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In eine sorgenfreie Zukunft?
VON DER VERANTWORTUNG DES NATURWISSENSCHAFTLERS. Von Max Born. Gesammelte Vorträge. München. NjrmphenbUTger Verlagsbuchhandlung. 213 Seiten, Paperback DM 10.80, Leinen DM 15.80.
VON DER VERANTWORTUNG DES NATURWISSENSCHAFTLERS. Von Max Born. Gesammelte Vorträge. München. NjrmphenbUTger Verlagsbuchhandlung. 213 Seiten, Paperback DM 10.80, Leinen DM 15.80.
Max Born ist mit seinen Schülern Heisenberg und Jordan der Begründer der Quantenmechanik, auf der die erstaunlichen Fortschritte der modernen Atomphysik beruhen. Für sein wissenschaftliches Lebenswerk wurde ihm 1954 der Nobelpreis verliehen. M. Born zählt mit Recht zu jenen großen Naturwissenschaftlern, die der Menschheit nicht nur einen hoffnungsvollen Ausblick in eine reiche, sorgenfreie Zukunft eröffneten, sondern ihr zugleich auch das Mittel in die Hand gaben, sich selbst vor Erreichung dieses Zieles zugrunde zu richten.
Das vorliegende Buch enthält zehn Ansprachen, die Born aus verschiedenen Anlässen seit seiner Rückkehr nach Deutschland 1955 gehalten hat und die das Heidelberger Studio von Jänner bis März 1965 gesendet hat. Eine erste Gruppe von Vorträgen hat vor allem physikalische und philosophische Fragestellungen zum Gegenstand, so zum Beispiel: „Die Grenzen des physikalischen Weltbildes“ und „Symbol und Wirklichkeit“. Hier versucht er auf naturwissenschaftliche Weise zu philosophieren; vor allem in dem zweiten Vortrag bemüht er sich um die Klärung der gerade für den Physiker so wichtigen Begriffe der Entscheidbarkeit, Vergleichbarkeit, Entsprechung und Zuordnung; zugleich unterstreicht er die Notwendigkeit der „Rückkehr zur Anschauung“. — Schon die Titel der übrigen Referate: „An der Schwelle des Atomzeitalters“, „Der Mensch und das Atom“, „Die Physik in der Problematik unseres Zeitalters“, „Vom Segen und Unsegen der Weltraumfahrt“ und „Physik und Politik“ lassen vermuten, daß ihre gemeinsame Thematik die praktische Anwendung der physikalischen Erkenntnisse vor allem auf dem Gebiete der Atomenergie ist. In immer neuen Wendungen wird hier Borns Sorge spürbar, daß vielleicht durch einen verantwortungslosen Einsatz der Kernenergie die Menschheit sich selber vernichte. „Der Verstand“, so sagt er einmal, „unterscheidet zwischen Möglich und Unmöglich. Die Vernunft unterscheidet zwischen sinnvoll und sinnlos“. Er wird darum nicht müde, immer wieder an das Verantwortungsgefühl aller zu appellieren, das Mögliche zu unterlassen, wenn es sinnlos ist. Oppenheimer und Teller, die maßgeblich an der Entwicklung der Atombombe in den USA mitgewirkt haben, waren Borns Schüler in Göttingen. Er sagt von ihnen: „Es ist schön, so kluge und tüchtige Schüler gehabt zu haben, und doch wünschte ich, sie wären weniger klug als weise.“ In unserer Zeit des schrankenlosen Wettrüstens konzentriert sich seine ganze Hoffnung auf das Wachsen der moralischen Erkenntnis der Verwerflichkeit des zum Massenmord an Wehrlosen entarteten Krieges und der Vernunfterkenntnis der Unvereinbarkeit von technischer Kriegführung mit dem Überleben des Menschengeschlechts. Die von aufrichtiger Sorge um den Fortbestand der Menschheit durchdrungenen Ausführungen des berühmten Gelehrten appellieren an das Verantwortungsbewußtsein nicht nur der Naturwissenschaftler und Politiker; sie wollen zugleich auch die öffentliche Meinung alarmieren, und deshalb gehen sie alle an.
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