Industrie  - © Foto: iStock / Andreas Klug

Die Denkfabriken der Klimaskepsis

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Millionen Dollar der petrochemischen Industrie fließen an neokonservative Thinktanks und Wissenschafter, die den Klimawandel leugnen. Auch Umweltschützer lobbyieren mit Millionenbeträgen. Die Verlierer des Duells: desinformierte Bürger und der gute Ruf der Wissenschaft.

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Millionen Dollar der petrochemischen Industrie fließen an neokonservative Thinktanks und Wissenschafter, die den Klimawandel leugnen. Auch Umweltschützer lobbyieren mit Millionenbeträgen. Die Verlierer des Duells: desinformierte Bürger und der gute Ruf der Wissenschaft.

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Wenn in einer politischen Auseinandersetzung die Höhe der PR-Budgets ein Gradmesser für die Schmutzigkeit des Gefechtes ist, dann bricht jene um den Klimawandel wohl einige Rekorde: 168 Millionen Dollar haben internationale Öl- und Gaskonzerne laut US-Kongress allein im vergangenen Jahr für Klima-Lobbying aufgewendet, achtmal so viel wie Umweltschutzorganisationen, die 22,5 Millionen Dollar für Lobbying aufbrachten. Das Ergebnis dieses Kampfes um die Meinungsführerschaft: eine Grauzone, gefüllt mit Geld, Kampagnen und Gegenkampagnen, einer Unzahl einander widersprechender Experten, Kommunikatoren und Politiker – und einer Wissenschaft, die sich politisch instrumentalisieren lässt und damit die eigene Autorität untergräbt.

Verdammung des Alarmismus

Als ein Beispiel für viele sei hier Richard Lindzen angeführt. Lindzen ist ein viel gefragter Mann. Er ist nicht nur Professor für Klimatologie am berühmten Massachusetts Institute of Technology (MIT), sondern darüber hinaus auch ferventer Streiter gegen jenen Klima-Alarmismus, der den Meeresspiegel ansteigen, weite Teile Afrikas veröden und Millionen Menschen verhungern sieht, wie von Naturschutzaktivisten behauptet und teilweise im jüngsten UN-Klimareport dargestellt.

Alles dumme Spekulation, findet Lindzen. In Zeitungen, Fachartikeln, Kommentaren und TV-Shows wirft er Forscherkollegen vor, sich zu korrumpieren. Die Debatte um die Erderwärmung hält er für eine politisch gesteuerte Diskussion, ähnlich einer Gehirnwäsche für die Gesellschaft. Es sei fast so, meint Lindzen, wie damals, als halb Europa über Propaganda dem Rassenwahn verfiel: „Es ist leicht, Wissenschaft zu korrumpieren, es ist schon so oft passiert.“

Ihm selbst könne das nicht passieren, sagt Lindzen, da er ja auf der Freiheit der Wissenschaft bestehe. Doch neue Enthüllungen kratzen an seinem Nimbus und auch an dem zahlreicher „unparteiischer“ Klimaskeptiker. Grund dafür ist ihre Zusammenarbeit mit angeblich unabhängigen klimaskeptischen Thinktanks, wie in Lindzens Fall das „Cato Institute“ und das „George C. Marshall Institute“. Dem Anschein nach geben sich diese Institute zwar ebenso unbeeinflusst wie Lindzen selbst. Doch ihre Botschaften lassen an neokonservativer Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Man warnt vor der „Ökosteuerlawine“ im Zuge der Umweltgesetzgebung Präsident Obamas und den mächtigen Lobbys, deren „Ziel es ist, die US-Wirtschaft zu schädigen“.

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