren — fast ein Stiefkind unter den Bundesländern, denn es hatte kaum teil an dem allgemeinen Konjunkturaufschwung der letzten Jahre. Seine Rolle ging bis dahin nicht darüber hinaus, sich der Viehzucht zu widmen (1960 wurden fast 9000 Betriebe mit rund 12.500 Pferden und rund 24.000 Betriebe mit mehr als 38.000 Stück Jungvieh im Alter von drei Monaten bis zu zwei Jahren gezählt), Holz zu Schlägern — mehr als 237.000 Festmeter — und mit seinen mehr als hundert Erwerbsgartenbaubetrieben und Baumschulen ein wichtiger Gemüse-und Obstproduzent für die angrenzenden Länder zu sein. In letzter Zeit wurden jedoch die landwirtschaftlichen Betriebe in zunehmendem Maße mechanisiert — heute entfallen bereits 244 Traktoren auf 1000 Betriebe, und die auf einen landwirtschaftlichen Betrieb entfallende PS-Zahl hat sich von 1,94 im-Jake .1853 und 4,0.7. im Jahre “l$J7riasrffl4WPS-im vergaag*nen Jahr erhäbtosisirrgmä astsdi sib ,ätlnA tdij

.Diese Schilderung über unser jüngstes Bundesland erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, noch vieles wäre zu sagen und zu erzählen von dem kleinen Land im Osten Österreichs und von seinen Bewohnern. Nur eines noch: Wäre das Burgenland heute nicht bei Österreich, so fehlte ein Stein im Mosaik der Bundesländer — und gewiß nicht der wertloseste.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung