Friedhof mit Emotionen

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Totgesagte leben länger - und seien es auch totgesagte Fronten: Seit Präsentation des Gestaltungsentwurfs zur Uni-Reform im August vergangenen Jahres war der Chor der Kritiker durchaus vielstimmig. Während etwa die Österreichische Hochschülerschaft im generellen "Njet" verharrte, zeigten sich die Rektoren gegenüber der Regierung lange Zeit gesprächsbereit.

Doch nun, am Ende der Begutachtungsfrist des strittigen Gesetzesentwurfs, sind die Protestreihen dicht geschlossen: Nicht nur Studierende und Mittelbauvertreter rufen am 24. April zum Warnstreik aus. Auch die Rektoren haben sich nach einer Kampfabstimmung in die Kritikerfront gefügt: Jene schallende Ohrfeige, die man durch das Fehlen des Kompromisses über die Bestellung des Unirates im Gesetzesentwurf kassiert hat, ist noch in bester Erinnerung.

Es gibt zu denken, dass mittlerweile weniger der Inhalt des Gesetzesentwurfs als vielmehr die ministerielle Gesprächskultur die Betroffenen zur Weißglut bringt: Ein Vorwurf, den sich auch die - inzwischen mehrfach zum Rücktritt aufgeforderte - Bildungsministerin Elisabeth Gehrer gefallen lassen muss: So kann etwa der ständige Hinweis auf die "Angst der Unis vor der ungewohnten Freiheit" berechtige Kritik, etwa am übermäßigen politischen Einfluss bei der Bestellung des Unirates oder an der fehlenden Berechnung der Ausgliederungskosten, keineswegs entkräften. Auch die Rede von "Kommissionen und Kommissiönchen" ist schwerlich angetan, die Konstruktivität der Gespräche zu erhöhen. Selbst wenn man Universitätsangehörigen wenig Leidenschaft und Engagement zu attestieren pflegt (erfahrene Bildungspolitiker bekunden, dass eine Uni-Reform dem Versuch ähnle, einen Friedhof zu verlegen - mit aktiver Beteiligung der Betroffenen ist nicht zu rechnen): Diesmal wurde ihre Leidensfähigkeit offenkundig überschätzt.

Die Universitätsreform ist ein zu wichtiges Projekt, um sie auf halbem Weg den Emotionen und damit den Fängen der Parteipolitik zu opfern. Möge das jüngst aus dem Hut gezauberte SP-Modell zur Uni-Reform mit seinem jenseitigen Nein zu Studiengebühren als Warnung dienen.

E-Mail: doris.helmberger@furche.at

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