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Gebrauchtwagen - nicht riskant

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Nicht nur wegen der sich häufenden ständigen Straßenverkehrsunfälle, auch wegen der stark diskutierten Frage der Autohaft-pflicht und der Preise für Mechanikerstunden, und inwieweit Reparaturen an defekten Fahrzeugen ehrlich oder weniger genau durchgeführt werden, ist das Problem des Gebrauchtwagens wieder in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Nicht mit Unrecht weist zum Beispiel die Exekutive darauf hin, daß selbst die strengste Überwachung und auch schwere Strafen so lange keine Besserung in punkto Unfallgefahren bringen können, so lange die Fahrer nicht selbst disziplinierter werden, sich mehr um den Zustand ihres Fahrzeuges kümmern, vor allem aber sich mehr Wissen um die Zusammenhänge zwischen Fahrzeugzustand und Gefahren auf der Straße erwerben. Tatsache ist, daß besonders die Käufer von gebrauchten Wagen entweder aus Sorglosigkeit oder ganz einfach aus Unwissenheit unterwegs sind, weit schneller fahren, als es der Zustand ihres Fahrzeuges erlaubt, und dann eben in kritische Situationen kommen. Man kann diesen Gefahren zum Teil dadurch begegnen, daß versucht wird, gebrauchte Wagen in den denkbar besten Zustand zu versetzen, sie vor allem Verkehrs-, aber auch betriebssicher zu machen. Dieser Aufgabe unterzieht sich in vorbildlicher Weise neuerdings die Firma Hinteregger, die bereits seit Jahren das Problem des Zweitwagens studiert und schon einige Male die Initiative ergriffen hat, um hier saubere Verhältnisse zu schaffen.

6000 bis 7000 Einheiten pro Jahr verkauft der größte Ford-Händler Österreichs, das Autohaus Hinteregger, aus dem englischen und deutschen Ford-Programm. 80 Prozent aller Neuwagenkäufe spielen sich so ab, daß ein Fahrzeug der eigenen Marke oder auch ein Fremdfabrikat in Gegenrechnung übernommen werden muß. Mehr als 4000 Zweithandfahrzeuge gehen also durch die Ver-kaufsabteilung der Firma, die natürlich auch an den Mann (oft auch an die Frau) gebracht werden müssen. Bisher hatte der große Wiener Ford-Händler ein halbes Dutzend über die ganze Stadt verstreute Gebrauchtwagenplätze. Oft standen die Wagen im Freien, im Winter kam es immer wieder zu Zeitverlusten durch das Anlassen vor Probefahrten, durch das Reinigen der Scheiben, und außerdem war es für den Kunden unbequem, erst nach dem Besuch mehrerer Plätze seine Wahl treffen zu können.

Diesem Übelstand wurde nunmehr abgeholfen, indem ein „Auto-Super-Market“ auf dem Gelände eines ehemaligen USIA-Betriebs (Schäffer — Buddenberg) im Ausmaß von rund 4000 Quadratmeter erworben, moderne, lichte weiträumige Hallen erbaut und zirka 150 Wagen, zum Teil in fast neuwertigem Zustand, zur Schau gestellt wurden. Der Interessent für gebrauchte Wagen kann seine Wahl ohne Zeitverlust (im 10. Bezirk in der Laxenburgerstraße Nr. 96), aber auch ohne Kaufzwang, beraten von einem Stab geschulter Verkäufer, treffen. Letztere haben den strikten Befehl, bei der Wahl behilflich zu sein, keinen wie immer gearteten Druck auszuüben und lieber vom Kauf eines in Aussicht genommenen Fahrzeuges abzuraten, wenn sie im Laufe des Gespräches daraufkommen, daß der Interessent gar nicht in der Lage wäre, das ihm gefallende Fahrzeug zu erhalten. Verkäufe „nur um des Verkaufes willen“, sind streng verboten, es geht in erster Linie um die Kundenberatung und damit — direkt und indirekt — auch um die Hebung der Verkehrssicherheit.

Die leitenden Männer im Autohaus Hinteregger haben die Zeichen der Zeit verstanden: Die sich häufenden Verkehrsunfälle sind nicht nur auf menschliches Versagen, auf Leichtsinn, auf die nicht genügend durchgreifende Tätigkeit der Exekutive und auf unzulängliche Gesetze zurückzuführen, sondem sehr häufig auch auf den desolaten Zustand von Fahrzeugen, insbesondere von Reifen. Man will also auch von dieser Seite her einen Beitrag zur Sicherheit leisten, indem nur ehrlich inspizierte Fahrzeuge auf die Straße kommen (in erster Linie werden Lenkung, Fahrgestell, Bremsen, Reifen und Beleuchtung überprüft) und man will natürlich auch — wer könnte das einer Autofirma verübeln — zufriedene Zweitwagenkunden haben, da diese potentielle Neuwagenkäufer sind.

Bei Verkaufsgesprächen wird dem Kunden nicht nur gesagt, Was der Betrieb eines Wagens kostet, er bekommt auch einiges darüber zu hören, wie weit die Entwertung des Fahrzeuges im Laufe der Jahre fortschreitet, er erhält allerdings auch eine Garantie, die sogenannte „1 A“-Garantie, die ihn dazu berechtigt, Reparaturen kostenlos durchführen zu lassen, wenn sie sich auf die Verkehrssicherheit des Automobils beziehen, und auf

Grund der er einen 50prozentigen Nachlaß erhält, wenn Reparaturen anderer Natur durchgeführt werden mußten. Voraussetzung allerdings ist, daß so ein Defekt innerhalb von vier Wochen nach der Auslieferung gemeldet wurde. Immer mehr bürgert sich bei Hinteregger auch der Tausch von „gebraucht gegen gebraucht“ ein. So wie es bei den nüchternen Amerikanern gang und gäbe ist, alle ein bis zwei Jahre von einem „Second-hand“-Wagen auf den anderen umzusteigen, so fängt sich diese Methode auch bei uns an durchzusetzen: Wer nicht über allzu große Geldmittel verfügt, geht innerhalb nicht allzu langer Frist von einem Gebrauchtwagen auf einen „jüngeren“ Jahrgang über und zahlt dabei nur relativ kleine Beträge auf. Tut er das bei einem Händler, der, wie das Beispiel zeigt, sichtlich bemüht ist, das leider in Verruf geratene Gebrauchtwagengeschäft auf eine gesunde wirtschaftliche Basis zu stellen, dann fährt er bestimmt nicht schlecht, vor allem aber — und das scheint uns das Wichtigste zu sein — hat er das Gefühl, daß selbst sein aus zweiter Hand erworbener Wagen nicht nur betriebs-, sondern auch verkehrssicher ist.

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