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Einer von der „neuen Welle“

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Da in Österreich immer noch nicht allzu viele Kompaktwagen zu sehen sind, ist es vielleicht ganz interessant, einen solchen Wagen der „neuen Welle“ in der amerikanischen Automobilproduktion näher unter die Lupe zu nehmen. Es handelt sich hier konkret um den Dodge Lancer, eine in Amerika sehr erfolgreiche Konstruktion dieser Art, der uns für einen längeren Fahrversuch zur Verfügung gestellt wurde.

Was dem europäischen Tester hier sicher zuerst auffällt, sind die besonders befriedigenden Fahreigenschaften. Es ist zwar schon längere Zeit her, daß man den amerikanischen Fahrzeugen die schlechte oder wenigstens nicht wirklich befriedigende Straßenlage ankreidete. Heute weisen die amerikanischen Wagen durchschnittlich sogar sehr gute TahrejgeiMchaften auf. Sichtlich -’lirtit an derTSptzi jeSocn liegt der Dodge Lancer, ein Produkt der Chrysler- Corporation. Dieser „kleine“ Kompaktwagen mit seiner 3,8-Liter-Sechszylindermaschine, die eine Leistung von annähernd 150 PS abgibt, verfügt über eine Straßenlage und Kurvenfestigkeit, die zweifellos zum Besten gehört, was heute im internationalen Automobilbau anzu-

treffen ist. Trotz der großen Motorleistung ist das Fahrzeug auch in schnell durchfahrenen Kurven ausgesprochen gutmütig, und dies sogar dann, wenn in ihnen versuchsweise beschleunigt wird, wobei naturbedingt eine gewisse Übersteuerung nicht ganz zu vermeiden ist. Sie ist jedoch unbedingt kontrollierbar und ermöglicht ein sportliches Fahren.

Jener Lancer, der für die Testfahrten zur Verfügung gestellt wurde, ist im übrigen jene Ausführung, die weder über ein automatisches Getriebe noch eine hydraulische Lenlchilfe verfügt. Das Fahrzeug ist mit einer Knüppelschaltung ausgestattet, wobei der 2. und 3. Gang synchronisiert sind. Gerade durch diese eher konservative Ausstattung erscheint der Lancer für den sportlichen Fahrstil besonders geeignet. Die Spitzengeschwindigkeit ist allerdings nicht sonderlich hoch, wenn man den leistungsfähigen

Motor in Betracht zieht. Sie liegt bei 150 km h. Allerdings ist das Beschleunigungsvermögen ausgezeichnet, so daß sehr hohe Durchschnitte auch dann an der Tagesordnung sind, wenn der Wagen mit sechs Personen voll besetzt ist.

Bei einer Besetzung mit fünf Personen konnten folgende Werte gestoppt werden: 0 bis 80 km h in 11 Sekunden, 0 bis 100 km h in 16 Sekunden, 0 bis 120 km h in 21 Sekunden und 0 bis 140 km h in 27 Sekunden. Diese Werte liegen natürlich bei einer Besetzung mit weniger Personen entsprechend günstiger, und man kann sagen, daß es sich im vorliegenden Fall um die ungünstigsten Werte handelt. Die Geschwindigkeiten betrugen in den einzelnen Gängen: i. Gang 60 km h, Jt. Gang 95 km Jv,

3. Gang ] 50 km h. Der Durchschnittsverbrauch des Lancer liegt zwischen 13 und 15 Liter im Überlandverkehr, je nach Gelände bzw. Fahrweise.

Der Lancer besitzt zwar eine sehr sportliche Charakteristik, aber es wäre dennoch falsch, wollte man nur diese Seite in Betracht ziehen. Es gibt Fahrzeuge, die wenig geschaltet werden müssen, eine sehr elastische Maschine besitzen,

aber eher einen „faulen“ Eindruck erwecken, während es auch eher sportliche Fahrzeuge gibt, die eine entsprechende Drehzahl erfordern, häufig geschaltet und rasant gefahren werden müssen. Der Lancer vereinigt nun in einer nicht häufigen Kombination seine sportlichen Charakteristiken mit jenen eines braven Tourenwagens. Er verfügt demnach über eine so elastische Maschine, daß der Vergleich mit einer Dampfmaschine naheliegt. Bei vollbesetztem Wagen liegt die niedrigste Geschwindigkeit im 2. Gang bei etwa 5 km h. Genau ist dies nicht festzustellen, weil der Tachometer nicht mehr anzeigt. Die niedrigste Geschwindigkeit im 3. Gang bewegt sich zwischen zirka 10 und 15 km h. Aus diesem „Schleichgang“ heraus kann der Lancer jedoch sehr lebhaft und ruckfrei beschleunigt werden. Im Stadtgebiet kann er dadurch fast ausschließlich mit dem dritten

Gang gefahren werden, ohne daß man schalten muß oder damit der Maschine schadet.

Die Innenraumgestaltung wurde beim Dodge Lancer so geschickt durchgeführt, daß sechs Personen wirklich bequem Platz finden, und dies trotz des Schalthebels, den man nahe dem Fuß des Fahrers, links vom Getriebe, angeordnet hat. Dadurch wurde eine sehr griffnahe Position und rechts davon ausreichend Platz für zwei Personen geschaffen. Was die Innenausstattung betrifft, fällt vor allem auf, daß auf hübsch gestaltete Zweckmäßigkeit Wert gelegt wurde. Es fehlt nichts, was dem Komfort dienen könnte, aber es ist auch nichts vorhanden, was nicht wichtig ist. Das übersichtliche Instrumenten- brett, die erstklassige Klimaanlage, die Be- lüftungs- und Beheizungsanlage schaffen aus reichenden Komfort, der noch durch entsprechende Aschenbecher, Zigarettenzünder, Handschuhfach, Radio usw. erhöht wird. Erwähnenswert ist der stufenlose, in seiner Geschwindigkeit variierbare Scheibenwischer und eine Scheibenwaschanlage, die bei jeder Art von Wetter größte Leistungsfähigkeit garantiert.

Allpin auf Grund seines bestechenden Anzugsvermögens ist es denkbar, daß der Lancer zahlreiche Freunde findet. Bestechend ist aber auch der Umstand, daß dieser Wagen effektiv zwei Fahrzeugkategorien überdeckt, indem er sportlich und zugleich solid ist. Größenmäßig ist die elegant gestaltete Karosserie europäischen Begriffen entsprechend und bietet weder auf schmalen Straßen noch beim Parken irgendwelche Schwierigkeiten.

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