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Das ABC des Motors

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Ottomotoren (Fremdzündung durch elektrischen Funken). Der Gestaltung des Verbrennungsraumes wird bei der Konstruktion eines Motors große Aufmerksamkeit gewidmet. Daß das Verdichtungsverhältnis älterer Motoren von etwa 4,5 bis 5,5:1 auf etwa 6 bis 8:1 bei moderneren Maschinen erhöht werden konnte, wurde nicht nur durch die klopffester gewordenen Kraftstoffe möglich, sondern vor allem durch die konstruktiv günstigere Gestaltung des Verbrennungsraumes. Um hier möglichst günstige Ergebnisse zu erzielen, sind folgende Gegebenheiten von Wishtigkeit:

1. Der Verbrennungsraum soll möglichst keine schädlichen Räume (winkelige Nebenräume) aufweisen, da sie die erwünschte Gemisch-wirbelung und damit Verbrennung beeinträchtigen. Sie verursachen eine unvollkommene Verbrennung, d. h es findet eine nicht so heftige Bewegung der entflammten Gasteile statt, als es für eine rasche Verbrennung erwünscht ist. Die Verbrennungsgeschwindigkeit beträgt a) im Verbrennungsraum durchschnittlich 10 bis 25 m'sec (im Vergleich dazu ohne Strömung und Wirbelung innerhalb einer Ver-brennungsbombe etwa 1 bis 5 m/sec); b) bei Klopfen des Motors etwa 150 bis 300 m/sec.

2. Um möglichst geringe Wärmeverluste und damit Leistungsverluste in Kauf nehmen :u müssen, soll die Oberfläche des Verbrennungsraumes so klein wie möglich gehalten werden, was aber die Füllung des Zylinders beeinträchtigt, und zwar dadurch, daß sich die Frischladung durch die größere Wärmeentwicklung stark ausdehnt. Das heißt, nicht das je nach Temperatur verschiedene Gasvolumen, sondern das unabhängig von diesem stets gleichbleibende Gasgewicht ist für eine günstige Zylinderfüllung maßgebend. Außerdem neigt im Ottomotor das Gas bei Ueberhitzung zu Selbstzündungen (Klopfen). Die Oberfläche des Verbrennungsraumes muß daher so gestaltet werden, daß genügend Kühlung möglich ist.

3. Die Ventile (bei Zweitaktmotoren Schlitze) sollen unmittelbar in den Verbrennungsraum hinein öffnen, damit die Frisch- bzw. Verbrennungsgase ohne den Gasstrom drosselnde Richtungsä nderungen rasch ein- bzw. ausströmen können.

4. Um eine gleichmäßige Entzündung der verdichteten Frischgase zu erreichen, soll die Zündkerze möglichst zentral in den Verbrennungsraum ragen, d. h. sie sollte so angeordnet sein, daß ihr Abstand zu den Wänden des Verbrennungsraumes nach allen Richtungen hin möglichst gleich ist. Es wird damit ein rasches Zünden und Durchdringen der Ladung und in der Folge eine möglichst vollkommene Verbrennung erreicht, wodurch ein Höchstmaß der Kraftstoffenergie in nutzbare Arbeit umgewandelt wird.

Nach diesen Gesichtspunkten ergäbe sich zwangsläufig der kugelförmige Verbrennungsraum als günstigste Lösung. Diese Form ist aber aus verschiedenen Gründen nicht anwendbar. Zum Beispiel kann durch diese Gestaltung kein so kleines Verdichtungsvolumcn erreicht werden, wie erforderlich ist, und außerdem würde die in das Zentrum hineinragende Zündkerze unzulässig hoch erhitzt werden. Es ist daher notwendig, dem Verbrennungsraum eine theoretisch befriedigende und praktisch anwendbare Form zu geben.

Aufbauend auf diesen Erkenntnissen, haben sich nun verschiedene Verbrennungsraumformen für hängende, stehende und waagrechte Ventilanordnungen herausgebildet.

Halbkugelförmige Verbrennungsräume sind am leichtesten bei Schiebermotoren zu gestalten, da sich hier keine Linterbrechungen der Form durch Ventilsitze und Ventilteller ergeben. Annähernd kann diese Formgebung bei waagrecht liegenden Ventilen erreicht werden.

Motoren mit hängenden Ventilen und halbkugelförmigen Verbrennungsräumen weisen im allgemeinen eine zehn- bis zwanzigprozentige Mehrleistung als Motoren mit anderen Verbrennungsraumformen auf.

Wegen seiner einheitlichen Oberfläche ist der dachförmige Verbrennungsraum mit schräg hängenden Ventilen sehr günstig. Er ermöglicht ein schnelles Füllen und Entleeren des Zylinders sowie gute Kühlung des Auslaßventiltellers.

Bei Motoren mit stehenden Ventilen hat sich der nach Ricardo gebaute und benannte Verbrennungsraum (Ricardo-Kopf) als sehr brauchbar erwiesen. Dieser ist so gestaltet, daß er über den Ventiltellern einen annähernd halbkugelförmigen Raum bildet, in dem die Zündkerze so angeordnet ist, daß die Zündwege verhältnismäßig gleich lang sind. Bei dieser Ausführung wird eine sehr gute Durchwirbelung des Gemisches gewährleistet und. eine hohe Verdichtung ermöglicht.

Coulondre, sah. Unter den Augen aller Anwesenden durchquerte der Marschall den großen Raum, begrüßte den Botschafter und zog sich mit ihm in eine Ecke zurück. Alle verstanden. Damals versuchte es Stalin mit einer Annäherung an Frankreich. Es war die Rede von einem französisch-russischen Bündnis. Marschall Jego-row hatte natürlich als Generalstabschef die Aufgabe, den französischen Botschafter „aufzuklären“ und zu beruhigen. Das war der letzte Regierungsauftrag, den der Marschall ausführte.

Jetzt wird der Marschall Jegorow rehabilitiert. Mit ihm Marschall Blücher. Dieser Marschall gehörte zu den Richtern. Eigens, um über seine Kameraden das Todesurteil zu fällen, wurde er aus Tschita oder Chabarowsk aus dem Fernen Osten berufen. Um diesen Marschall woben sich die Legenden. Man behauptete, daß Blücher der in russischer Kriegsgefangenschaft verschollene österreichische Generalstabsmajor Graf Galen sei. Doch nach seiner offiziellen Biographie soll Blücher ein Arbeiter aus dem Ural gewesen sein, der es in der alten Armee bis zum Linteroffizier gebracht hatte. Den deutschen Namen Blücher habe er bekommen, weil der Gutsherr seinen leibeigenen Ahnen spaßeshalber so genannt habe.

Der Nachfolger Blüchers im Kommando der fernöstlichen Armeen, der Armeegeneral Stern, ist später auch erschossen worden. Er war tatsächlich ein ehemaliger österreichischer Leut-. nant, der in der Kriegsgefangenschaft zum Konimunismus übertrat. Er wurde bisher nicht rehabilitiert.

In der Reihe der jetzt rehabilitierten Militärs ist aber vor allem die Persönlichkeit des Sergej Sergej ewitsch Kamenew interessant. Dieser Kamenew starb nämlich friedlich bereits Jahre vor der großen Säuberung. Er war auch nie Mitglied der Kommunistischen Partei gewesen. Sergej Kamenew war der Höchstkommandierende der Roten im Bürgerkrieg. Er blieb auch der höchste Offizier in den Jahren des Friedens. Er war es eigentlich, der die neue Rote Armee aufbaute. Sergej Kamenew, aus einer sehr guten Adelsfamilie, war Oberstleutnant im kaiserlichen Generalstab, der Typ des gelehrten Offiziers. Er hat sich nie den Kommunisten genähert. Er betonte immer, daß er auch kein Kommunist sei. Er diene nur dem russischen Volke. Wenn man ihn fragte, ob er mit dem bekannten Bolschewiken Leo Kamenew verwandt sei, antwortete er immer: „Absolut nicht, wir sind nicht einmal Namensvettern.“ Denn tatsächlich, der Moskauer Stadtpräsident hieß eigentlich Rosenfeld und Kamenew war nur sein revolutionäres Pseudonym. Doch deY kaiserliche Oberstleutnant stand auf dem Standpunkt, daß das russische Volk die Revolution wolle, daß die Gegenrevolution ausländischen Mächten diene, und daß es daher die Pflicht jedes russischen Offiziers sei, sich auf die Seite der Roten zu stellen. Aehnlich dachte ja auch der berühmte russische Feldherr Brussilow.

Sergej Kamenew starb friedlich. Er erhielt ein großartiges militärisches Begräbnis. Ein besonderes Gesetz verlieh der Witwe und den Kindern des verstorbenen Höchstkommandierenden eine hohe Pension. Es war die einzige Pension, die auf Goldwährung lautete. Während der großen Säuberung wurde erklärt, daß Kamenew, wie viele andere, von Anfang an ein Verräter gewesen sei. Der Witwe und den Kindern wurde die Pension entzogen, und sie alle wurden deportiert. Es sind noch viele, die, schon längst gestorben, damals als Verräter und Spione erklärt wurden. Die Theater, Fabriken und Truppenteile, die nach ihnen benannt waren, wurden umbenannt, ihre Verwandten deportiert.

Unter den jetzt Rehabilitierten ist ein einziger, der, damals nicht erschossen, heute noch lebt und nach langer Haft wieder seine Freiheit erlangt hat.

Es ist der ehemalige Volkskommissär für Unterricht, Bubnow. Auch Bubnow ist nicht proletarischer Abstammung. Auch er kommt aus „gutem Hause“. Seine Frau, eine sehr gebildete und kluge Dame, war aus altem Adel und verkehrte gern mit ausländischen Diplomaten und Journalisten. Auch Bubnow war eigentlich ein alter Militär. Er war Armeekommandant gewesen und später lange Jahre Chef der politischen Verwaltung der Armee. Dann wurde er Unterrichtsminister. Die Tatsache, daß er mit vielen der hohen Militärs befreundet war, brachte ihn ins Gefängnis. Er wurde auch beschuldigt, mit der Rechtsopposition gemeinsame Sache gemacht und in seinem Ressort zugunsten dieser Opposition gewirkt zu haben.

Als letzter von den jetzt Rehabilitierten ist noch Antonow Owsejlnko zu nennen. Auch et war aus dem Adel, auch er ein ehemaliger kaiserlicher Offizier. Das sah man dem Mann, der 1937 bereits ein alter Herr war, nicht mehr an, denn er trug lange Haare und sah etwas Franz Liszt ähnlich.

Antonow Owsejlnko war aber ein alter Revolutionär. Er gehörte der bolschewistischen Partei seit ihrer Gründung an. In der kaiserlichen Armee avancierte er bis zum Oberstleutnant. Dann kamen seine revolutionären Verbindungen ans Tageslicht, und er mußte den Dienst quittieren. Während der Revolution 1917 konnte er noch einmal seine militärischen Fähigkeiten verwenden. Er war das maßgebende Mitglied des militärischen Revolutionskomitees, das die Oktoberrevolution im damaligen Petrograd vorbereitete und durchführte.

Nach dem Tode Lenins zeigte allerdings Antonow Owsejlnko, daß er mit dem von Stalin eingeschlagenen Kurs nicht einverstanden war. Doch er verhielt sich sonst loyal. Er wurde als Generalkonsul nach dem republikanischen Spanien gesandt, dann nach Moskau zurückberufen, und verschwand spurlos ...

Was sonst noch bis jetzt rehabilitiert wurde, ist von geringer geschichtlicher Bedeutung. Daß die Historiker, die unter Stalin in Acht und Bann getan waren, heute rehabilitiert werden, ist selbstverständlich. Die heutige Politik der Sowjetregierung will ja die geistige Stagnation auflockern.

Doch noch bis heute ist die Sowjetregierung die volle Aufklärung über die Hintergründe der großen Prozesse schuldig geblieben.

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