Climate - © Foto: Pixabay

Geht das Erdölzeitalter doch zu Ende?

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Der Club of Rome hatte 1973 die Rohstoffreserven unterschätzt, vor allem auch, was das Erdöl betraf. Aber unerschöpflich sind die Vorkommen dennoch nicht.

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Der Club of Rome hatte 1973 die Rohstoffreserven unterschätzt, vor allem auch, was das Erdöl betraf. Aber unerschöpflich sind die Vorkommen dennoch nicht.

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Der massive Verbauch fossiler Brennstoffe, wie Erdöl, Erdgas und Kohle, verstärkt den Treibhauseffekt. Aber nicht nur der einsetzende Klimawandel wird zum Problem - auch bei der Verfügbarkeit von Erdöl bahnt sich eine dramatische Wende an. Überall schimpfen Autofahrer über die zu hohen Treibstoffpreise. Teuerungen stehen an der Tagesordnung. Faktum ist, daß der Preis für ein Barrel Rohöl (159 Liter) in den letzten Monaten von zehn Dollar auf 25 Dollar stetig nach oben geklettert ist. Und aller Voraussicht nach hält die "Bergfahrt" an, auch wenn sich die Ölindustrie nach außen hin gelassen gibt und beteuert, es handle sich lediglich um eine Preiskorrektur. Unter Experten ist man sich aber einig, daß die goldenen Zeiten, in denen Öl reichlich verfügbar und auch billig war, zu Ende gehen.

Vor etwa 140 Jahren wurde in Pennsylvania das erste Mal nach Öl gebohrt. Damit begann die Epoche eines Rohstoffs, der wie kein anderer das Gesicht der Welt verändert hat. Und zwar nicht nur als Treib- oder Brennstoff, sondern in einer nicht enden wollenden Flut von Produkten, die beinahe alle Bereiche unseres Lebens durchzogen hat. So sind etwa alle Kunststoffe vom Plastiksackerl über die Nylon-Strumpfhose bis zu Styropor und hin zu den modernen PET-Getränke-Flaschen Erdölprodukte. Insgesamt wird die Epoche des "schwarzen Goldes" wahrscheinlich nicht viel länger als 200 Jahre andauern. Mit "nachhaltigen" Folgen allerdings: Das Treibhaus Erde ist gehörig aufgeheizt und das globale Wirtschaftssystem ist vom schwarzen Stoff in hohem Maße abhängig.

Eine wachsende Anzahl von Experten ist der Meinung, daß sich eine dramatische Wende anbahnt. Die westliche Welt müsse sich schon in den nächsten zwei, drei Jahren auf einen neuerlichen Ölpreisschock gefaßt machen. Im Winter 1973/74 merkte die Welt erstmals, daß das Öl nicht ewig verfügbar ist. Aber es wurde wenig getan, um ernsthafte Alternativen zu entwickeln. Der Umstand, daß sich alles doch als halb so schlimm entpuppte, ließ fast alle in unbegründeter Sicherheit weiterschlummern. Dazu trug auch bei, daß sich vorschnelle und unqualifizierte Prognosen über die Erschöpfung der Quellen nicht bewahrheiteten.

Wachsender Ölhunger

Seither vertrauen die unbelehrbaren Optimisten auf den menschlichen Erfindergeist. Er wird den Ölverbauch durch technische Innovationen reduzieren und immer wieder neue Ölfundstätten aufspüren. Doch der wachsende Ölhunger der "neuen Industrieländer" wie China macht selbst schon Optimisten nachdenklich. Weltweit wollen auch 500 Millionen Autos versorgt sein! Das Hauptproblem liegt darin, daß schon lange keine Ölfelder mehr in der Größenordnung wie in den siebziger Jahren gefunden werden: Damals konnte man auf Ölfelder in der Nordsee, in Alaska, usw. zurückgreifen. Diese Ausweichmöglichkeiten gibt es heute nicht mehr.

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