6674140-1961_13_21.jpg
Digital In Arbeit

Ein kleiner Mann, der alles kann

Werbung
Werbung
Werbung

Vor kurzem hatten wir Gelegenheit, den kleinen 2-CV-Citroen zu fahren. Zahlreiche Leser werden nun nicht einsehen können, weshalb ein Fahrzeug getestet wird, das bereits seit so vielen Jahren auf dem österreichischen Markt ist. Es gibt aber verschiedene Perspektiven, aus denen heraus man ein Fahrzeug testet.

Citroen, bekannt für eine Bauweise, die der Zeit oft um Jahrzehnte vorauseilt, hat auch mit dem kleinen 2 CV ein Fahrzeug geschaffen, das, als es dem Publikum erstmals vorgestellt wurde, den damaligen Konstruktionen viel voraus hatte. Heute sei nun die Frage untersucht, ob dieses Fahrzeug vom konstruktiven Standpunkt noch immer das Recht hat, im heutigen Straßenverkehr ein ernstes Wort mitzureden. Hier sei gleich vorweggenommen, daß diese Frage ohne Einschränkung mit Ja zu beantworten ist. Citroen hat es seinerzeit wieder einmal fertiggebracht, einen kleinen Wagen zu schaffen, der in vieler Hinsicht den Anforderungen gerecht wird, die man an einen Mittelklassewagen stellt, allerdings nicht bezüglich Ausstattung, sondern zum Beispiel und vor allem hinsichtlich der Platzverhältnisse. Ja, das Fahrzeug wird eigentlich immer moderner, denn der heutige berufstätige Mensch kommt beispielsweise dem Campinggedanken immer näher und versucht in verstärktem Maße, seinen Urlaub fern von Hotels auf Campingplätzen in der freien Natur zu verbringen. Und hier kommt ihm der kleine 2-CV- Citroen so weit entgegen, daß wohl kaum ein anderes Fahrzeug, und schon gar nicht in dieser Klasse, solche Vorteile zu bieten hat. Zwei Griffe, und die beiden Sitzbänke sind aus dem Fahrzeug entfernt, wodurch bereits Schlafgelegenheit für zwei Personen geschaffen ist, die den ebenen -Boden des Fahrzeuges schätzen können. Die beiden aus dem Fahrzeug gehobenen Sitzbänke aber eignen sich ausgezeichnet als Camping-Sitzgelegenheiten. Nur noch ein kleiner Tisch ist erforderlich, und den wichtigsten Forderungen nach Bequemlichkeit ist Genüge getan.

Der geringe Verbrauch von 5 bis 6 Liter Normalbenzin auf 100 km Überlandfahrt ermöglicht es auch dem kleinen Mann, beliebige Auslandsreisen zu unternehmen, wobei noch wichtig ist, daß gerade dieser Wagen nicht nur fahrgestellmäßig, sondern auch maschinell eine ungewöhneine große Verkehrssicherheit gegeben. Dazu kommt noch, daß das Fahrzeug über gute Bremsen verfügt. Wenn die Beschleunigung auch nicht besonders hoch ist, was von einem 42 5-ccm- Motor mit 12 PS Leistung auch gar nicht erwartet werden kann, so reicht sie doch jedenfalls aus, um im heutigen Straßenverkehr mithalten zu können. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei zirka 85 km h, was zwar nicht enorm ist, in Verbindung mit den erstklassigen Fahreigenschaften aber dennoch zu sehr anständigen Durchschnittsgeschwindigkeiten führt, die gerade im Überlandverkehr wichtig sind.

Trotz des Vorderradantriebes ist das Fahrzeug nicht schwer zu lenken, wenn auch natürlich etwas schwerer als ein hinterradgetriebener Wagen. Allerdings wird durch das größere Lenkrad einiges kompensiert.

Nun könnte man annehmen, daß die Bergfreudigkeit des kleinen Citroen auf Grund seiner nur 12 PS und einer Zuladefähigkeit von doch immerhin 320 kg für österreichische Straßen nicht voll ausreicht. Wir konnten aber feststellen, daß dieser erstaunliche Wagen durchaus in der Lage ist, die österreichischen Terrainverhältnisse zu meistern, da vor allen Dingen der erste Gang als ausgesprochener Klettergang ausgebildet ist. Die Tatsache, daß es sich beim Motor um eine Viertaktmaschine handelt, ist bei Talfahrten zu begrüßen und stellt eine wesentliche Entlastung der an sich groß dimensionierten Bremsen dar, so daß also auch hier weitgehend Sicherheit gegeben erscheint.

Gewöhnen muß man sich bei diesem Fahrzeug an die außerordentlich weiche Federung, die zu einer besonders von außen merkbaren Neigung der Karosserie bei schärfer gefahrenen Kurven führt. Man braucht jedoch nicht zu befürchten daß das Fahrzeug umfallen oder schleudern könnte. Der Firma Citroen gelang es trotz der weich ausgelegten Federung, Fahreigenschaften zu schaffen, die an sich eigentlich nicht dem entsprechen, was man im Autobomilbau für die Norm hält. Besonders auf schlechten Straßen ist der Citroen schneller als zahlreiche andere Fahrzeuge, weil er in der Lage ist, auch unangenehme Bodenunebenheiten effektiv zu schluk- ken. Andere, sogenannte „modernere” Konstruktionen beginnen auf solchen Strecken sehr heftig zu springen.

Als Negativum muß dem Fahrzeug angelastet werden, daß es iią .Wpgerurmsuai lauter, ist-.’?! .. Fahrzeuge mit wassergekuhltMf’Mdttfrwv.’ divir-’ sen Polsterungen und Abschalungen. Wer ihn ruhiger gestalten will, kann einerseits kritische Blechstellen mit Antidröhn bespritzen und gewisse Bodenzüge und Gestängeteile mit Federn an der Fahrzeugkarosserie befestigen. Das sind Arbeiten, die der Laie sogar selbst erledigen kann, da sie keinerlei besondere Fachkenntnis erfordern. Er wird dadurch aber sofort einen wesentlich ruhigeren Wagen erhalten, als dies im serienmäßigen Zustand der Fall ist.

Feststeht aber jedenfalls, daß der Citroen 2 CV mehr kann, als er kostet, denn seine Ausstattung und die imponierende technische Konstruktion, die bis ins kleinste Detail überlegt ist und allen nur erdenklichen Gegebenheiten gerecht werden will — Scheibenwischer für den Notfall auch mit Handbetrieb, der Scheinwerferkegel ist je nach Belastung von Hand zu regulieren usw. —, machen ihn auch heute noch wie zum Zeitpunkt seines Erscheinens zu einem Fahrzeug, das alles kann und dem Besitzer sowenig Ärger bereitet wie nur wenige Autotypen.

Niemand wird behaupten wollen, daß dieser bMonders, schön ist, aber auf der gan- ; ztif Welt findet er auf Grund seiner besonderen Qualität immer Wieder neue Anhänger, vor allem aber in Frankreich selbst, das für dieses nationale Phänomen immer neue Koseworte findet.

gelegt ist, die der Frau bekanntlich wenigh liegt. Er erfordert dann eine zielbewußte Handhabung. Die Spitze liegt bei zirka 135 km h. Die Maschine erfordert eine hochtourige Fahrweise, wenn sie es auch nicht Qbelnimmt, sobald sie niedertourig betrieben wird. Der erste Gang reicht bis etwa 45 km h, der zweite bis 80 km h, der dritte bis zirka 110 km h und der vierte Gang, wie erwähnt, bis etwa 135 km h.

Die Gepäcktransportmöglichkeiten liegen bei diesem zweisitzigen Fahrzeug, das noch dazu zwei Kinder- oder Notsitze besitzt, sehr günstig. Es ist nicht nur ein Kofferraum im Frontteil des Wagens vorgesehen, man kann auch auf den beiden Notsitzen Gepäck befördern. Bei größeren Reisen sollte das schwerere Gepäck eher im Frontteil des Wagen untergebracht werden, das leichtere im Heckteil, um eine bessere Vorderachsbelastung zu erzielen. Das heißt jedoch nicht, daß andernfalls das Fahrzeug nicht sicher und schnell gefahren werden kann. Bei Heckanordnung des Motors soll nur im allgemeinen darauf geachtet werden, daß die Vorderachsbelastung eine möglichst günstige ist, was besonders auf größeren Reisen mit ihren höheren Geschwindigkeiten empfehlenswert ist. Jedenfalls sollte man das Heckteil nicht gerade mutwillig zusätzlich belasten.

Zu begrüßen ist bei diesem Wagen, der ja meist offen gefahren wird, daß der Kofferraum von innen versperrbar ist.

Der Fahrversuch mit der Renault Floride zeigte deutlich, daß es sich hier um eine Konstruktion handelt, die sich für all jene sehr gut eignet, die zwar gern sportlich fahren, jedoch nicht ausgesprochen motorsportliche Ambitionen besitzen. Es ist das typische elegante Zweitfahrzeug, ein Fahrzeug für junge Leute und — wie gesagt — für Fahrer mit sportlicher Note.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung