Einfach nur die Welt retten

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Angenommen,

Sie hätten

50 Milliarden Dollar:

Würden Sie AIDS

bekämpfen, Korruption, Kriege - oder doch

den Klimawandel?

Über die simple Welt

des Bjoern Lomborg.

Paul Crutzen hält sich zurück: "No comment", schnaubt er auf die Frage, wie ihm der Vortrag des jungen Bjoern Lomborg gefallen habe. Erst nach ein paar Reflexionssekunden holt der niederländische Ozonloch-Forscher und Chemie-Nobelpreisträger des Jahres 1995 weiter aus: "Das waren unglaubliche Vereinfachungen", ärgert er sich, "und noch theatralischer vorgetragen als das letzte Mal."

Schon im Sommer 2002 hatte der 40-jährige dänische Statistiker Lomborg, der wie ein us-Collegeabsolvent wirkt und vom Time Magazine als einer der "100 einflussreichsten Menschen der Welt" gehandelt wird, das Alpbacher Publikum gespalten. "Apokalypse: No!" lautete seine Devise, der Weltuntergang sei abzusagen - und das Kyoto-Protokoll der "ineffizienteste Weg, die Welt zu retten".

Kaum weniger kontrovers waren die Thesen, die der Paria der Umweltbewegung heuer in Alpbach von sich gab. Seine Zauberformel: Prioritäten setzen! "Wenn wir nicht alles tun können, womit sollen wir beginnen?" Zehn große Herausforderungen sind es, die laut Lomborg von der Menschheit zu bewältigen sind: der Klimawandel, übertragbare Krankheiten, kriegerische Konflikte, fehlende Bildung, finanzielle Instabilität, Korruption, Hunger, Migrationsbewegungen, mangelndes sauberes Trinkwasser und Handelshemmnisse. Doch wo anfangen?

Eine Frage, die laut Lomborg nur eine Expertengruppe seriös zu beantworten weiß: Ökonomen. Und so lud der Statistiker acht weltweit renommierte Wirtschaftswissenschafter - darunter den in Zürich lehrenden Bruno Frey - im Mai 2004 nach Kopenhagen und bat sie, anhand von Expertenpapieren die zehn Problembereiche zu reihen. Wenn man 50 Milliarden Doller in vier Jahren ausgeben könnte - auf welchem Gebiet sollte man es tun, um den größten Nutzen zu erzielen?

Die acht Experten des "Copenhagen Consensus 2004" kalkulierten - und kamen rasch zu einem Ergebnis: Das Geld im Bereich des Klimaschutzes oder der Einhaltung des Kyoto-Protokolls zu investieren, wäre kaum effizient. Gute Renditen seien hingegen zu erwarten, wenn man die Malariabekämpfung, den Abbau von Handelshemmnissen, Maßnahmen gegen Mangelernährung und den Kampf gegen aids forciere. Ein Jugendforum, in dem 80 Studierende aus Entwicklungsländern vor die gleiche Aufgabe gestellt wurden, hätte laut Lomborg ähnliche Ergebnisse gebracht.

Dieser Hinweis vermag freilich Paul Crutzen, der in Alpbach die dramatischen Veränderungen während des "Anthropozäns" beschrieb - Verzehnfachung der Weltbevölkerung, Zerstörung von 50 Prozent der Regenwälder - nicht zu beruhigen: "Der Klimawandel hängt ja auch mit Malaria zusammen", erklärt der 72-Jährige gegenüber der furche. "Aber solche Differenzierungen haben in Prioritätenlisten keinen Platz."

Weitere Informationen unter

www.copenhagenconsensus.com

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