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Gut schmieren, besser fahren

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Derzeit ist eine relativ große Menge Kraftstoff- oder Schmiermittelzusätze auf dem Markt. Immer wieder tritt die Frage an den Kraftfahrer heran, ob dieses oder jenes Zusatzschmiermittel verwendet Werden soll oder nicht. Wir wollen hier vorwegnehmen, daß wir selbst mit keinem dieser Additive Erfahrungen sammeln konnten und daher gezwungen sind, uns an Veröffentlichungen bzw. an die Firmenangaben zu halten.

Das in Oesterreich wohl meistbekannte Zu-satzöl, das sowohl zum Kraftstoff als auch zum Schmieröl.. (Motor. Getriebe, Differential) zugegeben werden kann, ist R e d e x. Dieser Zusatz, der, wie die Firma angibt, ein aus vielen Wirkstoffen zusammengesetztes Oeladditiv ist, konnte sich in Oesterreich relativ gut durchsetzen. Die Firma führt in einer ziemlich ausführlichen Beschreibung fünfzehn Vorteile an, die durch die Verwendung von Redex erreicht werden. Hier heißt es: 1. Fünfzehn Prozent mehr Kilometer und mehr Kraftstoff; 2. Fünfzehn Prozent größere Beschleunigung; 3. Erhöhung der Spitzengeschwindigkeit um zirka 10 Kilometer; 4. Steigerung der Bergfreudigkeit;

5. Erhöhung und Angleichung der Kompression;

6. leichteres Starten auch im Winter; 7. Verringerung des Motor klopf ens; 8. die Oeltempe-ratur in Motor, Getriebe und in der Hinterachse sinkt; 9. Verbesserung des Viscositäts-verhaltens (der Oele); 10. Erhöhung der Druckfestigkeit, dadurch größere Sicherheit bei übermäßiger Beanspruchung; 11. Verminderung der Oberflächenspannung und Erhöhung der Kriechfähigkeit des Oeles; 12. Verbesserung des Stockpunktes, so daß auch bei größerer Kälte sichere Schmierwirkung gewährleistet ist;

13. Verminderung der Rückstandsbildung;

14. Entfernung alter Rückstände, die sich vor der Verwendung von Redex gebildet haben;

15. Erhöhung der Alterungsbeständigkeit und Lebensdauer des Oeles.

Eine Reihe von Attesten liegt der Beschreibung bei, darunter auch eines vom Institut für organisch-chemische Technologie, Technische Hochschule Wien, in dem eine Verringerung des Kraftstoffbedarfes um 14 Prozent sowie eine Erhöhung des Beschleunigungsvermögens in den einzelnen Gängen um etwa 15 Prozent angeführt wird. Weiterhin wird in diesem Gutachten eine Erhöhung des Steigvermögens, Verhinderung des Heißlaufens der Maschine bei Ueberbelastung und wesentlich ruhigerer Lauf im Dauerbetrieb, Verringerung der Bildung von Oelkohle im Verbrennungsraum und an der Zündkerze sowie lockerer Oelkohlebelag, der nicht eingebrannt und leicht entfernbar ist, erwähnt. Das Institut für chemische Technik der Technischen Hochschule Fridericiana, Karlsruhe, wiederum bestätigt, daß die Ursache für Korrosionserscheinungen am Metall durch einen Zusatz von 25 Prozent Redex auf mehr als den zehnten Teil ohne Redex-Zusatz zurückgedrängt wurden. Die Eidgenössische Material-prüfungs- und Versuchsanstalt für Industrie, Bauwesen und Gewerbe in Zürich gibt bei Verwendung einer entsprechenden Menge dieses Zusatzmittels eine Erhöhung der Druckfestigkeit von 30 bis 40 Prozent an.

Ein weiterer Zusatz, der neuerdings in Oesterreich angeboten wird, ist das Molykote. Es handelt sich hier ebenfalls um ein Erzeugnis, das die Notlaufeigenschaften wesentlich erhöhen soll. Die besondere Schmierfähigkeit wird durch die Verwendung von hochgradig gereinigtem Molybdändisulfid ausgelöst. Wie die Firma angibt, besteht die Wirkung in der Bildung eines festen Schmierfilms, der auf der Metallober-fläche gut haftet und nicht wegfließen kann. Mischt man zum Beispiel Molykote A dem Motor- oder Getriebeöl bei, dann bilden sich an der Zylinderwand deS Motors, auf dem Kolben und an allen hochbeanspruchten Stellen, vor allem aber dort, wo Druck und Abrieb am stärksten auftreten, . ein druckbeständiger, schmiegsamer und dauerhafter Schmierfilm, der die gleitenden Teile vor starkem Abrieb und Verschleiß schützt. Dies ist einem Sonderdruck zu entnehmen, der uns vom Technischen Dienst der Molykote-AG, München, zur Verfügung gestellt wurde.

Die eingangs erwähnten Notlaufeigenschaften sollen durch die Verwendung von Molykote sehr wesentlich erhöht werden, das heißt, Motorschäden durch Kolben- oder Lagerfressen, Blockieren oder Hängenbleiben der Ventile werden selbst bei aussetzender Oelzufuhr weitestgehend vermieden. Auch hier wird wiederum bei Verminderung dieses Hochleistungsschmiermittels darauf hingewiesen, daß bei Bergfahrten, bei dauernd hoher Geschwindigkeit auf der Autobahn oder Kaltstart im Winter die Vorteile von Molykote besonders augenfällig werden.

Lieber dieses Zusatzmittel liegt uns folgender Bericht von einem interessanten Versuch vor. Es ging hierbei um eine Versuchsfahrt mit einem molykotierten Volkswagen, der ohne Oel gefahren wurde. Wir zitieren hier wörtlich, was Ing. O. L. Studer, Zürich, auf dem Ersten Internationalen Kongreß über die Anwendung von Molybdändisulfid als Schmiermittel in Bad Ragaz in der Schweiz berichtete: „Die Maschine wurde nach einer speziellen Behandlung mit Molykote ohne Oel über die Strecke Samen— Luzern—Sankt Gotthard—Lugano—Bellinzona— San Bernardino—Chur—Pfäffikon, also insgesamt 480 Kilometer, gefahren. Der Geschwindigkeitsdurchschnitt während der Versuchsfahrt betrug 53 km/h. Nach dieser Fahrt wurde der Motor unter Kontrolle demontiert... Der Befund gibt an, Kolben und Zylinderlaufbahnen waren einwandfrei, keine Trockenlaufspur, Ventilzustand ebenfalls normal, Kurbelwelle zeigt blaue Anlauffarbe, woraus geschlossen wurde, daß die Temperatur hier etwa 200 Grad Celsius betragen haben muß.“ Dieser Versuch ist natürlich nicht dazu angetan, ihn nachzuahmen, son-der^n unter ganz gewissen Voraussetzungen und Bedingungen wissenschaftlich durchgeführt worden. 1

Auf der erwähnten Tagung wurde auch festgestellt, daß durch Erfahrungen in der Schweiz mit einer Lebensverlängerung der Motoren bei Verwendung von Molykote A von 50 bis 70 Prozent gerechnet werden kann. Auch hier wird wiederum angegeben, daß die Höchstgeschwindigkeit bei Verwendung von Molykote A um nicht weniger als 15 Prozent gesteigert wird. Ein Kraftstoff additiv, das ebenfals seit einiger Zeit in Oesterreich angeboten wird, ist das Carburol. Hierzu sagt die betreffende Firma, daß auf Grund langer Versuchsreihen festgestellt wurde, bei Verwendung von Carburol komme es bei Zugrundelegung einer gefahrenen Strecke von etwa 300 km pro Woche zu einer Ersparnis von 126 Schilling im Monat. Wir zitieren weiter, daß das in* diesem Fall in Betracht gezogene Fahrzeug ein Gewicht von 910 kg aufweist und mit einem Vierzylindermotor ausgestattet ist, der 37 PS Leistung bei 3700 U/min abgibt. Auch hier wird wiederum als Ursache der Leistungssteigerung, Verbrauchsverminderung und dadurch Wirtschaftlichkeit folgendes angegeben: 1. Carburol entfernt die harte Oelkohleschicht im Verbrennungsraum, Kolbenboden usw. und hinterläßt eine feine, seidige Oeloberfläche; 2. Die Kolbenringe werden durch die reinigende Wirkung freigehalten, wodurch Verdichtungserhöhung und dadurch Verminderung des Kraftstoffes und Erhöhung der Leistung Hand in Hand gehen. Das gleiche gilt natürlich für saubere Ventile und saubere Schlitze bei Zweitaktmotoren. Auch Carburol wirkt klopfbremsend, da es, wie wir aus der erwähnten Veröffentlichung entnehmen können, Antiklopfmittel enthält. Auch auf die KaltStartschwierigkeiten und die damit verbundene größere Abnutzung geht man in dieser Schrift ein. „Während des Stillstands des Motors fließt das im Zylinder vorhandene Oel fast vollständig ab. Außerdem ist der Motor beim Anlassen meist kalt, wobei das Oel zähflüssig wird. Während des Anlassens und Warmwerdens — in der Regel zwei bis drei Minuten — bewegt sich der Kolben vier- bis fünftausendmal im trockenen Zylinder. Diese Abnützung ist äußerst groß und wird immer ungünstiger bei öfterem Anlassen. Carburol, welches dem Kraftstoff beigemengt wird, schmiert sofort die trockenen Teile und sorgt für einen ausreichenden Oelfilm während der Dauer des Motorbetriebes.“ Hierzu wäre zu bemerken, daß die Zylinderwände auch bei längeren Stehzeiten selbstverständlich nicht trocken sind, sondern auch dann noch einen Oelfilm besitzen, wenn er auch nicht voll ausreichend ist, die Schmierung komplett zu übernehmen.

Alle auf dem Markt befindlichen Zusatzprodukte dieser Art, wie es auch das neuerdings in Oesterreich stark, propagierte B a r d a h 1 darstellt, über das wir, sobald uns ausführliche Unterlagen zur Verfügung stehen, ebenfalls berichten werden, sind Additive, die alle ziemlich die gleichen Eigenschaften und Auswirkungen aufweisen. Wir selbst konnten mit ihnen deshalb keine Erfahrungen sammeln, da es auch bei ausführlichen Versuchen schwer ist, nachzuweisen, ob diese oder jene Eigenschaft einer Maschine auf die Verwendung des betreffenden Zusatzmittels zurückzuführen ist oder nicht vielleicht von vornherein gegeben gewesen wäre. Angenommen, bei einer den Motor anstrengenden Fahrt frißt der Kolben eines Zweitaktmotors. Hätte man ein Zusatzmittel verwendet, dann wäre dies vielleicht nicht passiert. Im gegenteiligen Fall aber ist der Beweis, daß das Zusatzmittel wirklich ein Fressen des Kolbens verhindert hat, nur sehr schwer anzutreten. Ohne weiteres können solche Versuche natürlich als Reihenversuche von Fabriken durchgeführt werden, die dann auf Grund längerer Ueberprüfung bei einzelnen Fahrzeugen, die unter gleichen Voraussetzungen bei verschiedenen Bedingungen auf die Strecke geschickt werden, zu Ergebnissen führen. Dies gilt natürlich auch für die Verminderung von Abnützungserscheinungen und ähnlichem. Außefdem ist es einer Fabrik ohne weiteres möglich, die Notlaufeigenschaften eines Zusatzpräparates festzustellen, was der Privatfahrer mit seinem eigenen Fahrzeug kaum jemals freiwillig durchführen wird.

Die relativ starke Verwendung, die diese Zusatzschmiermittel iiind Kraftstoff verbesserer heute erfahren; läßt im'allgemeinen 1 auf-gia*e??-, Erfahrungen'“'mit * diesÄ i Präpara'ten* 1 schließen. ZumgH sind uns keinerlei F^ bekannt rflV Verwendung zu Störungen, Schaden

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