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Drei neue Ein-Liter-Wagen

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In letzter Zeit ist ein größeres Angebot an Ein-Liter-Fahrzeugen merkbar. So hat Morris aus dem 850er einen 1100er entwickelt und ihm eine dem modernen Geschmack angepaßte Karosserie geschneidert. Dann hören wir von dem „Löwen unter den Kleinwagen“, dem Opel Kadett. Anscheinend wird solche Bezeichnung nunmehr gang und gäbe, denn auch Simca hat schon den lOOÖ-ccm-Wagen als „Bombe aus Frankreich“ bezeichnet. Vor kurzem wurde der österreichischen Presse aber auch der neue Renault R 8 vorgestellt. Neben diesen neuesten Errungenschaften des Automarktes gehören ja, wie bekannt, auch der DKW 900 annähernd zu dieser Klasse, auch Ford stellt mit dem „Anglia“ einen solchen Vertreter und ebenso Simca mit dem erwähnten 1000er. Die Auswahl ist in dieser beliebten Kategorie also relativ groß.

Den Renault R8 konnten wir bereits kurz fcvhfen.-Nieht nur-daß dieses i'artM'eug imitio*-tabel ausgestattet ist, weist es rahreagenschatten auf. die man als einmalig bezeichnen kann. Was sich dieser Wagen an groben Testversuchen und rücksichtslosem Hernehmen gefallen läßt, ist erstaunlich. Das Fahrverhalten ist auch bei wildestem Kurvenfahren, wie es in der Praxis wohl kaum jemals praktiziert wird, immer noch so „gutmütig“, daß man fast bestrebt ist, immer noch mehr zu verlangen.

Hier handelt es sich offensichtlich um ein Automobil, dessen Fahrgestell erheblich „schneller“ ist als sein Motor. Dieses Fahrgestell ist durch den Motor wohl kaum bis an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit ausfahrbar, abgesehen natürlich von Schnee und Eis. Dies bedeutet größtmögliche Sicherheit. Dabei darf man nicht übersehen, daß der 48pferdige Motor in Verbindung mit dem relativ leichten Fahrzeug ein rasantes Gefährt ergibt. Es handelt sich also keineswegs um ein eher „müdes“, braves Fahrzeug, sondern um eine sehr temperamentvolle, gekonnte Konstruktion. Beachtenswert sind die Scheibenbremsen an allen vier Rädern, eine Sicherheitsmaßnahme, auf Grund deren der R 8 zumindest in seiner Klasse einzig dasteht. Damit sind seine Vorzüge noch nicht erschöpft. Hervorstechend ist auch die auf ein Mindestmaß heruntergedrückte Wartung (etwa nur* alle 5000 km Motorölwechsel, alle 10.000 km Getriebeölwechsel, alle 20.000 km Schmierung der Radlager). Der 956-ccm-Motor ist mit einer fünffach gelagerten Kurbelwelle versehen und •weist damit überdurchschnittliche Chialitäten bzw. Lebensdauer auf. Der ewige, in sich geschlossene wartungs- und pflegefreie Kühlwasserkreislauf bietet weitere Vorteile, ebenso die mit automatischer Nachstellung ausgestatteten Scheibenbremsen. Der R 8 besitzt aber auch eine neue Hinter- und Vorderradaufhängung, Kindersicherungen an den Hintertüren, ein Sicherheitsarmaturenbrett, eine leistungsfähige, ge-michfreie Warmwasserheizung mit Frischluftzufuhr usw.

Die Linienführung der Karosserie des R 8 ist ansprechend und wird kaum auf Ablehnung stoßen. Mit diesem Fahrzeug erhandelt ein Käufer ein temperamentvolles, außerordentlich verkehrssicheres, angenehm zu bedienendes, bequemes und dank seiner Abmessungen auch noch leicht zu parkendes Fahrzeug fortschrittlicher Konstruktion.

Der neue Opel „Kadett“, benannt nach dem erfolgreichen Vorkriegstyp dieser Firma, wurde anläßlich der Hundertjahrfeier des BeStehens von Opel herausgebracht. Wenn es stimmt, was die Erzeuger von ihm berichten, dann kann dieser neue Wagen, der „von Grund auf neu entwickelt“ wurde, noch einiges mehr als der „Urahn“.

Äußerlich fällt vor-allem das flache Dach, die klare Formgebung und der große Kofferraum auf. Der vorn liegende, wassergekühlte 993-ccm-Motor leistet 40 PS und dies bei einem Benzinverbrauch von nur rund sieben Liter pro 100 km. Die Höchsgeschwindigkeit wird mit 120 Stundenkilometer angegeben. Die Beschleunigungsgeschwindigkeit beträgt 15 Sekunden von null auf 80 Stundenkilometer, 26 Sekunden von null auf 100 Stundenkilometer. Die Fahreigenschaften sollen sehr gut sein.

Vier Erwachsene finden im Opel Kadett bequem Platz. Der Gestaltung der Sitze wurde spezielle Aufmerksamkeit zugewendet. So wurden die beiden vorderen Einzelsitze als muldenförmige Muschelsitze ausgebildet. Da der Wagen zweitürig ist, sind sie verschiebbar und nach vorne zu klappen, um den Zugang zum Fond zu erleichtern. Aber auch die beiden Rücksitze weisen anatomische Formgebung und große Sitztiefe auf. Knie-, Bein- und Kopffreiheit ist vorn wie auch hinten selbst für großgewachsene Personen ausreichend, gute Rundumsicht ist durch schmale Seitenpfosten gegeben.

Das Armaturenbrett wurde mit einein Kombinationsinstrument ausgestattet, das ein dreifarbiges Walzentachometer, das Kühlwasserthermometer, Benzinuhr und den Kilometerzähler beherbergt. Handschuhfach und Aschenbecher sind vorgesehen, ebenso Öffnungen für Radio, Uhr oder Zigarettenanzünder. Das Zweispeichenlenkrad weist eine versenkte Nabe auf. Eine Neuheit ist in der Kombination Zündschloß-Lenkschloß zu erblicken, die gegeneinander verriegelbar sind. Türen. Lenkung, Zündung, Anlasser und Kofferraum werden mit einem einzigen Schlüssel gesperrt. Da der „Kadett“ auf Lebenszeit geschmiert ist. besitzt er keine Schmiernippel mehr.

Hervorgehoben sei der großzügig dimensionierte Kofferraum. Die linke Seite bildet das aufrechtstehende Ersatzrad, die rechte der ebenfalls stehende Benzintank, dessen Einfüllstutzen gut abgedichtet ist. Mit seinen knapp vier Metern Länge ist der neue Kadett wendig und gut zu parken, außerdem (laut Firmenbericht) kurvensicher, leicht zu schalten und zu lenken. Er ist als Familienfahrzeug ebenso geeignet wie als Zweit- oder Stadtwagen.

Die dritte Novität ist im neuen Morris 110 0 zu erblicken, dessen Entwicklung teilweise auf den bewähnen Monis 850 zurückgeht. Das markanteste Merkmal dieses neuen englischen Typs ist die neue hydraulische Radaufhängung, die dem Wagen einen Fahrkomfort verleiht, den man sonst nur in Fahrzeugen der oberen Preisklassen findet. Auch beim Morris 1100 gelangt ein quer zur Fahrtrichtung stehender Vierzylindermotor mit Wasserkühlung zur Verwendung, der mit dem Getriebe und Achsantrieb verblockt das Frontantriebsaggregat darstellt. In der neuen hydraulischen Federunf sind die Merkmale einer solchen ebenso wie einer Gummifederung vereint. Sie erschließt in revolutionärer Weise neue Möglichkeiten auf dem Gebiete der Radaufhängung.

Neu sind aber auch die gebogenen Scheiben der Türen, die es erlauben, diese so dünn wie möglich zu gestalten, wodurch man einen beachtlichen Innenraum gewinnen konnte.

Im übrigen sind vorgesehen: Scheibenbremsen an den Vorderrädern, eine geschlossene und wartungsfreie Flüssigkeitskühlung, die Lagerung: der Radaufhängungen in speziellen Gummielementen, nur alle 5000 km. eine Wartung der vier Schmierstellen.

Der 1098-ccm-Motor leistet 48 PS bei 5100 Umdrehungen in der Minute und läßt damit eine Höchstgeschwindigkeit von 123 Stundenkilometer erreichen. Der Benzinverbrauch dieses vier- bis fünfsitzigen Wagens wird mit 6,2 bis 7,8 Liter angegeben. Der viertürige, geschmackvoll gestaltete Wagen besitzt eine Länge von 3730 mm und bietet damit wahrscheinlich nur erfreulich geringe Schwierigkeiten beim Parken.

Dred Ein-Liter-Fahrzeuge verschiedener Nationalität eröffneten die Herbstsaison, die noch manche Neuheiten 1963 bringen wird. Es ist allerdings fraglich, ob diese für die breite Motorisierung auch so interessant sein werden wie gerade die erwähnte Kategorie, die bereits entsprechend leistungsfähige Konstruktionen hervorbringt, welche jedoch noch immer erschwinglich und dem modernen Verkehr angepaßt sind.

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