Deep Impact am Independence Day

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Es war geballtes Hollywood, was sich Montag dieser Woche in den Tiefen des Universums ereignete: "Deep Impact" und "Armageddon" auf einen Streich - noch dazu am "Independence Day", dem 4. Juli, an dem ganz Amerika der Verabschiedung der Unabhängigkeitserklärung anno 1776 gedenkt.

Bei so viel Heldentum konnte nichts daneben gehen. Tatsächlich bohrte sich das kupferverstärkte, 372 Kilogramm schwere Geschoß "Impactor" pünktlich um 7.52 Uhr mitteleuropäischer Zeit mit einer Geschwindigkeit von 36.000 km/h in den Kometen "Tempel 1" - und löste damit 134 Millionen Kilometer von der Erde entfernt ein kosmisches Feuerwerk aus. Schon sieben Minuten später schickte die Sonde "Deep Impact", die das Projektil zu seinem Einsatzort gebracht und das Geschehen aus sicherer Entfernung dokumentiert hatte, die entscheidenden Bilder per Funk ins nasa Jet Propulsion Laboratory in Pasadena. Sie zeigten nach einem Doppelblitz nicht etwa einen zerberstenden Kometen - wie es in den filmischen Himmelfahrtskommandos "Deep Impact" und "Armageddon" aus dem Jahr 1998 geschieht. Vielmehr war am realen nasa-Film nur eine aufgewirbelte Trümmerwolke zu sehen - exakt nach jenem Drehbuch, das der wissenschaftliche Leiter der nasa-Mission, Mike A'Hearn, entworfen hatte. Schon der Einschlag übertraf seine Erwartungen: Der Boden des Schweifsterns, der nach seinem Entdecker - dem sächsischen Astronomen Ernst Wilhelm Leberecht Tempel (1821-1889) - benannt wurde, war offenbar brüchig, gefrorene Gase und Eis entwichen dem Einschlagkrater und vergrößerten die Helligkeit des Kometenschweifs. Nach der kosmischen Kollision geht es nun an die Feinarbeit: Mit Teleskopen und Spektrometern soll das Auswurfmaterial des etwa fußballfeldgroßen Kraters analysiert werden. Die Forscher erhoffen sich davon Aufschlüsse über die Beschaffenheit des Himmelskörpers, der wie alle Kometen aus der Anfangszeit des Sonnensystems vor über vier Milliarden Jahren stammt. Schließlich soll die Mission Antworten auf die Frage liefern, wie das Leben auf die Erde kam.

Die us-Raumfahrtbehörde hat also allen Grund zum Jubeln - umso mehr, als sie seit der Challenger-Katastrophe von 1986 und dem Columbia-Debakel vor zweieinhalb Jahren beständig unter Druck steht, ihr üppiges Budget zu rechtfertigen.

Auch nasa-pr-Filme wie "Deep Impact" oder "Armageddon" konnten wenig daran ändern - trotz heldenhaften Einsatzes der alternden Kosmonauten Robert Duvall und Bruce Willis. Und so imitiert die nasa zur Imagepolitur nun eben Hollywood. Wenn auch nur ansatzweise: Um "Tempel 1" mit seinem vier bis 14 Kilometer großen Kern tatsächlich abzulenken, hätte schließlich nicht einmal eine Atombombe von 20 Megatonnen gereicht. DH

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