Gewichteheber - © Illustration: Rainer Messerklinger

Hochschulpolitik: Ausbildung als Kraftakt

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Das neue Regierungsprogramm hat für die Universitäten einige Änderungen vorgesehen. Für die ÖH fehlt jedoch das Bekenntnis zum freien und offenen Hochschulzugang. Wohin steuert die Hochschulpolitik?

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Das neue Regierungsprogramm hat für die Universitäten einige Änderungen vorgesehen. Für die ÖH fehlt jedoch das Bekenntnis zum freien und offenen Hochschulzugang. Wohin steuert die Hochschulpolitik?

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Bereits Anfang dieses Jahres machte Bildungsminister Heinz Faßmann einige Ankündigungen darüber, wohin die Reise der neuen Regierung in Sachen Hochschulpolitik gehen soll. Neben einer breit angelegten Digital-Offensive werden die Studiengebühren angepasst und das Studienrecht reformiert. Dieses will Faßmann „ein bisschen lebensnäher“ und „leistungsorientierter“ gestalten. Eine Neuerung: Studenten sollen nicht mehr beliebig viele Studien belegen dürfen. „Es macht wenig Sinn, wenn Studierende eine unlimitierte Anzahl an Studien gleichzeitig inskribieren können, das wird so nicht gut gehen“, sagte Faßmann Mitte Jänner beim Neujahrsempfang des Forschungsrats in Wien.

Rückendeckung gibt es von Sabine Seidler, Präsidentin der Universitätenkonferenz (uniko) und Rektorin der Technischen Universität Wien. Seidler hält die Limitierung für eine „gute Sache“. Doch hier stelle sich die Frage einer guten Umsetzung. „Studienwerber sollten sich vor Beginn eines Studiums überlegen, welches Studium sie belegen wollen“, sagte Seidler gegenüber der FURCHE. Das setze jedoch auch eine entsprechend qualifizierte Studieninformation voraus und auch eine adäquate Ausgestaltung der Studieneingangs- und Orientierungsphase. Dass Studenten in ihrer Wahl eingeschränkt werden sollen, sieht die Österreichische Hochschülerschaft kritisch.

„Es macht absolut keinen Sinn, die Anzahl der Studien zu beschränken, vor allem zu Lasten interdisziplinärer Lehre und Forschung“, sagt Dora Jandl aus dem Vorsitzteam der ÖH. Es gehe hier um „reine Showpolitik“, da im Schnitt etwa 1,6 Studien pro Studierendem gemessen werden, erklärt Jandl. Die Hochschülerschaft fordert aber vor allem ein einheitliches öffentliches Studienrecht für Universitäten, Fachhochschulen aber auch für Privatuniversitäten. Nur eine Verankerung aller Hochschulbereiche im öffentlichen Recht könne Rechtssicherheit garantieren und Willkür vermeiden.

„Gesicherte“ Universitätsfinanzierung

Im neuen Regierungsprogramm wurde auch ein „klares Bekenntnis zur Universitätsfinanzierung neu abgegeben“, erklärt Faßmann. Bis 2027 soll diese fest gesichert sein. Dabei habe man sich auf ein universitäres Zugangsmanagement geeinigt. Eine Uni könne nur dann eine Personal- und Infrastrukturplanung machen, wenn sie auch die Studierendenströme einigermaßen festlegen könne, erklärt Faßmann. Mit dem Bologna-Prozess und der zunehmenden Ökonomisierung der Unis wurden an den Hochschulen Leistungsvereinbarungen mit dem Staat eingeführt. Diese definieren gewisse Ziele, die das Budget sowie Professoren-Posten beeinflussen können. Für dieses Jahr ist etwa die Steigerung der Prüfungsaktivität geplant.

Bis Jahresende muss die Zahl der prüfungsaktiv betriebenen Studien um 3,6 Prozent anwachsen, sonst droht eine Budgetreduktion. Das bereitet uniko-Präsidentin Seidler jedoch Sorgen, da gleichzeitig die Zahl der Studenten sinke. Alleine in den letzten drei Jahren ist die Zahl der begonnenen Studien um sieben Prozent zurückgegangen. Zurückzuführen ist dies wohl auch auf die demografische Entwicklung. Dennoch müssen es die Universitäten schaffen, weniger Studenten zu mehr erfolgreich absolvierten Prüfungen und Abschlüssen zu bringen. Im Gegenzug werden etwa 360 zusätzliche Professuren geschaffen. Die zusätzlichen Stellen werden aber erst nach und nach – je nach Erreichung der Zielvorgaben – besetzt. Die seit Jahren angekündigte Novellierung des Studienrechts, die auch Maßnahmen zur Steigerung der Prüfungsaktivität treffen soll, ist nun Teil des neuen Regierungsprogramms“, sagt Seidler. Für die aktuelle Leistungsvereinbarung komme sie aber zu spät. „Es könnte sich in diesem Jahr herausstellen, dass die eine oder andere Universität trotz intensiver Bemühungen, die Zahl der prüfungsaktiven Studien zu steigern, dieses Ziel verfehlt“, sagt die uniko-Präsidentin.

Digital-Offensive

Mit einer neuen Digitalisierungsoffensive erhalten die Hochschulen 50 Millionen Euro zur Umsetzung von 35 Projekten zur digitalen und sozialen Transformation. Die ausgewählten Vorhaben müssen bis 2024 umgesetzt werden. Die Mittel seien nicht nach dem Gießkannenprinzip vergeben worden, erklärt Faßmann. „Gefördert wer den wirklich strukturverändernde, richtungs- und zukunftsweisende Projekte, die das Potenzial haben, das gesamte Universitäts- und Hochschulsystem innovativ und leistungsfähig für das digitale Zeitalter zu gestalten. Das können also auch nur Vorhaben sein, die mehrere Universitäten und andere Hochschulen und Bildungseinrichtungen gemeinsam umsetzen“, sagt der Bildungsminister. Der Zusammenschluss zu Kooperationen und Clustern sei deshalb ein weiteres, wichtiges Auswahlkriterium gewesen.

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