Ein steter Anwalt der Qualität im Journalismus

Werbung
Werbung
Werbung

Wenn ein Freund und Mitstreiter im 57. Lebensjahr überraschend und zu früh aus dem Leben scheidet, fällt einem vielleicht blitzartig auf, dass er auch mit nur 57 bereits ein erfülltes Leben hatte. Bei Hannes Haas, dem Publizistikprofessor und von 2006 bis 2010 Leiter des Instituts für Publizistik und Kommunikationswissenschaft der Universität Wien, ist es so - diese Erkenntnis hätte auch schon früher kommen können. Der 1957 in Leonding in Oberösterreich geborene Haas hat durch seine Kompetenz und seinen ausgesprochen sympathisch-menschlichen Charakter einer wissenschaftlichen Disziplin, die nicht immer und überall im besten Ruf steht, viel Ansehen eingebracht.

Wolfgang Langenbucher, der 1997 die Habilitationsschrift des jetzt Verstorbenen begutachtet hat, bescheinigt ihm einen geradezu revolutionären Akt, dessen Bedeutung auch Menschen erahnen können, die dem universitären Geister- und manchmal Gespensterkampf fern stehen. Haas habe "(mit-)bewirkt, dass einige der Irrwege der Journalismusforschung inzwischen wieder verlassen wurden und man nun von Kanon, Werk, Autor, Qualität und Tradition reden und schreiben kann, ohne sich Vorwürfen der Theorieignoranz ausgesetzt zu sehen“, so Langenbucher.

Nach der Habilitation war Haas vielfach als Gutachter oder Berater engagiert und leitete auch die "Theodor-Herzl-Dozentur für Journalismus“ an der Uni Wien. Er bildete in seiner ganzen Erscheinung, in seinem wissenschaftlichen Ernst und auch als Familienvater eine Figur, die man in der oszillierenden Welt der Publizistik nicht notwendigerweise suchen würde: Er war eine Persönlichkeit von natürlicher Autorität, ohne diese jemals herauszustreichen.

Als solche schätzten und liebten wir ihn in der "Initiative Qualität im Journalismus“ (IQ), die er im Jahr 2000 mitbegründet und bis zu seinem Tod als Vorstandsmitglied aktiv begleitet hatte. Er stellte die ideale Verflechtung zwischen Wissenschaft und Praxis her. Für einen Universitätsprofessor ist es eigentlich überraschend, dass sein leider letztes Werk ein politisch-wissenschaftliches war: Als Projektleiter einer vom Bundeskanzleramt in Auftrag gegebenen, bisher politisch nicht umgesetzten Studie über die Presseförderung machte der Verstorbene Ende 2012 deutlich, dass der Adressat der staatlichen Förderung nicht die Medienhäuser, sondern der um Qualität bemühte Journalismus sein müsse. Hinter diese goldrichtige Position kann niemand mehr zurück.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung