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Digital In Arbeit

Großes für kleines Geld

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Die Shareware-Szene - Programme zu günstigen Preisen - etabliert sich zusehends und belebt das vieldiskutierte Thema der unerschwinglich teuren Großprogramme.

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Die Shareware-Szene - Programme zu günstigen Preisen - etabliert sich zusehends und belebt das vieldiskutierte Thema der unerschwinglich teuren Großprogramme.

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Der Kampf um die Programme beginnt für die meisten von uns am Tag nach dem Ankauf eines Computers. Die bhnkende Kiste steht dann auf dem Schreibtisch, surrt vor sich hin, und, wenn man nicht unbedingt den Preis der Hardware verdoppeh und in Software anlegt hat, passiert in zwei Drittel aller Fälle nichts. Die ernüchternde Erkenntnis ist meist, daß die mitgelieferte, vom Hersteller vorinstallierte Software wenig kann, und den Anforderungen, oder vielmehr den Hoffnungen des Käufers nicht entspricht.

Das Problem liegt in den Anschaffungskosten der von den großen Herstellern vertriebenen Programme. Die I^istung steht (im Gefühl der meisten „raubkopierenden" Anwender - und das sind sicherlich nicht nur professionelle Softwarepiraten …) oft nicht in Relation zum -mitunter unverschämt hohen - Preis der Programme. Die meisten Programme sind für einen Bruchteil ihrer offiziellen Preise schnell und einfach kopierbar. Das Ende vom Lied ist dann oft eine Kopie, die man selber zieht, oder von irgendjemandem zugespielt bekommt, und auf seinem PC instalhert. Das funktioniert zwar, ist aber illegal und gefährlich: Die Maßnahmen gegen diese Art der Alltagscomputerkriminalität nehmen seitens der Softwarehäuser in letzter Zeit verständlicherweise an Drastik zu.

Eine mögliche Lösung des Problems heißt Shareware.

Shareware - Das sind Programme, die man kopieren darf, sooft man will, solange man den kompletten Satz der Originaldateien mitkopiert. Die Weitergabe und kommerzielle Verbreitung funktioniert nach dem Schneeballprinzip. - Ist ein Programm gut und vielfältig ein setzbar, wird es auch oft kopiert. Die Lösung zur Frage „Wie finanziert, sich so etwas?" liegt im Zauberwort „Funktionsbeschränkung". Die auf dem Wege des Sharewareprinzips verbreiteten Programme sind zwar funktionsfähig, weisen allerdings Einschränkungen in bestimmten Bereichen wie fehlende Programmdokumentation und vieles mehr, auf Für eine komplette, registrierte Voll-version hat man neben dem eigentlichen Kaufpreis ab 20 Schilling ein geringes Entgelt an den Autor zu entrichten. Alles in allem liegt man weit unter den Kosten der Programme großer Hersteller, der zusätzliche Vorteil besteht darin, nicht die Katze im Sack zu kaufen.

Das Angebotsspektrum auf dem Sharewarebereich reicht von einfachen Spielereien zum Zeitvertreib bis hin zum komplexen Werkzeug für die verschiedenen Arbeitsumgebungen ihres Computers.

Auf dem Spielesektor tut sich natürhch, wie zu erwarten, einiges: Die Palette reicht von kleinen, feinen Spielereien wie zum Beispiel „Hero’s Heart" (ein trickreiches Das Angebot reicht von einfachen Spielereien zum Zeitvertreib über Lernsoftware bis hin zu Spezialanwenderprogrammen.

Spiel im Vertrieb der Bad Haller „Pearl Agency", (das für brieftaschenschonende acht Schilling zu beziehen ist) bis hin zu komplexeren Abenteuerspielen wie dem Science Fiction-Game „Solar Winds" (*), die durchaus lang anhaltende, spannende Unterhaltung in einer attraktiven Aufmachung garantieren können. Dem Interessierten tut sich hier eine Tänzlich neue Welt auf, die Mög-ichkeiten in Spielcharakter, Aufmachung und Kompexität sind schier unendlich. Vom märchenhaften Hintergrund bis hin zum futuristischen Handlungsablauf, vom reinen „Jump-and-Run"-Abschießspiel bis zur komplizierten Stategietüftelei reicht die Angebotspalette am Markt.

DER NACHHILFELEHRER

Die nächste Stufe stellt die Lemsoft-ware dar, die im Ernstfall durch meist attraktive und vor allem motivierende Aufmachung sowie die unbestechliche Kompetenz des PCs schon so manchen Nachhilfelehrer für Computerkids ersetzt hat. Die Einsatzmöglichkeiten reichen von der Naturwissenschaft (Chemie, Physik, Astronomie, Biologie …) bis zur Geisteswissenschaft (Literatur et cetera). Für lern willige ältere Com-puterbenützer gibt es eine Vielzahl von weniger verspielt aufgemachten, aber um nichts weniger unterhaltsamen Lernprogrammen, mit denen sich zum Beispiel die ersten Schritte in einer neuen Sprache vereinfachen lassen. Eine Soundkartenunterstützung macht in einigen Fällen sogar das Lernen der richtigen Aussprache möglich! Weniger Ambitionierte greifen im Falle fehlender Sprach-kenntnisse auf Programme wie den MZ Translator (*) zurück, der einfachere Texte .problemlos in eine andere Sprache überträgt.

Aber nicht nur verspielten Gemütern und Lernwilligen kann mit Shareware-Angeboten geholfen werden. Die Offerte für den kommerziellen Bereich sind ebenso umfangreich wie preiswert. Hier reicht die Angebotsliste von Basistoolprogrammen wie DCC (Dos Command Center, einer Werkzeugbox für die DOS Ebene - von Boeder Software) oder PCC (Pasch Command Center, einer sehr zweckmäßigen Werkzeugoberfläche für Windows*), über diverse Spezialanwenderprogramme wie Vereinsverwaltungen, Buchhaltungsprogramme, Etiketteneditier-software, DTP, bis hin zu unterstützender Software für Soundkarte, Modem oder Netzwerk (zum Beispiel Kirschbaum Netz*). Mit den Produkten aus diesem Bereich lassen sich unter anderem auch Datenverschlüsselungen und Sicherungen vornehmen (zum Beispiel mit Safety Pack von Systhema) oder Konten verwalten.

Alles in allem kann man sagen, daß die Shareware-Szene längst aus der Kinderstube der Semiprofessio-nalität herausgewachsen ist, die Produkte am aktuellen Markt sind, mit wenigen Ausnahmen sehr funktionell und - Großanbietern zum Trotz - preiswürdig.

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