Happy Birthday Louise Brown!

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Louise Brown, das erste „Retortenbaby“, feiert dieser Tage ihren 30. Geburtstag. Als sie 1978 das Licht der Welt erblickt, ist auf einem Seite-1-Kommentar der Furche zu lesen: „Stehen wir an der Tür zu Huxleys ‚Schöner neuer Welt‘, in der die Menschen grundsätzlich nur mehr im Labor gezüchtet werden?“ Aus der nötigen zeitlichen Distanz heraus lässt sich heute darauf klar anworten: Nein, die meisten Kinder werden immer noch auf natürlichem Wege gezeugt. Wohl auch weil es einfach mehr Spaß macht.

Apropos Spaß. Der fehlte im Furche-Kommentar: „Christliche Eltern aber, denen Kindersegen gegen ihren Willen versagt geblieben ist, sollten (…) das Kreuz auf sich nehmen, das ihnen bestimmt ist.“ Diese Haltung ist immerhin konsequent (wenn auch nicht meine) und enthält – so scheint es mir – eine implizite Fehlannahme: Die künstliche Befruchtung biete eine einfache technische Lösung. Das Gegenteil stimmt. Auch ein junges Paar, das hofft mittels Invitro-Fertilisation zu einem Kind zu kommen, trägt ein Kreuz. Ja, die psychische Belastung kann so unerträglich werden, dass die Beziehung in die Brüche geht. Folglich hat die IVF-Technik nicht bloß eine andere Option des Kinderkriegens geschaffen, sondern ganz neue Begehrlichkeiten erzeugt. So auch den Wunsch nach einem gesunden Kind. Verständlich. Deshalb wird in vielen Ländern eifrig auf Gen- und Chromosomenschäden getestet. In Österreich hingegen nur mit Einschränkung. Dafür darf man später abtreiben. Eine seltsame, inkonsistente Lösung.

In den Niederlanden ist man unlängst noch einen Schritt weiter gegangen: Dort dürfen Embryonen mit einem erhöhten (Brust-) Krebsrisiko aussortiert werden. Der Krebs kann – muss aber nicht – im Erwachsenenalter ausbrechen. Aber gibt es ein Recht, Embryonen so zu selektieren, dass sie ein möglichst langes Leben haben? Ich denke nein. Denn das Leben ist keine potenziell hoch gefährliche Krankheit – selbst wenn es zu 100 Prozent tödlich verläuft.

thomas.muendle@furche.at

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