Darwinisten und Andersgläubige

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Weit über die engen Fachgrenzen hinaus hat Darwins Evolutionstheorie Widerspruch erzeugt. Wie das? Was kann diese Theorie denn genau erklären? Warum laufen die Argumente der lautesten Kritiker (der Kreationisten) eigentlich fehl? Schließlich: Inwiefern lässt sich heute noch an einem Schöpfungsglauben festhalten, wenn überhaupt? Antworten darauf gibt der Band "Evolutionstheorie - Schöpfungsglaube", herausgegeben von Rudolf Langthaler (Königshausen & Neumann Verlag 2008). Dass hier ganz unterschiedliche Experten - Biologen, Theologen, Philosophen und ein Wirtschaftswissenschafter - zu Wort kommen, spiegelt auch die Breite der Sprengkraft von Darwins Ideen wider.

Tiefergehend haben sich auch Christian Kummer in "Der Fall Darwin" und Philip Kitcher in "Mit Darwin leben" mit dem Verhältnis von Evolutionstheorie und Schöpfung befasst. Die Motivation ist dabei sehr unterschiedlich: Kitcher, US-Wissenschaftsphilosoph mit Schwerpunkt Biologie, wurmt es, dass sich der Kreationismus im angloamerikanischen Raum so hartnäckig hält. Tatsächlich findet er einen wirksamen Hebel gegen die pseudowissenschaftlichen Angriffe: Eine historische Lektüre. Bereits Darwin hatte gegen ähnliche Argumente zu kämpfen. Er siegte, weil er - schon vor 150 Jahren - die schlüssigste Erklärung für viele Naturphänomene zu bieten hatte. Das heißt nicht, dass er alles erklären konnte - im Gegenteil: Darwin selbst wies auf diese und jene Ungereimtheit hin. Kitcher empfiehlt dieselbe Strategie im Umgang mit Kreationisten: Wer so viele Belege auf seiner Seite habe, müsse nicht versuchen, jede Lücke zu schließen. Die Beweislast sei umzudrehen, was dann zeigen würde: Der Kreationismus bietet gar keine wirkliche alternative Erklärung.

Christian Kummer teilt diese Kritik am Kreationismus. Damit verschärft sich aber für ihn als Theologen (er ist auch Biologe) die Frage, wie sich denn die Natur als Gottes Schöpfung heute noch denken lässt. Kitcher hat hier eine klare Antwort: Darwin hat mit der Theorie einer ziellosen Evolution die Idee, dass es in der Welt sinnvoll zugehen könnte, endgültig zerstört. Kummer hakt hier nach: Wenn es ziellos in der Natur zugeht, warum entschlüpfen den Biologen in ihren Reden immer wieder "um zu"- und "damit"-Erklärungen? Die Frage nach dem Wozu des Ganzen ist, so scheint es, nicht tot zu kriegen. Für Kummer bleibt eine kleine Hintertür für die heutige Natur-Theologie.

Der Fall Darwin

Von Christian Kummer. Pattloch Verlag, München 2009, 303 S., geb., e 20,60

Mit Darwin leben

Von Philip Kitcher. Suhrkamp Verlag, Frankfurt 2009, 224 S., geb., e 25,50

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