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Die Milch ein wirtschaftlicher Baustoff unserer Gesundheit

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Daß die Milch im Ernährungshaushalt des Menschen tatsächlich eine exzeptionelle Stellung einnimmt, ist heute eine allgemein anerkannte Tatsache. Allein der Umstand, daß die Milch dem Kinde von der Geburt an als die einzige und wesensmäßige Nahrung von der Natur aus zugewiesen ist, löst die grundlegende Ueberlegung aus, daß die in ihr enthaltenen Nähr- und Wirkstoffe für den erwachsenen Organismus gleich wertvoll sein müssen wie für den heranwachsenden. Und so ist es auch. Wie es in Goethes „Faust“ vom Blut heißt, so können wir auch mit Fug von der Milch behaupten, daß sie ein ganz „besonderer Saft“ sei; Ihre bemerkenswerteste Eigentümlichkeit, die etwa nur noch der Honig mit ihr gemeinsam hat, ist, daß sie lebendige Nahrung ist, deren Zusammensetzung an Nähr- und Wirkstoffen jene natürliche Ausgeglichenheit besitzt, wie sie unserem Organismus am besten entspricht. Das Milcheiweiß enthält reichlich — um nur etwas hervorzuheben — die zu unserer Nerven- und Gehirntätigkeit in engen Beziehungen stehende Glutaminsäure, die die Merkfähigkeit verbessert und geistigen Erschöpfungszuständen entgegenwirkt. Zum Unterschied von den Depotfetten des tierischen Körpers, wie zum Beispiel dem Rindertalg oder Schweinefett, ist das Milchfett ein sogenanntes Organfett, das verschiedene wichtige Fettsäuren und sämtliche fettlöslichen Vitamine enthält. Aber auch die Kohlehydrate (Stärke und Zucker) befinden sich in der Milch zusammen mit jenen Vitaminen und Mineralstoffen, die für ihre physiologisch richtige Verwertung im menschlichen Körper unentbehrlich sind. Und so besitzen wir denn in der Milch einen Nährstoffspeicher und Vitaminspender, wie wir uns ihn besser nicht vorstellen können.

Deshalb muß- auch unsere Sorge darauf gerichtet sein, daß wir uns diese so wertvollen Bestandteile der Milch möglichst unversehrt erhalten. Damit kommen wir aber zu deY Frage, die insbesondere jene beschäftigt, die zum Natürlichen und, Naturbelassenen stehen und die dabei mit ihren Auffassungen leicht über das Ziel schießen. Wir sprechen von der molkereimäßigen Behandlung der Milch. Die wichtigsten Vorgänge, die die Milch in der Molkerei mitmacht, sind die Reinigung, die Pasteurisierung und die Kühlung. Während über die beiden anderen Vorgänge kaum Zweifel bestehen, muß über die Pasteurisierung, das ist die schonende Erhitzung der Milch auf kurze Zeit bei bestimmter Temperatur einiges zur Aufklärung mitgeteilt werden. Die Pasteurisierung der Milch hat den Zweck, möglicherweise in ihr enthaltene Krank-heitskeimq . sowie solche Keime, die der Haltbarkeit der süßen Milch entgegenwirken, zu vernichten, ohne die für uns wichtigen Vitamine zu schädigen, oder die Verdaulichkeit der Milch zu mindern, was bei dem gewöhnlichen Abkochen zum Teil der Fall ist. Molkereimäßig behandelte Milch ist also gesundheitlich einwandfrei und soll ohne vorheriges Abkochen genossen werden. Gleichzeitig ist aber auch festzustellen, daß in der molkereimäßig behandelten Milch die Nähr- und Wirkstoffe in ihrer natürlichen Art erhalten bleiben. Außerdem haben wir bei der aus der Mölkerei bezogenen Milch die Gewähr, dauernd ein gleichwertiges Produkt mit dem überprüften Fettgehalt von 3,5 Prozent zu erhalten. Das mehr oder minder sichtbare Aufrahmen der Milch ist noch kein Beweis für ihren höheren oder geringeren Fettgehalt. Sogenannte „homogenisierte“ Milch rahmt zum Beispiel überhaupt nicht auf. Hier sind die das Aufrahmen der Milch bewirkenden Fettkügel-chen durch physikalischen Vorgang zerkleinert und das Aufrahmen absichtlich verhindert worden. Dafür aber werden durch diesen Vorgang die Fetteilchen gleichmäßig in der Milch verteilt, was für den Konsum ein entschiedener Vorteil ist.

Die Milch ist von der Uebernahme vom Bauern bis zur Ausgabe an den Verbraucher einer ganzen Reihe von Kontrollen unterworfen, so daß auch die Gewähr geboten ist, daß unsere Molkereien stets gesunde, einwandfreie und qualitativ gleichmäßige Milch liefern. Aus diesem und den zuvor erwähnten hygienischen Gründen geben wir der Molkereimilch vor der vielfach aus Unkenntnis der Dinge oft sehr überschätzten Stallmilch den Vorzug.-

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