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Die Saubermacher als Umweltvergifter

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Eine saubere, hygienische Wohnung ist auch heutzutage noch der Stolz jeder Hausfrau. Ein eigener Industriezweig hat in den letzten Jahren eine fast unüberschaubar gewordene „chemische Putzbrigade" auf den Markt gebracht. Doch die „Zeitbombe" Haushalt tickt.

Gesundheitliche Schäden und eine nicht mehr zu verantwortende Belastung der Um- und Mitwelt sind der Preis für unsere Reinlichkeit. Wenn man bedenkt, daß nach neuesten Be-rechnungen rund ein Drittel der Umweltbelastung aus den Haushalten stammt, drängt sich die Frage auf, ob das unabänderliche Schicksal nicht doch menschengemacht ist.

Solange die Hausfrau putzt und wäscht, läßt sich die Verschmutzung der Umwelt nicht ganz vermeiden, sehr wohl aber stark reduzieren. Einen ersten Schritt hin zu einer Verbesserung können Sie selbst tun, indem Sie die Vielfalt der auf dem Markt angepriesenen Putz- und Pflegemittel reduzieren, - denn viele Haushaltsverunreinigungen lassen sich einfach mit Wasser beseitigen. FLÜSSIGE HANDSPÜLMITTEL sind reich an Tensiden und Phosphaten, die einerseits eine Überdüngung der Gewässer zur Folge haben, andererseits in Spuren auf dem Geschirr erhalten bleiben. Als- „alternative" Handspülmittel eignen sich flüssige, natürliche Seife, weiße Schmierseife oder Waschsoda.

GESCHIRR- UND WÄSCHESPÜLMITTEL müssen einen Teil der bei der Handwäsche geleisteten Arbeit durch Chemie ersetzen und enthalten eine Menge Phosphate und Chlor zum Bleichen. Dem allgemeinen Trend zum „sanfteren" Produkt folgend, sind schon einige phosphatfreie „biologische" Geschirr- und Wäschespülmittel erhältlich. Verzichten Sie, wenn möglich, auf den Klarspüler. Er überzieht das Geschirr mit einer wasserabstoßenden Schicht, die bei der nächsten Mahlzeit mitgegessen wird.

BACKOFENREINIGER sind stark ätzende Laugen mit einem Zusatz von Ammoniak. Sogenannte „selbsttätige" Reiniger werden zumeist in treibgasbetriebenen Spraydosen angeboten, setzen schädliche Dämpfe frei, die Augen, Schleimhäute und Atemwege schädigen können. Um diese aggressiven Saubermacher zu vermeiden, wischt man das Backrohr am besten noch warm mit Zeitungspapier aus und reinigt es dann mit einer Schmierseifenlösung. Bei hartnäckigem Schmutz reibt man es mit brauner Schmierseife ein; nach zirka fünf Minuten kann das Backrohr mühelos gereinigt werden. ENTKALKER enthalten meist Ami-dosulfon- oder Ameisensäure. Beide Substanzen führen bei Einnahme oder längerem Einatmen zu Übelkeit und Schleimhautreizungen. Mit Weinsäure oder Essig lassen sich Kaffeemaschinen, Kochtöpfe und andere Haushaltsgeräte gut entkalken.

FENSTERREINIGER enthalten zumeist Alkohol, Benzine und Glykol. Sie können leicht selbst hergestellt werden: Mischen Sie zwei Teile Wasser mit einem Teil Essig oder Alkohol in einer Sprühflasche und geben Sie eventuell noch ein wenig Schmierseife dazu: fertig ist das Fensterputzmittel.

BODEN- UND STEINPFLEGEMITTEL sowie Selbstglanzemulsionen enthalten neben Tensiden Wachs- und Kunststoffemulsionen auch teils bedenkliche Lösungsmittel (chlorierte Wasserstoffe, Benzine, Glykole). Die Lösungsmittel dieser Selbstglanzprodukte verdunsten nach dem Auftragen. Das Einatmen verursacht Schleimhautreizungen. Außerdem gelangen die Lösungsmittel mit dem Putzwasser ins Abwasser und können dort nur sehr schwer abgebaut werden. Von Zeit zu Zeit müssen diese wachshaltigen Mittel mit scharfen Grundreinigern entfernt werden. Es ist zu empfehlen, auf diese Reinigungs- und Pflegemittel zu verzichten.

Braune Schmierseife ist ein ideales Reinigungsmittel für Böden jeder Art. Sie ist fetthaltig und gibt den Böden einen natürlichen matten Glanz. Holzaschenlauge (zirka ein Viertelkilo helle Holzasche mit zehn Liter Wasser überbrühen und einige Stunden stehen lassen) ist ein billiges und gutes Putzmittel für Holz-, Fliesen- und Steinböden. TEPPICHREINIGUNG: Schieben Sie die erste Teppichreinigung im Naßoder Trockenverfahren so lange wie möglich hinaus! Gereinigte Teppiche > schmutzen schneller nach, o Staubsaugen und das so-g fortige Entfernen frischer Flecken reichen für länge-| re Zeit aus. Lose Teppiche werden sauber, wenn sie mit der Oberseite auf. Schnee gelegt und nach einiger Zeit ausge-

klopft werden (wenn man diese Möglichkeit noch hat!) Ist eine gründliche Reinigung nicht mehr zu vermeiden, so sollten Sie es im Naßverfahren mit einer Schmierseifenlöung versuchen. Der Teppich wird mit der Schmierseifenlösung eingerieben (nicht zu naß). Nach dem Trocknen saugt man den Teppich ab und reibt klares Wasser mit einem Schuß Essig ein. Nach dem Trocknen wird wieder abgesaugt. Chemische Reinigung im Naß- oder Trockenverfahren kann bei ungenügender Lüftung der Räume zu Reizungen der Atemwege, zu Allergien und zu Übelkeit führen. MÖBELPFLEGEMHTEL sind Gemische aus Wachs, Kunstharz und meist chlorierten Lösungsmitteln. Lackiertes oder auf andere Weise konserviertes oder behandeltes Holz kann mit dem Staubtuch oder mit einem feuchten Tuch gereinigt werden. Bei weitgehend unbehandeltem Holz kann mit dem Staubtuch oder mit einem feuchten Tuch gereinigt werden. Bei weitgehend unbehandelten Hölzern ist die Pflege mit natürlichen Wachsen und Ölen sinnvoll, zum Beispiel mit Bienenwachspräparaten, Leinölfirnis oder Arvenöl. Naturprodukte haben den Vorteil, daß sie einen angenehmen Geruch verströmen und keine chlorierten Lösungsmittel enthalten. Je mehr Hausfrauen und Hausmänner die Notwendigkeit eines geänderten Umweltverhaltens einsehen, desto mehr werden sie sich nach Alternativen umschauen und diese ausprobieren, im eigenen Interesse und im Interesse der Gesellschaft.

Die Autorin ist

freie Journalistin.

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