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Fast alle Reserven erschöpf

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Wichtig, festgehalten zu werden, scheint mir der Umstand, daß im Salzburgetr Land für die Entwicklung der Sommersaison nur noch ein ganz geringes, bisher zum Teil nicht einbezogenes Reservoir von nur neun Gemeinden offen ist; fünf davon werden noch jetzt in die Berichtsstatistik einbezogen werden, so daß nur noch vier, die keinerlei entsprechende gastgewerbliche Voraussetzungen besitzen, in ajlerterminen gekoppelt werden. Die Chancen eines Ausgleiches bestehen vor allem in der Tatsache der immer stärkeren Verwirklichung von Doppelurlauben im Sommer und im Winter, wobei sich neben dem eminenten Interesse an Besuchen wohleingerichteter Wintersportplätze am Horizont auch die Hoffnung der Nachfrage für Winterholungsorte abzeichnet.

Dies wirkt sich auch schon in der bisherigen Entwicklung des Verhältnisses Winter- zu Sommersaison etwas aus, das nun in Salzburg für 1962 bei einer Sommernächtigungsziffer von 6,7 Millionen mehr als 2 Millionen Nächtigungen im Winter aufweist, gegenüber Tirol mit 11,2 Millionen Sommer- und 3,8 Millionen Winternächtigungen, während in Kärnten das Verhältnis, 8 Millionen im Sommer zu 350.000 im Winter, derzeit noch äußerst ungünstig liegt. Am günstigsten schneidet Vorarlberg mit 2,3 Millionen Sommer- und 1,4 Millionen Winternächtigungen ab.

nächster Zeit wohl nicht als Fremdenverkehrsorte aufscheinen werden.

Tirol und Kärnten, die mehr als die doppelte Zahl an Gemeinden und auch der Hache nach einen wesentlich größeren Raum für den Fremdenverkehr zur Verfügung haben, verfügen derzeit noch über wesentlich größere Reservegebiete; Tirol über 40, Kärnten über 35 und Vorarlberg über 23 Gemeinden, die bisher noch nicht als Fremdenverkehrsberichtsgemeinden in die österreichische Fremdenverkehrsstatistik aufgenommen sind.

Dazu kommt, daß die Zahl der hoch gelegenen Wintersportorte im Lande Salzburg sehr begrenzt ist und tiefer gelegene Wintersportplätze nur dann ihr Angebot unterbringen können, wenn moderne technische Anlagen nahe gelegene schneesichere Gebiete erschließen. Es darf auch nicht außer acht gelassen werden, daß das Bundesland Salzburg, hinsichtlich seiner Fremdenverkehrsdichte gerechnet, auf den Quadratkilometer in Österreich mit 935 Nächtigungen vor Vorarlberg mit 912, Tirol mit 891 und schließlich Kärnten mit 844 an der Spitze liegt. Auf die Einwohnerzahl des Landes bezogen, liegt Salzburg mit 19,3 an zweiter Stelle, nach Tirol mit 24,4 vor Kärnten mit 16,3 und Vorarlberg mit nur 10,2.

Dem Gast steht die Welt offen

Für den Großteil unserer derzeitigen Wintersportorte, Saalbach und Obertauern ausgenommen, ist eine Aufwärtsentwicklung nur dann möglich, wenn sie ehestens zu größeren zusätzlichen und damit konkurrenzfähigen technischen Anlagen kommen. Ich denke hier an Orte wie Filzmoos, Wagrain, Dienten, Rauns, Hinterthal und viele andere. Neben der Entwicklung des Gerlosgebietes wird die Erschließung gemeinsamer Skigebiete schon bestehender Wintersportorte entscheidend sein; hier gilt es über den lokalen Rahmen hinaus zu denken, zu planen, um bereits erprobten großräumigen Erschließungen, wie jene in Frankreich, Konkurrenz zu bieten. Eine eigene Studienkommission erarbeitet derzeit die für diese Pläne nötigen Unterlagen.

Der sommerliche Fremdenverkehr in unserem Land muß mit der Konkurrenz rechnen, die ihm durch stets neue Angebote im europäischen Raum erwächst — für den Luxusgast sogar durch Angebote aus der ganzen Welt, die infolge der modernsten Flugverbindungen heute schon kleiner geworden ist. Zu dieser vergrößerten Konkurrenz kann immerhin auch eine, wenn auch nicht allzu beängstigende Konjunk-turabschwächung im Rahmen der Umstellung des gemeinsamen Wirtschaftsmarktes hinzukommen, so daß für das Sommergeschäft nur genaueste Kalkulation das uns bisher so großzügig entgegengebrachte Interesse erhalten und vertiefen kann. Daß solche Kalkulationen nicht nur die Abstattung finanzieller Verpflichtungen enthalten dürfen, sondern auch einen gerechten - Gewinn bringen müssen, ist selbstverständlich, so daß heute noch mehr als bisher für alle notwendigen Qualitätsverbesserungen auf dem privaten und öffentlichen Sektor, aber auch für die Errichtung neuer unerläßlicher sanitärer und technischer Anlagen die Zeit reif geworden ist. Es muß möglich sein, billige Kredite auch im

Bundesland Salzburg zu erhalten, wie dies bereits in den Nachbarländern möglich wurde, in steigendem Maße in der Schweiz, in Italien und in Spanien.

Eine weitere Breitenentwicklung, wie sie Tirol und Kärnten als doppelt so großes Land derzeit noch erfahren und mit einiger Aussicht auch noch einkalkulieren können, kann Salzburg nicht nur infolge der raummäßigen Gegebenheiten, sondern auch infolge der Tatsache, daß der Tiroler, Vorarlberger und schließlich auch der Kärntner Fremdenverkehr keine Einschränkungen im Angebot der Privatzimmer kennt, auf Grund der bestehenden gesetzlichen Beschränkungen innerhalb der Landesgrenzen nicht erwarten.

Sehr maßgeblich für die Entwicklungschancen Salzburgs wird auch die künftige Einstellung der Gemeindeaufsicht zu den Fragen des Fremdenverkehrs sein, die etwa in Tirol, gegenüber Salzburg, großzügig gehandhabt wird.

Vom Verständnis und von dem Unternehmergeist der im Fremdenverkehr Tätigen, aber auch dej,,öffentlichen. Stellen. insbe^Qpdexje, der CEemeinden, und ganz besonders vom Verständnis des Landtages und der Regierung wird es im entscheidenden Maße abhängen, ob der Salzburger Fremdenverkehr auch in Zukunft seine führende Rolle behalten kann und ob wir die Mittel aufbringen können, um jeweils den Schritt vom kleinen zum größeren Fremdenverkehrsplatz, vom bisherigen Ein-Saison-Platz zum künftigen Zwei-Saisonen-Platz, vom Wintersportort zum Gebietsangebot mit modernen technischen Anlagen, Erschließung unserer herrlichen Gletschergebiete und damit Schaffung attraktiver, konkurrenzfähigster Verkaufsangebote machen können oder nicht.

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