Darwin und die Folgen

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Bücher zum Gespräch von Glauben und Naturwissenschaft von G. Altner, R. Riedl, J. Polkinghorne.

Charles Darwin sah seine Evolutionstheorie keineswegs im Gegensatz zur Religion. Er konnte sich zwar den eigenen Gottesglauben nicht bewahren, sah sich selbst aber als "Agnost", als jemand, der nicht entscheiden konnte (oder wollte), ob es Gott gibt. Dennoch wurde der Umwälzer der Biologie nach seinem Tod 1882 in der Westminster Abbey beigesetzt: Zeitungskommentare wie Kanzelredner brachten "ungehemmt zum Ausdruck, wie sehr Darwins Evolutionstheorie mit starker religiöser Überzeugung vereinbar sei."

Solches schreibt der (protestantische) Theologe und Biologe Günter Altner in seinem Büchlein "Charles Darwin - und die Dynamik der Schöpfung", das eine prägnante, aber äußerst wertvolle Zusammenfassung der Geschichte von Evolutionstheorie und Theologie darstellt.

Altner geht Kontroverse und Synthese der beiden nach - bei Darwin ebenso wie bei dessen Schülern Thomas H. Huxley, Ernst Haeckel, Jacques Monod und beleuchtet auch die quasireligiöse Überhöhung der Selektionstheorie in Deutschland, welche zum Sozialdarwinismus und letztlich zum ns-Rassenwahn führte.

Dass diese "religiöse" und einseitige Vereinnahmung nicht im Blick Darwins lag, zeigt Altner ebenso auf wie christliche Annäherungsversuche an die Evolution: Karl Barth (vgl. auch den Artikel von F. Gruber oben) oder das angelsächsische Gespräch zwischen Naturwissenschaft und Glauben (etwa John Polkinghorne, von dem ein neuer Gesprächsband zum Thema vorliegt) und vor allem: Altner würdigt den Beitrag des Jesuiten Teilhard de Chardin, dessen Versuch er hervorhebt, die Evolution (Altner übersetzt diese hier genauer mit: "Selbstorganisation") als Schöpfung zu begreifen. Altners kleines Buch ist eine ideale Einführung in die christlich inspirierte Evolutionsdiskussion.

Auch der Wiener Meeresbiologe und Evolutionstheoretiker Rupert Riedl, der vor kurzem seinen 80. Geburtstag beging, versucht in einer Summe seines Denkens, die unter dem Titel "Meine Sicht der Welt" (biologisch-)naturwissenschaftliche, philosophische und religiöse Erkenntnis zusammenzuschauen: Ein weites Feld von den griechischen Naturphilosophen bis zu den Evolutionsdenkern und den Philosophen der Moderne spannt Riedl auf. Auch bei ihm wird Teilhard de Chardin als der Denker, bei dem "die Evolution auf Gott zuläuft" respektiert; Riedl selbst enthält sich dagegen einer letzten Stellungnahme zur Gottesfrage.

Charles Darwin - und die Dynamik der Schöpfung. Von Günter Altner. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2003. 127 Seiten, TB, e 9,20

Meine Sicht der Welt

Von Rupert Riedl. Seifert Verlag, Wien 2004. 191 Seiten, geb., e 20,50

An den lebendigen Gott glauben Ein Gespräch. Von John Polkinghorne und Michael Welker. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2005 , 160 S., kt., e 15,40

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