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Genuß ohne Verdruß

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Es genügt eigentlich Wasser, schlichtes Wasser, von der Natur schon angereichert mit ein paar Mineralien und Spurenelementen, um die Flüssigkeitsbilanz des menschlichen Körpers im Gleichgewicht zu halten, um das, was der Körper ausscheidet, ausschwitzt oder verdunstet, wieder zu ersetzen. Zwar kann der Mensch fünf Wochen ohne Nahrung auskommen, ohne Flüssigkeit hält er es höchstens eine Woche aus.

Der menschliche Körper besteht aus 50 bis 60 Prozent Flüssigkeit, bei Frauen ist der Wasseranteil etwas geringer. Ihr Körper enthält mehr Fett.

Rund ein Drittel dieser Flüssigkeit ist in den Hohlräumen zwischen den Zellen, etwa in den Blutgefäßen, im Darm in der Blase, im Gehirn enthalten. Die Hauptmenge, rund zwei Drittel, befinden sich im Inneren der Zellen.

Wasser dient dem Körper als Transportmittel, als Lösungsmittel für alle chemischen Prozesse und wir benötigen Wasser für unsere Wärmeisolation. Leicht vorstellbar die verheerenden Folgen, wenn das Gleichgewicht von Flüssigkeitsabgabe und -aufnähme gestört wird. Dazu Universitätsprofessor Wolfgang Marktl vom Institut für medizinische Physiologie der Universität Wien: „Ein geregelter Wasserhaushalt ist für den Menschen sehr wichtig und wir wissen, daß Veränderungen vom menschlichen Organismus viel

Für den Menschen

ist der tägliche Flüssigkeitshaushalt sehr wichtig. Eineinhalb Liter sollten durch Trinken gedeckt werden.

schlechter toleriert werden als Veränderungen des Fettgewebes. Zehn Kilogramm Fett zu verlieren, wäre für die meisten Menschen eine sehr erfreuliche Angelegenheit. Wenn sie zehn Liter Wasser verlieren, sind sie lebensgefährlich erkrankt".

Etwa zweieinhalb Liter Flüssigkeit sondert der Mensch täglich ab und genau diese Menge benötigt er auch wieder. Im Normalfall ist das kein Problem. Das körpereigene Alarmsystem signalisiert, wann wir nachfüllen müssen: Wir verspüren Durst.

Durst empfindet der Mensch bereits, wenn er nur ein bis zwei Prozent seines Flüssigkeitsgehalts verliert. Ist der Verlust größer, wird er reizbar, dann müde und schließlich bewußtlos.

Trotzdem wird selten die gesamte Wassermenge getrunken. Das ist auch gar nicht notwendig. Fast die Hälfte der Flüssigkeitszufuhr stammt aus der sogenannten festen Nahrung. Der Rest muß dann durch Trinken gedeckt werden. „Wenn man gesuhd ist", so Marktl, „sind das ungefähr ein bis eineinhalb Liter pro Tag".

In welcher Form diese Flüssigkeitsmenge dem Körper zugeführt wird - Kaffee, Tee, Wasser und so weiter - sei für den Flüssigkeitshaushalt an sich egal, meint der Professor. Wasser sei allerdings das gesündeste Getränk, und zwar mineralisiertes Wasser. Damit bekommt der Organismus wenigstens einen Teil der Mineralien wieder zurück, die er vorher ausgeschieden hat.

Das Durstgefühl läßt allerdings im Alter merkwürdigerweise nach. Daher sollten Menschen, die nicht sicher sind, daß sie genügend Flüssigkeit zu sich nehmen, regelmäßig zu bestimmten Zeiten etwas trinken, empfiehlt Marktl. Vernünftigerweise Mineralwasser, das eine bestimmte Menge an Wasser und Salz ersetzt, die Tag für Tag verloren geht.

Was macht das Mineralwasser zu etwas Besonderem?

Im Tafelwasserkodex ist das

■ natürliche Mineralwasser das qualitativ höchst angesiedelte. Bis es jedoch amtlich überprüft und genehmigt, manchmal noch mit Kohlensäuregas angereichert, endlich steril in Flaschen gefüllt wird, hat es meistens einen langen Weg durch die verschiedensten Gesteinsarten hinter sich, denen es Mineralien entnimmt: Kalzium zum Beispiel aus Kalkstein, Magnesium aus Dolomit, Natrium aus Vulkangestein und so weiter.

■Das natürliche Quellwasser rangiert an zweiter Stelle. Es beinhaltet weniger Mineralstoffe als das Mineralwasser:' ' ' n' 'mlrl /-,v>r

■ Tafelwasser schließlich ist ein künstliches Mineralwasser, also ein

Wasser, das behandelt wurde. Dazu zählt jetzt - EU-konform - auch das Sodawasser.

■Abgefülltes Trinkwasser ist das vierte und letzte „klare Wasser" das der Tafelwasserkodex regelt.

Man kann den Flüssigkeitshaushalt allerdings auch ganz anders regeln: etwa wie Kaiserin Elisabeth, die das bißchen, was sie aß, trank. Um nicht essen zu müssen, was ja dick machen könnte, ließ sie sich gewöhnlich ihre sogenannte Kraftsuppe zubereiten, einen Extrakt aus rund eineinhalb Kilo Rindfleisch.

Und auch' Professor Wolfgang Marktl sieht die Sache locker. „Wenn ich mir ein Getränk in der Absicht zu-

führe, meinen Flüssigkeitshaushalt ausgeglichen zu halten, dann ist es sicherlich das Vernünftigste mineralisiertes Wasser. Trotzdem ist nichts dabei, Limonade, koffeinhaltige Getränke oder Alkohol zu trinken. Man muß nur wissen, daß man sich dann Substanzen zuführt, die mit dem Flüssigkeitshaushalt nichts zu tun haben. Das sind Genußmittel. Die gehören zu unserem Leben und ohne Zweifel erhöhen sie auch unsere Lebensqualität. Nüchtern physiologisch betrachtet ist allerdings das mineralu sierte Wasser einfach das beste."

Die Autorin ist

freie Journalistin.

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