Georg Wick: Der Professor an seinem See

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Von der Wissenschaft zur Lebenskunst: Georg Wick versammelt seine Gedankenausflüge in einem lesenswerten Essayband.

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Von der Wissenschaft zur Lebenskunst: Georg Wick versammelt seine Gedankenausflüge in einem lesenswerten Essayband.

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Der Millstätter See in Kärnten gehört zweifellos zu Österreichs schönsten Gewässern: Am nördlichen Ufer gibt es malerische Ortschaften; im Hintergrund ragen die Nockberge in die Höhe. Das Südufer ist weitgehend unverbaut und von dichtem Laubwald bedeckt; die Äste der Bäume strecken sich weit über das grüne Wasser. „Mit meinem Paddelboot kann ich unter diesen Baldachin hineingleiten und von dort ganz unbemerkt auf den glitzernden Spiegel des Sees hinausblicken“, schreibt Georg Wick zum Auftakt seines Buches „Gedanken vom See“.

Der Millstätter See ist der Ort, an dem der gebürtige Kärntner alljährlich Ruhe und Inspiration findet. Hier hat der emeritierte o. Professor der Universität Innsbruck und Ex-Präsident des FWF – mit Ausnahme eines mehrjährigen Aufenthalts in den USA – alle seine Sommer verbracht. Es ist also tatsächlich eine „lebenslange Liebe“ zu diesem See, die ihn zur Kontemplation anregt. Der Autor dieser Zeilen konnte sich davon ein lebendiges Bild machen. Als er vor einigen Jahren am Millstätter See Urlaub machte, erhielt er eine Einladung in Wicks Seedomizil: Der Professor kam mit dem Motorboot zum Steg gefahren, um Einblick in sein Leben am See zu geben.

Von den 34 Essays im Buch ist ein guter Teil bereits in der FURCHE erschienen. Sie kreisen um die verschiedensten Interessensgebiete eines medizinischen Grundlagenforschers, der weit über den Tellerrand hinauszublicken versteht: um neueste Einblicke in das komplexe Immunsystem ebenso wie um Erfahrungen aus der Coronakrise, Forschungspolitik oder Wissenschaftskommunikation – für Wick, der 1994 als erster österreichischer „Wissenschaftler des Jahres“ ausgezeichnet wurde, ein besonderes Anliegen.

Einen großen Stellenwert haben aber auch Themen der Lebenskunst: etwa das vorausschauende Altern, die Kunst des Verlierens und des Loslassens etc. Immer wieder wird es dabei humorvoll, philosophisch und auch poetisch. Dass sich das deutsche Wort „Seele“ auf den urgermanischen Begriff für „See“ (saiwaz) zurückführen lässt, deutet auf die Vorstellung, dass die Seele bei der Geburt aus einem See aufsteigt und nach dem Tod wieder dorthin zurückkehrt. Wie der Autor im letzten Essay über „Advanced Care Planning“ (ACP) anmerkt, hat dies für ihn auch eine tiefere persönliche Bedeutung.

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