Insektensterben: Die Roboterbienen kommen
Das weltweite Insektensterben ist Grund zur Sorge: Der Landschaft und der Landwirtschaft kommen die fliegenden Bestäuber abhanden. Auf dem Agrarland könnten künftig Drohnen die Verluste ausgleichen – doch Ökologen sehen darin ein riskantes Spiel.
Das weltweite Insektensterben ist Grund zur Sorge: Der Landschaft und der Landwirtschaft kommen die fliegenden Bestäuber abhanden. Auf dem Agrarland könnten künftig Drohnen die Verluste ausgleichen – doch Ökologen sehen darin ein riskantes Spiel.
Die Drohne, fachsprachlich auch „der Drohn“ genannt, ist das männliche Exemplar der Honig- und Wildbienen. Wenn allerdings heute von Bienen und Drohnen die Rede ist, könnte mit Letzterem sehr wohl ein unbemanntes Luftfahrzeug gemeint sein. Denn um Bienen und ihre Bestände ist es schlecht bestellt, was die Landwirtschaft in manchen Weltregionen schon schmerzlich spürt. So hat sich in den USA oder Japan die typische Klangkulisse über manch blühenden Feldern oder Obsthainen verändert. Und statt des Summens hunderter Bienen surren die Propeller von Drohnen, die den Job ihrer natürlichen Pendants übernehmen sollen. Am „Japan Advanced Institute of Science and Technology“ wurden Drohnen entwickelt, die Pollen aus Düsen versprühen oder als Seifenblasen auf Blüten regnen lassen. Der US-Konzern Walmart meldete 2018 ein Patent für eine Bestäubungsdrohne an; an der Universität Harvard entwickelten Forschende die Minidrohne „Mobee“, kurz für „Monolithic Bee“. Was ihren stolzen Entwicklern als Garantie der künftigen Ernährungssicherheit gilt, lässt Ökologen, Biologen und andere jedoch frösteln.
Verkannte Talente auf dem Feld
Studien kritisieren etwa den Bedarf problematischer Rohstoffe für eine eventuelle Massenproduktion und verweisen auf die Risiken einer von Drohnen abhängigen Agrarwirtschaft: technische Gebrechen, Systemausfälle oder auch Cyber-Angriffe. Die gesicherte Versorgung mit frischen und nährstoffreichen Lebensmitteln könne letztlich nur durch Biodiversität garantiert werden, schloss ein internationales Forscherteam in einer Meta-Analyse. Weltweit sind mehr als 350.000 blühende Pflanzenarten für die Reproduktion, die Fruchtproduktion und auch den genetischen Austausch auf die Interaktion mit Insekten angewiesen. „Es ist schlicht unmöglich, die Komplexität von Blüten-Bestäuber-Netzwerken technisch nachzubauen“, urteilt Johann Neumayer, Vorstand des Österreichischen Wildbienenrates.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!