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Im Omnibus wie im Pkw

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Die Omnibusfabrik Perl-Auh'of brachte vor kurzem eine neue Type ihrer überall bekannten, selbsttragenden Heckbusse unter der Bezeichnung St42 auf den Markt, der 35, auf Wunsch auch 39 Sitzplätze aufweist. Der St 42 ist vor allen Dingen als Postomnibus gedacht, was jedoch nicht heißen soll, daß es sich um eine gewöhnliche Ausführung handelt, denn ausstattungsmäßig und den Sichtverhältnissen nach, muß diese neue Konstruktion sogar zu den modernsten Luxusbussen gezählt werden. Trotz der relativen Größe dieses Fahrzeuges — es weist unterhalb des Fahrgastraumes große Gepäcksräume auf — erfolgt der Antrieb nur durch eine 90-PS-Diesel-Maschine, und zwar handelt es sich hierbei um den von Steyr erzeugten Vierzylinder-Dieselmotor der Type WD 413 B. lieber diese Maschine viele Worte zu verlieren, erübrigt sich, da dieser Motor in Tausenden von Lkwj seit Jahren zur vollsten Zufriedenheit ihrer Besitzer in Benützung steht.

Sie genießt internationalen Ruf und gehört zum Besten, das es derzeit auf diesem Gebiet überhaupt gibt. Daß ein Omnibus dieser Größe und Transportleistung mit einer 90- bzw. 9 5-PS-Maschine sein Auslangen findet, hat seine Ursache in der selbsttragenden Bauweise des Fahrzeuges, die ungemein gewichtsparend ist, ohne jedoch unstabil zu sein. Das Gewicht dieses Heckbusses beträgt 5500 kg. Die Spitzengeschwindigkeit dieses Fahrzeuges wird von der Firma mit 85 km angegeben. Wir selbst konnten sie nicht ausfahren, da der uns zur Prüfungsfahrt zur Verfügung stehende Omnibus fabrikneu war und somit die Maschine noch nicht voll belastet werden konnte.

Die Fahreigenschaften dieses an sich großen Fahrzeuges sind hervorragend. Es fährt sich fast wie ein Pkw., was für die Lenkung ebenso gilt wie für die Bremsen, Kupplung und Schalten. Es ist keinerlei größere Kraftanwendung erforderlich, um den Bus auch um engste Kurven verkehrssicher herumzuführen. Die Lenkung selbst ist in ihrer Wirkung sehr präzise und ermöglicht ein Steuern geradezu auf den Zentimeter genau. Wir konnten uns davon anläßlich einer Durchfahrt durch ein enges Tor überzeugen, das nur um einige Zentimeter breiter war als der Omnibus selbst. Die Schaltung ist sauber zu betätigen, obwohl das Schaltgestänge vom Führersitz durch den ganzen Omnibus bis ins Heck zum Getriebe reicht. Es handelt sich keineswegs um ein Synchrongetriebe, und dennoch ist ein geräuschloses Schalten aller Gänge mit Zwischenkuppeln und Zwischengas-geben ohne besonderes Gefühl einwandfrei möglich. Straßenlage und Federung sind vorbildlich. Der St 42 reicht nicht nur weitestgehend an die Fahreigenschaften eines Pkw. heran, sondern gewährleistet aus den angeführten Gründen darüber hinaus auch noch ein absolut verkehrssicheres Fahren.

Den Fahrgästen wird von allen Seiten beste Sicht nach allen Seiten, auch nach oben, wo Dachverglasung vorgesehen ist, geboten. Dachbelüftungen sorgen für gute Lüftungsverhältnisse im Fahrzeuginneren. Die Heizung ist so gestaltet, daß Warmluftaustritte an den gangseitig angeordneten Sitzen angebracht sind, wodurch jede Sitzreihe ausreichend mit Warmluft versorgt wird.

Mit der Konstruktion des St 42 beweist PeriAuhof neuerlich seine fortschrittliche Bauweise, wie diese Firma bei der Schaffung ihrer Omnibustypen überhaupt einen sehr klugen Weg beschreitet. So hat sie nie die Tendenz gezeigt, die erforderlichen Achsen, Lenkungen,Kupplungen, Getriebe oder Motoren selbst zu bauen, sondern bedient sich dabei Großserienerzeugnisse, die überall in Europa bei Reparaturen oder einem erforderlichen Austausch leicht erhältlich sind, so daß jene Teile, die einem effektiven Verschleiß unterliegen, leicht ausgewechselt werden können. Die Aufbauten sowie die Innenausstattung sind eigene Erzeugnisse der Firma. Sie unterliegen jedoch nur einer geringen Abnützung und sind daher weit weniger reparaturanfällig. Sollten sich jedoch — etwa durch Unfälle — dennoch allfällige Reparaturen ergeben, dann können sie ohne weiteres auch in Großwerkstätten des Auslandes behoben werden. Obwohl es sich bei dieser Firma also um relativ kleine Serien handelt, werden die Besitzer solcher Erzeugnisse bezüglich Reparaturen, Wartungs- oder Ueberholungs-arbeiten nie in Verlegenheit kommen, da die wirklicher Abnützung unterliegenden Aggregate Großserienerzeugnisse sind. Mit dem St 42 ist von neuem der Beweis erbracht, daß die österreichische Kraftfahrzeugindustrie in der Lage ist, auf dem Gebiete des Nutzkraftwagenbaues, und hier wiederum namentlich im Omnibusbau, Erzeugnisse auf den Markt zu bringen, die mit an der Spitze des heute auf diesem Gebiet Gebotenen stehen.

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