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Der Nobelpreis feiert Geburtstag: Seit 100 Jahren rittern Spitzenwissen-schafter um Ruhm, Ehre und die Zinsen aus dem Vermögen Alfred Nobels.

Der Vorschlag kam zwar "unter Vorbehalt", doch für Kopfschütteln sorgte er allemal: Norwegische Intellektuelle, darunter der Friedensforscher Johan Galtung, legten dem zuständigen Institut in Oslo für den Friedensnobelpreis 2002 jemand Besonderen ans Herz - George W. Bush. Grund der Nominierung: "Bush muss das Problem des Terrorismus auf eine Weise behandeln, dass nicht mehr Unschuldige ihr Leben verlieren".

Nicht nur der Präsident der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Werner Welzig, hält diese Nominierung "für einen schlechten Scherz". Sollte jedoch dem US-Präsidenten eine friedvolle Lösung gelingen, wäre er im Sinne Alfred Nobels (1833-1896) ein idealer Kandidat. Warum, zeigt ein Blick in Nobels Testament. Mit der Erfindung des Dynamits hatte der schwedische Chemiker ein Vermögen angehäuft. Doch angesichts der Zerstörungskraft des Stoffes plagte den Friedliebenden das schlechte Gewissen. So verfügte der kinderlose Nobel 1895, dass sein Vermögen in eine Stiftung einfließen soll und aus den Zinsen denjenigen Preise zuzuerkennen sind, "die im vergangenen Jahr der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben und zwar auf den Gebieten Physik, Chemie, Medizin, Literatur und Verbrüderung der Völker." Hierin könnte sich Bush profilieren.

Warum mathematische Leistungen von Anfang an nicht würdigenswert waren, blieb Quelle von Gerüchten: Während die einen vermuteten, Nobel hätte den Preis aus Rache an einem Nebenbuhler - einem Mathematiker - hint-angehalten, glaubten andere an einen simplen Grund: Nobel hätte sich einfach nicht für diese Disziplin interessiert.

Später Nutzen

Vor allem eine Frage bewegte die Nobelstiftung seit 1900: Kann die Nützlichkeit einer Entdeckung binnen Jahresfrist erkannt werden? Nein, schluss-folgerte man. Folglich wurden auch später erkennbare Verdienste nobelpreiswürdig. So schritten 1901 Laureaten wie Wilhelm Conrad Röntgen (Physik) und der Gründer des Roten Kreuzes, Henri Dunant (Frieden), zur Würdigung. Ihnen sollten bis heute 700 weitere folgen, denen die Königlich-Schwedische Wissenschaftsakademie die frohe Botschaft brachte. Neben der weiblichen Ausnahmeerscheinung Marie Curie (Physik 1903 und Chemie 1911) hat wohl Albert Einstein den Nobel-Mythos am nachhaltigsten geprägt. Jahrelang hoffte er auf den Preis, bis er ihn 1921 - nicht jedoch für seine Relativitätstheorie - erhielt.

Wie damals werden auch heute die Preisträger am Todestag Nobels (10. Dezember) ausgezeichnet und erhalten vom schwedischen König oder als Friedens-Preisträger von seinem norwegischen Amtskollegen Diplom, Goldmedaille und Geldbetrag. Anlässlich des 100. Jahrestages greift die Nobelstiftung noch tiefer in die Tasche: Maximal drei Preisträger pro Disziplin - beim Friedensnobelpreis auch Institutionen - können sich auf insgesamt zehn Millionen schwedische Kronen (1,024 Millionen Euro/14 Millionen Schilling) freuen.

Wer beim Nobel-Komitee seiner Disziplin Gnade gefunden hat, wird sich nächste Woche weisen - näherhin am 8. (Medizin und Physiologie), 9. (Physik), 10. (Chemie) und 12. Oktober (Friedenspreis). Auch Wirtschaftswissenschafter buh-len seit 1969 um einen Nobel-Gedenkpreis, gestiftet von der Schwedischen Reichsbank. Ob sie zu den Glücklichen zählen, erfahren sie am 10. Oktober. Noch nicht datiert ist die Bekanntgabe des Preises für Literatur.

Welcher Staatsbürger auch immer siegt: Die Vorherrschaft der USA bleibt, zumal in den Naturwissenschaften, ungebrochen. Von diesen 475 Preisen hat das Heimatland George W. Bushs bis heute 199 kassiert.

Informationen unter www.nobel.se

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