Die Hoffnung auf den Fortschrittsschub

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Wie schön die Zukunft der Vereinigten Staaten von Amerika doch ist, lässt man sie von Barack Obama malen. Vor einem Jahr, am 20. Jänner 2009, hielt der damals neugewählte Präsident seine Antrittsrede. Von einer Revolution in Grün war die Rede, von Milliardeninvestitionen in Forschung und Entwicklung. Vier Prozent des Bruttonationalproduktes sollten in Solar-, Wind- und erneuerbare Energien investiert werden, ganze Bundesstaaten sollten aus der technischen Steinzeit in die Glasfaser- und Nanotechnologiezukunft gebracht werden. Um über 37 Milliarden Dollar wurde das Forschungsbudget aufgestockt, auf nunmehr 172 Milliarden Dollar.

Anders als in anderen Versprechensfeldern, in denen der US-Präsident in den vergangenen Monaten schwere Rückschläge hinnehmen musste, von Afghanistan bis Arbeitslosigkeit, ist in der Wissenschaft die Aufbruchsstimmung noch erhalten geblieben. Denn im Vergleich mit der Ära Bush kann die neue Administration tatsächlich von einer Aufholjagd sprechen: Von 1999 bis 2008 wurde nur jedes zehnte Forschungsansuchen unterstützt. Nun kommt schon jedes fünfte zum Zug, und auch die Prioritäten scheinen sich geändert zu haben: Die meisten Anträge stammen aus der zivilen Energieforschung und nicht mehr aus dem Bereich Raketentechnologie und Satellitenabwehrschild.

Das IT-Vorbild

Obama scheint um den einzigen Trumpf der US-Wirtschaft zu wissen. Laut dem zuständigen Sachverständigenrat der US-Regierung haben neue Technologien die US-Wirtschaft ab 1996 Jahre zu zwei Drittel getragen. Der Ökonom Robert Gordon von der Northwestern University in Illinois meint sogar, es habe in den 99 Prozent der Volkswirtschaft außerhalb des Technologiebereichs gar kein Wachstum gegeben.

Getragen von der Hoffnung, ein ähnlicher Technologieschub sei nun auch im Energiebereich zu erreichen, finden nun auch private US-Investoren Geschmack an Forschung und Entwicklung. So ist der Investment-Milliardär Warren Buffett seit Mitte vergangenen Jahres an der Forschung und Entwicklung von Elektromotoren beteiligt. Der Energiekonzern American Electric Power hat im Vorjahr das erste CO2-freie Kohlekraftwerk in New Haven fertiggestellt.

Die größte Sorge der Technologieberater im Weißen Haus (unter anderem die Chefs von Google und Microsoft): die Bereitschaft der Finanzmärkte, sich an Projekten zu beteiligen, die – wie meist üblich – eine jahrelange Entwicklungsphase benötigen.

Dabei wäre ein historisches Vorbild Obamas wohl Anlass genug, das Investment zur Bewahrung der Technologiemacht USA zu wagen. Abraham Lincoln ließ 1863 mitten in den Wirren des US-Bürgerkriegs die National Academy of Sciences NAS gründen, um den „Anschluss an die internationale Wissenschaft zu sichern“ – eine Art frühes: „Yes, we can“ der Forschung. (tan)

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